
Für seinen neuen Ballsaal im Weißen Haus lässt US-Präsident Trump nun doch den gesamten Ostflügel des historischen Gebäudes abreißen. Zuvor sprach er noch von einer Modernisierung.
Um Platz für einen Ballsaal zu schaffen, wird nach den Worten von US-Präsident Donald Trump fast der komplette Ostflügel des Weißen Hauses abgerissen. Er habe nach Rücksprache mit „den besten Architekten der Welt“ entschieden, dass ein vollständiger Abriss einem teilweisen Abriss vorzuziehen sei, sagte Trump bei einer Pressekonferenz mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte.
Früheren Angaben Trumps zufolge sollte dieser Teil des Weißen Hauses im Zuge der Bauarbeiten lediglich modernisiert werden. Kritiker werfen ihm nun Wortbruch vor. Die Abrissarbeiten hatten bereits am Montag begonnen. Medienberichten nach soll er in den kommenden Tagen abgeschlossen sein.
Kritiker sehen Eingriff in historische Fassade
Denkmal- und Bürgerrechtsorganisationen wie der National Trust for Historic Preservation lasten Trump an, ohne angemessene Genehmigungsverfahren in das historische Ensemble einzugreifen, und fordern einen Baustopp, bis das Projekt von den zuständigen Bundeskommissionen geprüft wurde. Trumps Sprecherin Karoline Leavitt bezeichnete die Kritik als „künstliche Empörung“.
Trumps Regierung beharrt laut US-Medien außerdem darauf, dass der Präsident für bauliche Veränderungen an der Residenz keine formale Genehmigung benötige.
Finanziert durch Spenden „großzügiger Patrioten“
Der Saal, dessen Bau laut Trump inzwischen rund 300 Millionen Dollar (rund 275 Millionen Euro) kosten soll, bietet dann Platz für etwa 1.000 Gäste bieten. Finanziert werden soll das Projekt ausschließlich über Spenden – durch „großzügige Patrioten, großartige amerikanische Unternehmen und mich selbst“, schrieb der Präsident auf Truth Social. Wer genau diese Spender sind, ist bislang nicht bekannt. Durch die Privatfinanzierung unterliegt der Bau jedoch nicht der Aufsicht des Kongresses.
Der neue, rund 8.000 Quadratmeter große Ballsaal soll über eine Lobby und eine Brücke mit dem Hauptgebäude verbunden werden, sagte Trump. Teile der Fundamente und „bestimmte Bereiche“ würden erhalten bleiben, doch er habe nicht zulassen wollen, dass der seiner Ansicht nach nicht besonders schöne Ostflügel sein neues „teures, schönes Gebäude“ negativ beeinflusse.
Die Abrissarbeiten am Ostflügel des Weißen Hauses haben bereits begonnen.
Trump: Berühren das Weiße Haus nicht
Trump hatte im Juli betont, dass der Ballsaal das Weiße Haus nicht berühren werde. In einem Post am Montag schrieb er, der Ostflügel werde im Zuge des Projekts „modernisiert“. Am Mittwoch wiederum wies Trump die Vorwürfe zurück und sagte erneut: „Wir berühren das Weiße Haus nicht.“
Dennoch sprach er von einer Veränderung, die vorgenommen werden soll und sagte: „Viele Präsidenten haben Veränderungen vorgenommen – diese passt wunderbar zum Weißen Haus.“ Der Wunsch nach einem großen Raum für Empfänge und Staatsbankette bestehe seit über 150 Jahren, und der Ostflügel sei ohnehin nicht mehr im Originalzustand gewesen.
Festsaal mit Gold und Marmor
Nach Angaben des Weißen Hauses soll der Ballsaal den neoklassizistischen Stil des Präsidentensitzes beibehalten. Entwürfe zeigen einen Festsaal mit vergoldeten korinthischen Säulen, Kristalllüstern und einem schwarz-weiß karierten Marmorboden.
Der Ostflügel, in dem traditionell die Büros der First Lady untergebracht waren, wurde 1942 errichtet und mehrfach renoviert. Nach Angaben des Weißen Hauses wurden alle historischen Elemente dokumentiert und eingelagert. Die White House Historical Association erklärte, der Flügel sei vor seinem Abriss umfassend digital gescannt worden, um ein historisches Archiv zu schaffen.