Schlaganfall Stroke

Geschlechtsunterschiede in der Schlaganfallversorgung?

Schlaganfälle sind weltweit eine der häufigsten Ursachen für Morbidität und Mortalität. Studien zeigen, dass soziale, geografische und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Versorgung bestehen können. Insbesondere wurde diskutiert, ob Frauen seltener eine intravenöse Thrombolyse (IVT) oder mechanische Thrombektomie (MTE) erhalten.

Studie untersucht mögliche Nachteile von Frauen bei akuter Schlaganfallversorgung

Die vorliegende Studie untersuchte, ob es in Deutschland geschlechtsspezifische Unterschiede beim Zugang zu Akuttherapien für Schlaganfallpatienten gibt. Dazu wurden nationale Krankenhausdaten aus dem Zeitraum 2017 bis 2022 analysiert. Die retrospektive Kohortenstudie umfasste 1,3 Millionen stationär behandelte Schlaganfallpatienten und berücksichtigte Faktoren wie IVT- und MTE-Raten, Behandlung auf Stroke Units (SU), Mortalität und das Vorliegen von Vorhofflimmern (AF).

Vergleich der Behandlungsraten zwischen Frauen und Männern

Die Gesamtzahl der hospitalisierten Schlaganfallpatienten lag bei 1.323.420, davon waren 47 % Frauen. Weiterhin zeigten die Analysen folgende Ergebnisse:

  • Die IVT-Raten waren für beide Geschlechter identisch (16,3 %).
  • Frauen hatten eine höhere MTE-Rate (8,2 % vs. 6,3 % bei Männern), unabhängig von Altersanpassungen.
  • Frauen wurden seltener auf Stroke Units behandelt (73,6 % vs. 76,0 % bei Männern).
  • Die intrahospitale Mortalitätsrate war bei Frauen höher (9,1 % vs. 6,2 % bei Männern).
  • Vorhofflimmern trat bei Frauen häufiger auf (32,6 % vs. 25,4 %), was mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für embolische Schlaganfälle korrelierte.

Stroke Units als ein Faktor für gute Schlaganfallversorgung bei Männern und Frauen in Deutschland

Die Studie zeigt, dass Frauen in Deutschland keinen Nachteil bei der Akutversorgung von Schlaganfällen haben. Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) vermuten, dass hier vor allem die exzellente Akutversorgung von Schlaganfällen durch Stroke Units in Deutschland verantwortlich ist. Tatsächlich war die MTE-Rate bei Frauen sogar höher als bei Männern, was mit der höheren Prävalenz von Vorhofflimmern und der damit verbundenen embolischen Schlaganfälle zusammenhängen könnte.

Weitere Studien zu unterschiedlichen Mortalitätsraten zwischen Männern und Frauen notwendig

Die höhere intrahospitale Mortalitätsrate bei Frauen kann durch das höhere Durchschnittsalter und eine höhere Komorbiditätslast erklärt werden. Dennoch blieben Unterschiede auch nach Anpassung an Alter und Vorhofflimmern bestehen, was weitere Forschungen erforderlich macht.

Fazit: Keine Nachteile für Frauen bei Zugang zu Akuttherapien beim Schlaganfall

In einer Pressemeldung der DGN fasst Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN, die Studienergebnisse zusammen: „Die aktuelle Studie belegt, dass es in Deutschland keine Benachteiligung von Frauen gibt, wenn es um den Zugang zur akuten Schlaganfalltherapie geht. Allerdings müssen wir das höhere Risiko von embolischen Großgefäßverschlüssen bei Vorhofflimmern bei Frauen adressieren.“ Langfristige Follow-up-Studien könnten hier wertvolle Erkenntnisse liefern, um die Schlaganfallversorgung weiter zu optimieren.