Darmstadt (Hessen) – Schon wieder ein möglicher Polizei-Skandal in Hessen! Ein Kripo-Beamter des Polizeipräsidiums Südosthessen steht vor Gericht, weil er Dealern beim Drogenschmuggel geholfen haben soll.
Johannes B. (44) hatte Schornsteinfeger gelernt. Er ging dann zur Polizei, machte Karriere und war zuletzt stellvertretender Sachgebietsleiter im K 34 des Polizeipräsidiums in Offenbach (Hessen), zuständig für Drogenfahndung und Observation. Doch der Familienvater lebte auf erstaunlich großem Fuß: Laut Ermittlern kaufte er mehrere Immobilien, zahlte bei der Bank auch mal 30.000 Euro in bar ein.
Der Angeklagte war Drogenfahnder im Kommissariat K34 im Polizeipräsidium Südosthessen in Offenbach
Foto: imago images/Norbert Neetz
Zu seiner Hochzeit soll er im Rolls-Royce von Kumpel Gökhan A. gekommen sein. Der wiederum ist laut Anklage einer der Bosse eines Drogenrings. Bei Einsätzen soll der Polizist mit ihm den Standort geteilt haben. Staatsanwältin Janine Groh wirft Johannes B. am Dienstag vor dem Landgericht Darmstadt Beihilfe zum bandenmäßigen Handel mit Drogen, Verrat von Dienstgeheimnissen und Strafvereitelung vor!
Er soll Polizeipläne weitergegeben haben
Hintergrund: A. und zwei weitere Verdächtige sollen zwischen 2019 und 2022 tonnenweise Cannabis von Spanien ins Rhein-Main-Gebiet geschmuggelt haben. Und für rund 8 Millionen Euro verkauft haben.
Der Angeklagte soll laut Staatsanwältin u.a. verraten haben, „ob am avisierten Tag polizeiliche Maßnahmen irgendwelcher Art geplant waren“. Auch soll er weitergegeben haben, mit welchen Fahrzeugen die Fahnder verdeckte Observationen durchführen.
Die Staatsanwälte Friedrich Mockenhaupt und Janine Groh
Foto: Jürgen Mahnke
„Ich bin kein Verräter“
Der Angeklagte bestreitet die Taten. Bei einer Anhörung beim LKA sagte er: „Ich bin kein Verräter.“ Er sei lediglich mit Gökhan A. befreundet gewesen, weil beide Autos und Motorräder liebten und gemeinsam daran schraubten.
Es ist der dritte mögliche Polizei-Skandal in Hessen binnen weniger Monate. Im August wurde eine Darmstädter Kripo-Beamtin zu 7800 Euro Geldstrafe verurteilt, weil sie eine Leiche beklaut haben soll. Aktuell wird gegen 17 Frankfurter Polizisten wegen Gewalt-Vorwürfen ermittelt.
Gegen Fahnder Johannes B. wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet und ein Verbot des Führens der Dienstgeschäfte ausgesprochen, so ein Polizeisprecher zu BILD. Ihm droht laut Staatsanwaltschaft eine mehrjährige Haftstrafe. Der Prozess wird fortgesetzt.