– Manche Bücher spielen in der Gegenwart, andere in der Vergangenheit, diese hier spielen in der Zukunft. Mit Szenarien, die mal weiter entfernt sind und anderen, die uns kurz bevor stehen.
Es ist erstaunlich, welchen Effekt Bücher und Filme, die in der Zukunft spielen, auf unsere Gegenwart haben. So dienten viele der Geräte, die es vor einigen Jahrzehnten noch ausschließlich in Science Fiction-Geschichten gab, als Inspiration für Handys, Headsets und andere Gadgets, die für uns heute zum absoluten Alltag gehören.
Doch es lässt sich auch hervorragend Kritik an der Gegenwart und sogar der Vergangenheit üben, wenn man den Blick in die Zukunft richtet. Wir haben drei Titel für Sie herausgesucht, mit denen Sie sich in ferne Welten lesen können, die uns vielleicht in der Zukunft erwarten.
„Skyward“ von Brandon Sanderson
Diese SciFi-Reihe lässt sich eindeutig dem klassischen Science Fiction zuordnen, angereichert mit modernen Elementen.
Spensa hat nur ein Ziel: Sie will in die Kadetten-Akademie der Defiant Defense Forces, kurz DDF, aufgenommen werden. Als Pilotin könnte sie nicht nur den letzten Rest der Menschheit, der sich auf dem trostlosen Planeten Detritus verschanzt hat, verteidigen. Es ist auch der einzige Weg, den Namen ihrer Familie reinzuwaschen. Denn Spensas Vater gilt als Verräter und größter Feigling der DDF.
Trotz aller Widerstände schafft es Spensa, als Kadettin aufgenommen zu werden. Während ihrer Ausbildung, die von Schikane und Problemen geprägt ist, erwacht eine geheimnisvolle Macht in Spensa. Ist diese Macht eine Chance für die Menschen oder wird Spensa durch sie zur Gefahr für alle Menschen, die sie liebt?
„Skyward“ zeigt uns die dystopischen Zukunftsvisionen, die für neuere SciFi-Werke beinahe typisch sind. Modernste Technik wird kombiniert mit rudimentären Lebensbedingungen, in denen sich dieser letzte Rest der Menschheit am Leben hält.
Die Handlung spielt so weit in der Zukunft, dass sich die Figuren auf die Suche nach einer Vergangenheit begeben, die wir noch nicht einmal erlebt haben. Ausgerechnet die im Roman auftauchende künstliche Intelligenz bringt dann auch noch eine amüsante Note in die Geschichte. Vermischt wird das ganze mit übernatürlichen Fähigkeiten mancher Personen, die fast einen Hauch von Fantasy in die Gleichung bringen.
Weitere Einblicke, beispielsweise, wie es in der Buchreihe weitergeht, lesen Sie in diesem Beitrag:
„Skyward – Der Ruf der Sterne“: Dystopisches SciFi-Abenteuer um eine junge Sternenpilotin
Skyward – Der Ruf der Sterne
von Brandon Sanderson
- übersetzt von Oliver Plaschka
- 576 Seiten
- Knaur TB, 2. August 2021
- ISBN: 978-3-426-52686-6
- 16,99 Euro
„Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“ von Fiona Sironic
Unser nächster Buchtipp spielt in einer Zukunft, die so nahe ist, dass es fast wehtut. Weil wir bereits sehen können, wo uns der globale Umgang mit dem Klimaschutz in nur einer Generation vermutlich hinbringen könnte.
Die eigentliche Handlung ist schnell erzählt. Im Zentrum steht unsere Erzählinstanz, die 15-jährige Era, und berichtet, wie sie die ein Jahr ältere Maja kennenlernt, eine Beziehung mit ihr eingeht und wie die Beziehung wieder zerbricht.
