Wenn sich kleinere Gemeinden für die Stärkung ihrer ländlichen Ortschaften einsetzen, gipfelt das zuweilen im Wunsch einer neuen Dorfmitte. Kaum eine Typologie kommt dafür besser infrage als die Versammlungsstätte so auch in Münsing am Starnberger See. Hier entwarfen Peck Daam Architekten (München) den Neubau für ein Bürgerhaus, dessen archetypische Kubatur an den Vorgängerbau erinnern soll.
Das Engagement der Bürger*innen spiegelt sich auch im Bauablauf wider. Rund 4.000 Menschen leben in Münsing im Ortskern etwa 1.500. Bereits 2008 erwarb die Kommune ein Grundstück gegenüber der Dorfkirche mit dem Ziel, dringend benötigten Wohnraum einerseits und einen Versammlungsraum für die Gemeinde andererseits zu schaffen. Das Baufeld wurde demnach zweigeteilt und die südliche Brachfläche in einem ersten Schritt mit einem scheunenartigen Mehrgenerationenhaus von Arc Architekten (Hirschbach) beplant.
Auf dem nördlichen Teil am Kirchplatz sollten dafür die Gemeinderäume entstehen. Hier befand sich bereits der alte Pallaufhof, ein langgestrecktes bayerisches Bauernhaus mit heller Putzfassade und dunklen Fensterläden. Noch vor einem Wettbewerb entschied sich die Stadt für den Abriss des Gebäudes und lobte 2018 einen Ersatzneubau mit retrospektiver Kubatur aus. Unter 16 Beiträgen setzte sich der Entwurf von Peck Daam durch. Sie entwarfen einen zweigeschossigen Satteldachbau mit knapp 3.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche.
Ebenerdig befindet sich neben Bürgerbüros der Versammlungsraum für 450 Personen. Ein von ver.de (Freising) gestalteter Freibereich mit Obstbäumen hilft, die Topografie auszugleichen. Im Obergeschoss brachten die Architekt*innen hinter einem Laubengang den Gemeinderatssaal und Büros für das Bauamt unter. Abgesehen von Kubatur und Ziegeldeckung spricht das Haus eine deutlich zeitgenössische Sprache und lässt zwischen dem einheitlichen Kleid aus Holzlamellen viele Ein- und Ausblicke zu. Das Tragwerk besteht aus biegesteifen Holzrahmen und fußt auf einem Stahlbetonsockel, der auch eine kleine Tiefgarage aufnimmt.
So selbstverständlich das Gebäude nun die Ortsmitte bestimmt, so unsicher war die Realisierung zwischenzeitlich. Medienberichte zeugen von politischen Differenzen: Etwa die Fraktion der Grünen befand den Entwurf schon nach Wettbewerbsentscheid als deutlich zu groß für die kleine Gemeinde und befürwortete die Sanierung der örtlichen Sporthalle.
Laut zuständigem Bauberater der Gemeinde Peter Hacker sei der Neubau ein voller Erfolg: Mit 21,4 Millionen Euro soll er sogar knapp unterhalb des geplanten Budgets liegen. Drei Millionen stammen dabei vom Städtebauförderprogramm der Bundesrepublik. (tg)
Fotos: Florian Holzherr
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