München – Während der Coronapandemie ist vor allem bei älteren Frauen und Stadtbewohnern der Vitamin-D-Spiegel gesunken. Das ist das Ergebnis einer Analyse von Routine-Labordaten von mehr als 292.000 Patienten aus Bayern, die im Fachblatt Nature Communications veröffentlicht wurde (2025; DOI: 10.1038/s41467-025-64192-6).
Als einen Grund vermutet die Gruppe um Eva Grill von der Ludwig-Maximilians-Universität München, dass die Menschen durch Lockdowns, Homeoffice und veränderte Freizeitgewohnheiten weniger dem Sonnenlicht ausgesetzt waren.
Vitamin D wird hauptsächlich in der Haut durch die Einwirkung von UVB-Strahlung der Sonne gebildet. Es ist nicht nur wichtig für die Knochengesundheit. Auch Auswirkungen unter anderem auf das Immunsystem und das Diabetesrisiko werden diskutiert. Dabei ist das Thema Vitamin-D-Versorgung durchaus emotional aufgeladen. So gehen die Ansichten, wieviel Vitamin D genug ist und wer substituieren sollte, zum Teil weit auseinander.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Grill verglichen nun Laborwerte von Proben, die zwei Jahre vor der Pandemie und in den zwei Jahren während der Pandemie genommen worden waren. Demnach sank der mittlere Serumspiegel an 25-Hydroxyvitamin D in diesem Zeitraum signifikant von 26,7 µg/l auf 26,0 µg/l. Der Anteil aller Menschen mit Vitamin-D-Mangel (unter 20 µg/l) erhöhte sich von 31,2 auf 35,2 %.
Ältere Frauen im Alter von über 60 Jahren waren der Studie zufolge besonders deutlich vom Rückgang der Vitamin-D-Spiegel während der Pandemie betroffen. Dabei könnte den Forschenden zufolge Mehrbelastung und familiärer Stress eine Rolle gespielt haben.
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Abstract der Studie in Nature Communications
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Aber auch bei jüngeren Erwachsenen im Alter von 18 bis 39 Jahren stieg die Mangelrate von 34,6 auf 37,8 %. Hinzu kommt ein Stadt-Land-Gefälle. In städtischen Regionen waren Mangelraten durchweg höher als in ländlichen Gebieten. Städtische Lebensbedingungen – weniger Sonnenlicht durch Bebauung, eingeschränkte Grünflächen, höhere Luftverschmutzung – erschweren demnach die Vitamin-D-Produktion.