Im Südosten Berlins, rund um den S-Bahnhof Sonnenallee, wird seit einigen Jahren gebaut. Während derzeit vor allem der Estrel Tower als bald höchstes Haus der Hauptstadt Aufmerksamkeit auf sich zieht, wurde auf der gegenüberliegenden Seite des Neuköllner Schifffahrtskanals bereits im vergangenen Jahr ein anderes Großprojekt fertiggestellt: der Campus SHED des Berliner Büros Thomas Müller Ivan Reimann Architekten – kein Hochhaus, sondern ein Komplex, der in die Länge geht. Beworben wird er als bunt gemischter, möglichst flexibler Gewerbe- und Hochschulcampus.

Das rund 300 Meter lange, schmale Grundstück liegt dicht zwischen Wasser und Bahntrasse. Wo früher Industrie ansässig war und bis 2020 der Techno-Club Griessmühle betrieben wurde, entstand auf etwa 15.500 Quadratmetern Grundstücksfläche ein Ensemble aus transformierten Bestandsbauten und neuen Solitären. Die umgebaute Community Hall wird durch Neubauten wie das Loft und den Workshop ergänzt, die sich entlang der Wasserkante aufreihen.

Den größten und wichtigsten Baustein des Ensembles bildet das Warehouse – ein sechsgeschossiger, langgestreckter Körper mit heller, streng gerasterter Metall-Glas-Fassade und markantem Sheddach. Der Name verweist auf die industrielle Vergangenheit des Ortes. Mit rund 34.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche ist das Gebäude klar organisiert: vier Erschließungskerne, drei Innenhöfe, flexible Grundrisse.

Genau diese Flexibilität ist das zentrale Werbeversprechen des Projekts, das von der Klingsöhr Unternehmensgruppe aus Berlin entwickelt wurde. Große Spannweiten, variable Raumstrukturen und neutrale Flächen sollen unterschiedlichste Nutzungen ermöglichen. Inzwischen haben sich Start-ups, Dienstleister und Organisationen wie Amnesty International angesiedelt. Hauptnutzerin ist derzeit die private SRH University of Applied Sciences mit ihren rund 3.000 Studierenden, die ihre zuvor verteilten Standorte hier gebündelt hat.

Laut Bauherrschaft wurden rund 180 Millionen Euro investiert – mit dem Ziel, eine Art eigene Infrastruktur zu schaffen, in der Bildung, Produktion, Forschung und Gastronomie zusammenkommen. Ob dieser Anspruch in dieser etwas abseitigeren Lage der Stadt eingelöst wird, bleibt abzuwarten. Immerhin: Die Mieten sollen günstiger sein als in der Innenstadt – ein pragmatisches Argument für eine ambitionierte Idee. (gk)

Fotos: Stefan Müller

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