Donald Trump hatte den Anwalt Paul Ingrassia für den Chefposten einer Kontrollbehörde vorgesehen. Mit dieser Personalie stößt er auf Widerstand in den eigenen Reihen. Ingrassia zog seine Kandidatur nun zurück.
US-Präsident Donald Trump stößt auf seltenen Widerstand in den eigenen Reihen. Er hatte den 30-jährigen Anwalt Paul Ingrassia für den Chefposten einer Kontrollbehörde, das Office of Special Counsel (OSC), nominiert. Nachdem allerdings einige haarsträubende Chats von Ingrassia geleakt wurden, trat der Anwalt am Dienstagabend überraschend von seiner Kandidatur zurück.
„Politico“ hatte am Montag mehrere Chats veröffentlicht, in denen Ingrassia unter anderem schrieb: „Martin Luther King Jr. war der George Floyd der 60er-Jahre, und sein ‚Feiertag‘ sollte abgeschafft und in den siebten Kreis der Hölle verbannt werden, wo er hingehört.“ Zudem bezeichnete er sich selbst in einer SMS-Nachricht als jemanden mit den Zügen eines Nazis, wörtlich sprach er von einer „Nazi-Ader“, die er in sich habe.
„Er wird nicht durchkommen“, hatte Thune gedroht
Daraufhin meldete sich der einflussreiche republikanische Senator John Thune zu Wort und forderte Donald Trump auf, die Nominierung seines Unterstützers zurückzuziehen. „Er wird nicht durchkommen“, warnte Thune vor Journalisten seinen Präsidenten. Auch der Republikaner Rick Scott kündigte an, Ingrassia nicht zu unterstützen. Einige der konservativsten und treuesten Trump-Anhänger im Senat hatten ebenfalls Bedenken und kündigten an, Ingressia bei der Wahl durchfallen zu lassen.
Ingressia schickte einen Anwalt vor. Edward Andrew Paltzik erklärte gegenüber „Politico“, die Nachrichten könnten manipuliert oder aus dem Zusammenhang gerissen worden sein. Ihre Echtheit könne sein Mandant jedenfalls nicht bestätigen. Für den Fall, dass sie doch authentisch sein sollten, seien sie eindeutig als selbstironischer und satirischer Humor einzustufen.
Das Office of Special Counsel ist eine Untersuchungs- und Strafverfolgungsbehörde, die Bundesbedienstete und Whistleblower vor Vergeltungsmaßnahmen schützt, wenn sie Missstände melden. Außerdem überwacht die Behörde die Einhaltung des Hatch Act, der parteipolitische Aktivitäten von Regierungsangestellten einschränkt. Zu sensible Themen, als dass sie jemand mit einer solchen Gesinnung wie Ingressia ausführen könnte, fanden zahlreiche Senatoren.
Es gibt nicht viele Fälle, in denen der von den Republikanern kontrollierte Senat den Personalvorschlägen Donald Trumps nicht folgt. Das weiß auch Paul Ingressia und zog seine Kandidatur am Abend zurück. Eine schwere Niederlage für Trump. Er hatte Ingrassia erst kürzlich noch in einem Social-Media-Post als „hoch angesehenen Anwalt, Autor und Verfassungsexperten“ bezeichnet.
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