Natürlich hat diese Geschichte noch viele andere Dimensionen, die an dieser Stelle hintangestellt werden. Weitere Einblicke gewährt Ihnen unsere Einzelrezension:
Dystopie und Realismus: Ein Blick in unsere nahe Zukunft – Buchtipp
Denn das wirklich faszinierende an diesem Roman ist die Zukunftsvision, die Fiona Sironic zeichnet. Eine nahe Zukunft, in der es bereits keinen Winter mehr gibt und der Sommer so heiß ist, dass man kaum mehr nach draußen gehen kann. Wo Menschen aus den aufgeheizten Städten fliehen, um im Wald zu leben, auch wenn dort die ständige Gefahr von Waldbränden ihre Existenz bedroht. In der die Schere zwischen Arm und Reich so weit auseinander gegangen ist, dass sich die einen von in Wasser aufgelöstem Pulver ernähren, während andere Urlaub in künstliche Weinbergen machen.
Ein Blick in die Zukunft, der zugleich faszinierend und beängstigend ist, aber auch vom Einfallsreichtum der Menschen zeugt.
„Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“
von Fiona Sironic
- 208 Seiten
- Ecco
- ISBN: 9783753001067
- 23 Euro
„Das Wort für Welt ist Wald“ von Ursula Le Guin
Kommen wir nun noch zu einem absoluten SciFi-Klassiker, mit dem Ursula Le Guin in den 1970er-Jahren Realkritik im großen Stil übte.
In einer fernen Zukunft hat der Mensch die Erde vollständig ausgebeutet. In bester Kolonialismus-Manier hat das aber niemanden davon abgehalten, genauso weiterzumachen wie bisher. Nur bewegt sich der Kolonialismus jetzt auch in anderen Umlaufbahnen, ganze Planeten werden für Rohstoffe ausgebeutet, die das Leben auf der Erde erträglicher machen sollen.
Der Hintergrund für „Das Wort für Welt ist Wald“ erinnert an James Camerons „Avatar“-Filme. Wir befinden uns in einer Zukunft, in der die Menschen die Ressourcen der Erde restlos ausgebeutet haben und auf anderen Planeten danach suchen. Die Kolonie auf „Neu-Tahiti“ ist nur wenige Jahre alt, doch die Neuankömmlinge haben bereits große Waldflächen gerodet und das Holz zur Erde geschickt, denn dieses Material ist mehr wert als Gold.
Der Planet, wahlweise „Welt 41“, „Neu-Tahiti“ oder „Athshe“ genannt, abhängig davon, wen man fragt, ist keineswegs unbewohnt. Tatsächlich lebt hier eine humanoide Spezies, die vermutlich von viel früheren menschlichen Siedlern abstammt, durch die Evolution aber nur noch wenig mit den Erdlingen gemeinsam hat. So sind sie beispielsweise friedliebend und benutzen Waffen ausnahmslos zur Jagd. Was es für die Neuankömmlinge natürlich umso einfacher macht, sie zu unterdrücken.
Doch wie lange lässt es sich eine Spezies gefallen, von Außerirdischen unterdrückt zu werden? Wie lange kann eine Spezies dabei zusehen, wie ihre Welt zerstört wird? Wie lange dauert es, bis eine zuvor gewaltfreie Spezies zu den Waffen greift und Menschen tötet? Und wie wird das diese Spezies nachhaltig verändern?
Rassismuskritik, Kolonialismuskritik, Kritik an Ressourcenpolitik, und das bereits in den 1970er-Jahren, Kritik am Umgang mit der Umwelt und dem resultierenden Klimawandel. Das wirklich erschreckende an diesem Buch ist, dass bereits vor 50 Jahren absehbar war, wohin wir uns entwickeln, ohne dass die Reise in andere Bahnen gelenkt worden wäre.
Derzeit gibt es keine aktuelle Auflage von „Das Wort für Welt ist Wald“. Auf den einschlägigen Portalen wie Amazon, Rebuy und anderen lassen sich aber noch immer gebrauchte Exemplare für wenig Geld ergattern.
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