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Rückschlag für SpaceX und Elon Musk: Die Nasa öffnet sich für neue Partner im Artemis-Programm. Profitieren könnte Amazon-Gründer Jeff Bezos.
Washington D.C. – Als der damalige Präsident John F. Kennedy am 25. Mai 1961 vor dem US-Kongress das Ziel vorgab, „einen Amerikaner auf den Mond zu landen und ihn sicher zur Erde zurückzubringen, noch bevor das Jahrzehnt zu Ende gegangen ist“, war das ein äußerst kühner Plan. Doch er gelang bekanntermaßen: Am 21. Juli 1969 betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Lange ist’s her.
In der vergangenen Woche hat’s geklappt: das SpaceX-Starship beim Start. © Imago/joe Marino/IMAGO / UPI Photo
Heute scheint ein solches Vorhaben ungleich schwieriger umzusetzen. Knapp 53 Jahre, nachdem mit Eugene Cernan der vorerst letzte Astronaut seinen Fuß auf die staubige Oberfläche gesetzt hatte, ist kein Mensch mehr Richtung Mond geflogen – obwohl das schon längst der Fall hätte sein sollen: Ursprünglich war der erste Start einer bemannten Mondmission nach mehr als einem halben Jahrhundert Pause bereits für 2024 geplant gewesen. Doch der Termin wurde immer weiter verschoben, zuletzt auf 2028: Nach all den Verzögerungen und Unwägbarkeiten liegt er tatsächlich eher im Ungewissen.
Elon Musks SpaceX hinter dem Mondlande-Zeitplan
Mit SpaceX hatte Elon Musks Raumfahrtunternehmen von der US-Raumfahrtbehörde Nasa den Auftrag bekommen, die Astronautinnen und Astronauten der ersten bemannten Mission im Rahmen des neuen Artemis-Programms zum Mond zu bringen. Transportmittel soll die gewaltige Starship Rakete samt einer Mondlandefähre sein, die SpaceX auf Basis des firmeneigenen Starship-Landesystems entwickeln will. Denn so viel war klar: Die Nasa allein würde das gewaltige Mondprojekt nicht mehr wie vor 60 Jahren in weitgehend alleiniger Verantwortung stemmen können, sondern ist auf private Partner angewiesen.
Doch nun sieht es so aus, dass Musk den milliardenschweren Auftrag verlieren könnte. Am Montag (20. Oktober) erklärte der kommissarische Nasa-Chef und US-Verkehrsminister Sean Duffy im Fernsehsender CNBC, der Vertrag werde geöffnet, der Zuschlag könne womöglich an ein anderes Unternehmen gehen. Infrage dafür kommt insbesondere Musks größter Konkurrent auf diesem Gebiet, Amazon-Gründer Jeff Bezos mit seiner Raumfahrtfirma Blue Origin.
„Starship“ von SpaceX – so ist die größte Rakete der Welt aufgebaut
Fotostrecke ansehenSpaceX liegt nicht mehr im Zeitplan für die Mondlandung
Der Hintergrund: SpaceX liegt nicht im Zeitplan, die Firma sei „hinterhergefallen“, wie Duffy anmerkte. „Ich liebe SpaceX, es ist ein fantastisches Unternehmen. Das Problem ist aber, dass sie im Rückstand sind.“ In der jüngeren Vergangenheit gab es etliche Pannen – und man will unbedingt noch in der Amtszeit von Präsident Donald Trump zurück zum Mond. Das äußerte der Nasa-Chef im Fernsehen ganz unverblümt.
