Standdatum: 23. Oktober 2025.
Autorinnen und Autoren:
Heinrich Pfeiffer
Für Schülerinnen und Schüler bringen Praktika viele Erfahrungen (Symbolbild).
Bild: dpa | Zoonar | benis arapovic
Praktika helfen Schülern bei der Berufsorientierung. Auch Firmen profitieren. Doch ohne gute Betreuung droht Frust. Einblicke anlässlich der bundesweiten Woche des Praktikums.
Junge Menschen müssen früh in ihrem Leben schon sehr wichtige Entscheidungen für später treffen. Wie sehr in der Schule anstrengen und was für ein Beruf soll es einmal werden? Um das herauszufinden, machen Schülerinnen und Schüler Praktika.
Ab der 8. Klasse sind an Oberschulen im Land Bremen zwei bis drei davon verpflichtend. Trotz hiesiger Herbstferien läuft die bundesweite Woche des Praktikums, um die Bedeutung hervorzuheben. Veranstaltet wird sie von der Bundesagentur für Arbeit.
Im Krankenhaus und auf dem Bau
Simon Brunotte besucht auf der Oberschule Bremen-Sebaldsbrück die 10. Klasse. Er hat einige Praktika hinter sich und möchte im nächsten Jahr eine Ausbildung beginnen. Seine bisherigen Erfahrungen bewertet er als gut. Der Schüler war zwei Wochen im Krankenhaus und auf dem Bau. Er weiß jetzt, dass die Arbeit in der Klinik zwar spannend, aber vielleicht nicht ganz sein Fall ist.
Weil man im Praktikum wirklich Sachen gesehen hat, die man sich nicht hätte vorstellen können.
Simon Brunotte, Schüler
Arbeitsagentur unterstützt bei Praktika
Sabine Giese von der Arbeitsagentur in Bremerhaven hilft in Praktikumsfragen.
Bild: Radio Bremen | Heinrich Pfeiffer
Schülerinnen und Schüler wie Brunotte stehen vor der Wahl der richtigen Praktikumsstelle. Dabei hilft auch die Agentur für Arbeit. In Bremerhaven sitzt Sabine Giese, Sprecherin der Arbeitsagentur in der Stadt. Praktika seien auch wichtig, weil viele Jugendliche die Chance, den Berufsalltag kennenzulernen, fast nur über ihre Eltern hätten. „In einer Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit ist das noch viel schwieriger, weil viele Menschen keine Arbeit haben, sodass sie für die Kinder auch keine Anregung sein können.“
Mal nicht in die Schule zu gehen, vielleicht auch Erfahrungen zu machen, die nicht so schön sind – auch das kann Teil eines Praktikums sein. Die Arbeitgeber haben eine große Verantwortung, wie sie mit den Schülerinnen und Schülern umgehen, so Giese.
Jugendliche sprechen im Unterricht und privat im Freundeskreis darüber, was sie erlebt haben. Somit sind gute Erfahrungen extrem gute Werbung für Unternehmen oder Berufe. Aber auch die schlechten Erfahrungen ziehen natürlich Kreise unter den Jugendlichen.
Sabine Giese, Arbeitsagentur Bremerhaven
Bei Praktika sind alle Seiten gefordert
Nicht zu unterschätzen für Unternehmen sind fehlende Betreuung, Personalmangel, Überforderung – all das hinterlässt Spuren. „Weniger schön ist die Erfahrung, dass es superlangweilig ist, weil sich keiner kümmert“, sagt Giese. Das könne am Selbstbewusstsein kratzen und zum Gefühl führen, unerwünscht zu sein. „Das ist etwas, was man den Jugendlichen wirklich ersparen sollte.“
Aber auch die Schulen müssten die Jugendlichen besser vorbereiten, findet Michael Wilke vom Zentralelternbeirat in Bremerhaven. Er arbeitet in einem Autohaus und hat oft mit Praktikanten zu tun. In seiner Funktion als Beirat bekommt er von den Eltern viele Rückmeldungen.
Wir haben Eltern, wo das Kind aus dem Praktikum kommt, total begeistert ist und am besten schon morgen die Bewerbung für die Ausbildung schreibt. Und es gibt welche, wo nicht so gut betreut wird und die Kinder sich nicht wohlgefühlt haben.
Michael Wilke, Zentralelternbeirat Bremerhaven
Verbesserungen, aber auch Probleme
Sein Beiratskollege aus Bremerhaven-Wunstorf, Henning Biela, auch Autohändler, stimmt zu. Aus Sicht der Betriebe laufe es viel besser als beispielsweise noch vor zehn Jahren. Damals seien viel zu wenige Schülerinnen und Schüler im Praktikum gewesen. Doch mit den Jugendlichen von heute gebe es auch Probleme.
„Ich habe das Gefühl, dass die Pünktlichkeit ein bisschen leidet“, so Bielas Eindruck. „Wenn man dem Praktikanten sagt: ‚Du kannst Montag um acht da sein‘ und er kommt um neun, dann wird es schon schwierig, es dem auch mal zu verdeutlichen.“ Beide, Wilke und Biela, profitieren aber von den Erfahrungen mit Jugendlichen: Viele ihrer Azubis haben vorher bei ihnen ein Praktikum absolviert.
Wie Menschen mit Beeinträchtigung Bremer Unternehmen kennenlernen
Video starten
|
0:46
(Video)
Per E-Mail versenden
Wie Menschen mit Beeinträchtigung Bremer Unternehmen kennenlernen
Am Duoday können Menschen mit Beeinträchtigung ein Tagespraktikum in einem Bremer Unternehmen machen. So wie die 17-jährige Pina, die den Paketdienst DPD kennenlernt.
Quelle: Radio Bremen


