Hamburgs Olympia-Konkurrent legt einen Frühstart hin: München lässt seine Bürger bereits an diesem Sonntag (26. Oktober) über eine Olympiabewerbung der Stadt abstimmen. In Hamburg ist ein solches Referendum erst mehr als sieben Monate später angesetzt (31. Mai 2026), am Partner-Standort Kiel für den 19. April.

Das Münchner Olympiastadion mit dem Olympiapark aus der Luft: Dort lag das Zentrum von Olympia 1972. Die vorhandene Infrastruktur gilt als Pluspunkt für die Bewerbung der Bayern.
Foto: Peter Kneffel/dpa

Das Münchner Olympiastadion mit dem Olympiapark aus der Luft: Dort lag das Zentrum von Olympia 1972. Die vorhandene Infrastruktur gilt als Pluspunkt für die Bewerbung der Bayern. Icon MaximizeIcon Lightbox Maximize

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Auch wenn es niemand offiziell zugeben mag: In der Hansestadt blicken das Bewerbungsteam und die Sportbehörde von Senator Andy Grote (SPD) mit Spannung auf den Ausgang in der bayerischen Landeshauptstadt. Denn ein überwältigendes Ja könnte München einen Startvorteil im nationalen Wettstreit bringen.

Hamburgs Bewerbungsgesellschaft gibt sich gleichwohl gelassen. Unabhängig vom Ergebnis an der Isar werde das Rennen lange offenbleiben, sagte ein Sprecher. „Der Prozess ist nicht vorentschieden oder entschieden, sondern in vollem Gange.“

Warum ein Olympia-Erfolg in München gut für Hamburg wäre

Bewerbungschef Steffen Rülke ergänzt: Das Konzept der Hansestadt sei nicht mit denen der Konkurrenz vergleichbar. Das gelte nicht zuletzt für den zeitlichen Ablauf. „Wir setzen auf eine umfassende Beteiligung. Uns ist besonders wichtig, ein Konzept zu entwickeln, das zu Hamburg passt und hinter dem die Hamburgerinnen und Hamburger stehen.“ Das benötige Zeit.

Kurioserweise wünschen die Hanseaten ihrem Konkurrenten am Sonntag keine Niederlage. Denn: Sagen Münchens Bürger Nein, so die Einschätzung, wäre dies ein schwerer Rückschlag für die Akzeptanz Olympischer Spiele in Deutschland insgesamt – und ein Schub für die Olympiagegner in der Hansestadt.

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Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat angekündigt, sich für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 zu bewerben. Außer Hamburg und München treten auch Berlin und Rhein/Ruhr an. Wer den Zuschlag bekommt, will der DOSB im Herbst 2026 entscheiden.

Innen- und Sportsenator Andy Grote will Olympia an die Elbe holen.
Foto: Uwe Anspach/dpa

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Mit der frühzeitigen Bürgerbefragung unterscheidet sich München deutlich von Hamburg. Hier wie dort liegen bislang lediglich Vorab-Konzepte vor, die viele Detailfragen offenlassen. Das gilt vor allem für die Kosten, die in die Milliarden gehen werden. Keine der Bewerberstädte nennt dazu bislang Zahlen, weil zunächst der DOSB seine Finanzkalkulation vorlegen muss. Dies wird für Anfang 2026 erwartet.

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Die Hamburger sollen mitreden: So läuft die Olympiabewerbung ab

Die Hansestadt Hamburg habe bei der Olympiabewerbung bewusst einen anderen Zeitablauf gewählt als Bayern, heißt es aufs der Sportbehörde. Zunächst wolle man der Stadtgesellschaft breiten Raum geben, sich zu informieren – und sich in die Planungen einzumischen. 

Dazu beginnt am 1. November unter dem Motto „Mach‘ mit, bring‘ Dich ein“ eine Reihe von Bürgerdialogen in allen sieben Bezirken. Bei den Veranstaltungen – sowie im Internet – sollen die Hamburger ihre Meinung zu Olympia sagen, Kritik äußern und Vorschläge zu wichtigen Themenbereichen wie Verkehr, Sportstättenkonzept und Stadtentwicklung machen. 

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Die Anregungen, so die Zusage, sollen ins finale Konzept einfließen, das im Frühjahr 2026 vorliegen soll. Dann auch mit einem Preisschild versehen, sodass die Hamburger vor dem Referendum wissen, welche Kosten auf die Steuerzahler zukommen. Anders als die Münchner.

Olaf Scholz‘ Traum von Olympia scheiterte an den Hamburgern

Sportsenator Andy Grote appelliert an die Bürger, sich zu beteiligen: „Olympia ist das, was wir alle gemeinsam daraus machen.“ Darüber, wie sich Konzeption und Durchführung möglichst gut an die Stadt anpassen ließen, „wollen wir in den kommenden Wochen ins Gespräch kommen“.

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Ein solches Mitnehmen der Bevölkerung ist eine Lehre aus dem gescheiterten Olympia-Referendum 2015. Der Senat mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) an der Spitze hatte damals die Skepsis in der Bevölkerung sträflich unterschätzt; am Ende gab es 51,6 Prozent Neinstimmen. 

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Welchen Einfluss wird das Ergebnis der Münchener Abstimmung auf Hamburgs Vorgehen haben? Ein Sprecher der Bewerbungs-Projektgruppe sagt unmissverständlich: „Keinen.“ Denn im Rennen um Olympia sei es letztlich wie im Sport: Jede Mannschaft müsse sich vor allem um die eigene Leistung kümmern, nicht um die des Gegners. Deshalb gelte: „Wir gucken nur auf uns.“