Boris Pistorius kommt in Kanada zur Pressekonferenz zu einem U-Boot-Projekt

Stand: 22.10.2025 08:52 Uhr

Verteidigungsminister Pistorius ist in Kanada, um Werbung für den Kauf deutscher U-Boote zu machen. Ob das Milliardengeschäft zustande kommt, ist jedoch offen – denn es gibt einen starken Konkurrenten.


Oliver Neuroth

An Selbstbewusstsein mangelt es Boris Pistorius bei diesem Besuch in Kanada nicht. Er tritt als eine Art Botschafter für deutsche Rüstungsprodukte auf und stellt fest: U-Boote aus Deutschland seien kaum zu überbieten.

Südkorea, der Hauptkonkurrent im Rennen um den kanadischen Großauftrag, komme da nicht heran. „Sie bauen exzellente U-Boote, wir bauen bessere“, sagt Pistorius vor internationalen Pressevertretern in Ottawa.

Es geht um ein 73 Meter langes U-Boot, das der deutsche Hersteller thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) mit Sitz in Kiel baut, Norwegen ist an dem Projekt beteiligt. Der mögliche Auftrag aus Kanada hätte ein Volumen in zweistelliger Milliardenhöhe. „Diese Schlüsseltechnologie wollen wir fördern und sichern in Deutschland – und auch die damit verbundenen Industriearbeitsplätze und das Know-how sichern“, sagt der Minister.

Einheitliche Standards haben viele Vorteile

Das U-Boot vom Typ 212CD ist mit einer verbesserten Tarnkappentechnik ausgerüstet und hat eine besonders große Reichweite. Pistorius spricht vom modernsten U-Boot auf dem Markt, vom State-of-the-Art-Modell: „Wir reden nicht über den bloßen Verkauf einer bestimmten Zahl von U-Booten. Es geht nicht darum, dass irgendjemand etwas kauft und dann ’see and forget‘. Es geht um viel mehr: um Kooperation auf Jahrzehnte. Wir reden über 40 oder 50 Jahre.“

So lange sind U-Boote normalerweise in Betrieb und so lange müssen sie instand gehalten werden. Besitzen mehrere Länder den gleichen Typ, können sie bei der Wartung und Ausbildung von Crews zusammenarbeiten und Kosten sparen.

Für einheitliche Standards macht sich auch der norwegische Verteidigungsminister Tore Sandvik stark: „Die Erfahrung der Ukraine mit der Rüstungshilfe der Partnerstaaten zeigt: Viel von der militärischen Ausrüstung passt einfach nicht zusammen. Waffen müssen kompatibel sein unter Partnerländern, wir müssen die gleichen Waffensysteme kaufen.“

U-Boote aus Südkorea sind wohl preiswerter

Doch auch der Preis spielt immer eine Rolle. Ebenso bei der konkreten Frage, welches U-Boot-System Kanada letztlich kauft. Südkorea könnte wahrscheinlich günstiger produzieren und behauptet, schneller zu liefern als die Konkurrenz aus Deutschland und Norwegen.

Außerdem wird noch verhandelt, welche Gegenleistung Kanada für das Geschäft bekäme, was sich die kanadische Wirtschaft von diesem Deal erwarten kann – ein übliches Verfahren bei solch großen Rüstungsgeschäften.

Deutschland brauche sich nicht zu verstecken, sagt Thomas Erndl, Bundestagsabgeordneter der CSU und verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, der zur Delegation dieser Nordatlantik-Reise gehört: „Für die Bundeswehr kaufen wir Flugzeuge in Kanada. Wir sind in verschiedenen Software-Bereichen auf der Suche nach Systemen, die hier in Kanada produziert werden. Also es gibt schon einen regen Austausch auch mit der kanadischen Industrie.“

Der könnte noch intensiver werden, sollte das U-Boot-Geschäft zustande kommen: thyssenkrupp Marine Systems bietet für den Fall an, dass sogar Teile der U-Boot-Produktion nach Kanada gehen könnten. Trotzdem: Die Regierung in Ottawa lässt sich bisher nicht in die Karten schauen, welchen Anbieter sie bevorzugt. Eine Entscheidung soll bis zum Frühjahr nächsten Jahres fallen.