Österreich – das ist mein Traum. Wie jedem Traum hilft es gewiss auch diesem, dass ich ihn nicht oft in der Wirklichkeit überprüfe. Aber wann immer ich ihn kurz besucht habe, meinen Traum, in Wien, in Salzburg, in Klagenfurt, den Bergen, da schien es mir so, als sei dieses Land und seine Natur wirklich aus Papier errichtet worden, aus Geschichten, Theaterstücken, Legenden und aus Musik. Österreich – ein literarisches Land. Eine Erfindung.
Ich habe diese Erfindung früh in meinem Leben in einem dicken gelben Buch kennengelernt. Ein Buch, das mich gelehrt hat, was Lesen heißt und Leben. Das Stefan Zweig Buch heißt es, auf dem Cover ist der Autor als junger Mann gezeichnet, mit Buch in der Hand. Es war ein Zauber damals, als ich anfing, darin zu lesen. Man weiß ja nie, woher so ein Zauber kommt. Magie des Augenblicks in einer bestimmten, sekundenkurzen Phase des Lebens. Das kommt nie wieder. Ich war vielleicht fünfzehn Jahre alt, alles in mir war offen und staunend bereit für dieses Buch, in dem ich zum Beispiel die Geschichte von einem „Anton“ las, der nichts zum Leben braucht, kein Geld, kein Haus, der helfend und mit Freundlichkeit gesegnet durch ein Land zieht, überall wo Not am Mann ist, kurz Pause macht, hilft, heilt, repariert, dafür Unterkunft und Essen bekommt und danach einfach sorglos weiterzieht. So kann Leben gehen?, dachte ich und träumte mein Leben als ein Anton-Leben voraus.