
Betroffenheit – dies ist die Gefühlslage bei Bayer Leverkusen nach der kräftigen Backpfeife von Champion Paris St. Germain. Es fällt schwer, zur Tagesordnung überzugehen.
Robert Andrich hatte am Dienstagabend eine große Aufgabe: Der Defensiv-Organisator und „Abräumer“ im Mittelfeld sollte die junge Bayer-Mannschaft als Anführer ins Match gegen den amtierenden Champion führen. Die Sache ging gehörig schief: Bayer fing sich eine zumindest in der Höhe schmerzhafte 2:7 (1:4)-Abreibung.
Entscheidend: In der 33. Minute wurde ausgerechnet Andrich vom spanischen Schiedsrichter Jesus Gil Manzano wegen eines Ellbogenchecks gegen Désiré Doué vorzeitig zum Duschen geschickt.
Rot gegen Andrich – Bayer-Schicksal besiegelt
Völlig unnötig hatte er Doué den Ellbogen ins Gesicht geschlagen – irgendwo im Mittelfeld ohne echten Kampf um den Ball. Schiri Manzano hatte zunächst nur Gelb gezeigt, nach Video-Check korrigierte er und gab Rot. Bayers Schicksal war gewissermaßen besiegelt.
Innerhalb 387 Sekunden gab die Werkself die verrückte Partie aus der Hand. Kurz vor der Pause machten die Franzosen in sieben Minuten bei Zehn gegen Zehn aus einem 1:1 ein 4:1. Nach einer Notbremse von Illja Sabarnyj (37.) hatten sie dabei ebenfalls nur noch zu zehnt auf dem Platz gestanden.
„Waren zu offen“
Für Leverkusens Trainer Kasper Hjulmand war diese Phase spielentscheidend. „Wir waren zu offen, wir haben in diesen Minuten zu viele Fehler gemacht“, sagte der Däne, der seine erste Niederlage als Coach der Leverkusener kassierte. Die Klatsche tue „weh“, erklärte Hjulmand weiter: „Nicht nur zu verlieren, sondern vor allem mit diesem Ergebnis. Es ist eine Herausforderung, das abzuhaken. Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu schaffen, und das ist am Sonntag gegen Freiburg.“
Enttäuschung in Leverkusen.
„Wir müssen das Spiel analysieren, wir müssen uns verbessern.“ Das Ergebnis sei „enttäuschend“, sagte Innenverteidiger Edmond Tapsoba: „Wenn du Fehler machst, ist es normal, dass du bestraft wirst.“ Mittelfeldmann Aleix Garcia, der beide Leverkusener Treffer erzielt hatte, klagte: „Diese Niederlage schmerzt sehr“.
Garcia auf Souvenier-Jagd
Einen Platz für seinen Trostpreis hatte Garcia noch nicht im Kopf. „Weil ich jetzt noch wirklich wütend bin“, sagte der Doppel-Torschütze, der sich nach der Abreibung das Trikot von Ballon-d’Or-Gewinner Ousmane Dembélé gesichert hatte. Er habe schon vor dem Spiel danach gefragt, versicherte Garcia, denn: „Nach sieben Gegentoren hätte ich vielleicht nicht mehr darum gebeten.“
Für den französischen Ausnahmekönner hatte Garcia trotz der klaren Niederlage lobende Worte parat. „Für mich ist er der Beste. Er spielt rechts, links, innen, außen“, sagte Leverkusens Mittelfeldspieler. Das Trikot sei auch deshalb „etwas ganz Besonderes für mich“. Bayer-Sportchef Simon Rolfes war der fragwürdige Trikottausch nach der Klatsche jedenfalls „ziemlich egal“.
Volles Programm
In der Champions League steht Bayer nach drei absolvierten Partien schon ziemlich unter Druck. Zwei Remis und eine Niederlage stehen zu Buche – das macht Rang 27 in der Tabelle. In zwei Wochen geht es hier mit einem Gastspiel bei Benfica Lissabon weiter.
Zuvor ist aber erst einmal wieder Bundesliga-Alltag angesagt, was Bayer gut tun könnte. Der nächste Gegner SC Freiburg wird im heimischen Stadion eine nicht ganz so große Kragenweite haben. In der Woche darauf geht es dann im DFB-Pokal zum Zweitligisten SC Paderborn, bevor am 1. November die Auswärtspartie beim FC Bayern ansteht. Pausen gibt es derzeit keine.
Unsere Quellen:
- sportinformationsdienst
- dpa
- Homepage Bayer Leverkusen