Trumps zweite Amtszeit endet im Januar 2029. Zudem, so Duffy, befinde man sich wie schon in den 1960er Jahren wieder in einem „Wettrennen im Weltraum“. Damals war es die Sowjetunion, heute ist es China. Dieses zweite „Space Race“ wolle man gewinnen und deshalb „andere Raumfahrtunternehmen wie Blue Origin mit SpaceX konkurrieren lassen“. Duffy gab sich optimistisch: „Wir werden zum Mond zurückkehren und dort eine Basis errichten.“
Blue Orgin soll ebenfalls für die Nasa zum Mond fliegen
Jeff Bezos ist mit Blue Origin bereits für das Artemis-Programm eingeplant und hat ebenfalls einen Vertrag, jedoch nicht für den bemannten Jungfernflug, sondern für spätere Missionen. Vorgesehen ist, dass Blue Origin eine Mondlandefähre – Name: „Blue Moon“ – beisteuert. Sie soll bis 2030 einsatzfähig sein und mit Menschen an Bord auf dem Mond landen können. Eine kleinere Version zur Beförderung von Fracht soll bis 2026 startklar sein. Neben SpaceX und Blue Origin sind noch weitere Unternehmen beim Artemis-Programm mit im Boot, unter anderem Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman.
Den möglichen früheren Einstieg von Bezos ins Artemis-Programm kommentierte Musk am Montag auf seiner Plattform X mit der (falschen) Behauptung: „Blue Origin hat noch nie eine Nutzlast in die Umlaufbahn gebracht, geschweige denn zum Mond“. Tatsächlich hatte die New-Glenn-Rakete, benannt nach dem legendären Astronauten John Glenn, von Blue Origin bei ihrem Jungfernflug im Januar erfolgreich eine Testnutzlast, die unternehmenseigene Sonde „Blue Ring“, in den Orbit befördert. Musk schrieb deshalb später von einer „nützlichen Nutzlast“.
Der Erdtrabant bietet wichtige Ressourcen
Dafür, dass SpaceX in Misskredit geraten ist, gibt es naheliegende Gründe. So erlitt Musk mit seinem Testprogramm für das Starship-System mehrere Fehlschläge. Im Januar explodierte ein unbemannter Prototyp Minuten nach dem Start über dem Golf von Mexiko, im April scheiterte ein Testflug wegen eines Triebwerksausfalls und im Juni explodierte ein weiterer Prototyp bei einem Bodentest in Texas.
Allerdings lief in der vergangenen Woche der elfte Testflug der riesigen Starship-Rakete – des größten jemals gebauten Trägersystems – ohne Probleme ab. Zudem war es vor einigen Monaten zwischen den ehemals best Buddys Donald Trump und Elon Musk wegen der Steuer- und Haushaltspolitik des Präsidenten zum öffentlich ausgetragenen Zerwürfnis gekommen.
USA wollen 2028 zum Mond zurückkehren
Die Rückkehr zum Mond stellte Duffy bei seinem Fernsehauftritt für 2028 in Aussicht. Frühere Termine – Ende 2024, im Jahr 2025, September 2026, Mitte 2027 – waren zuvor immer wieder verworfen worden waren. Geplant ist eine Landung am Südpol des Erdtrabanten. Zuvor sollte es als „Generalprobe“ einen zehntägigen Flug um den Mond geben, allerdings ohne dort aufzusetzen. Diese Artemis-2-Mission ist für April 2026 vorgesehen, könnte aber noch auf Februar vorgezogen werden, wie Duffy sagte.
Ziel des Artemis-Programms ist eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond. Zudem soll der Erdtrabant als Zwischenstation für eine mögliche Weiterreise zum Mars genutzt werden – wobei dieses noch ambitioniertere Projekt derzeit in sehr weiter Ferne liegen dürfte. Der Mond ist indes nicht nur als prestigeträchtiges Ziel und Forschungsobjekt oder als Startrampe zum roten Planeten interessant, sondern auch wegen seiner Ressourcen. Er beherbergt unter anderem Metalle wie Eisen oder Aluminium, seltene Erden und mit Helium-3 einen möglichen Brennstoff für die Kernfusion. Auch China will auf dem Mond eine Basis errichten und strebt eine erste bemannte Landung für das Jahr 2030 an. Spätestens. (pam)