Mal berührend, mal unterhaltsam, aber immer ideenreich: Das Festival „No Strings Attached“ mit zeitgenössischem Figurentheater und mehr startet am 24. Oktober in Mainz.

Bei „No Strings Attached“, dem Festival des Kultursommers Rheinland-Pfalz für Theater mit Figuren und Objekten, Nouveau Cirque und andere Theaterformen, wird die französische Chansonsängerin Edith Piaf (1915-1963) doch tatsächlich zur kämpferisch veranlagten Klappmaulpuppe.

Yael Rasooly, klassisch ausgebildete Sängerin und Puppenspielerin, spielt zum Festival-Auftakt „Edith and Me“, ein berührendes Stück, das nach Aussagen der israelischen Künstlerin Bezüge zu ihrer eigenen Biographie hat: Als eine Sängerin „aus mysteriösen Gründen“ ihre Stimme und sogar ihre Bewegungsfähigkeit verliert, wird die Piaf zu ihrem Rettungsanker. Die „gemeinsame Reise“ führt jedoch zunächst „nicht nach vorn, sondern zurück in eine quälende Vergangenheit“, heißt es zum Inhalt (Fr 24.10., 20 Uhr, in einfachem Englisch; bei Redaktionsschluss noch wenige Karten).

Quälende Vergangenheit: „Edith and Me“. Quälende Vergangenheit: »Edith and Me«.| | Foto: Kristin Aafloy-Opdan

Die Co-Regie zu „Edith and Me“ hat Neville Tranter übernommen, der in diesem Jahr als Festival-Ehrengast angekündigt wird. Der gebürtige Australier, Gründer des Stuffed Puppet Theaters, das aus ihm und seinen Klappmaulpuppen besteht, habe das Festival wie kein anderer begleitet. Er kommt auch in diesem Jahr nach Mainz. Seine „Lecture demonstration“, die praktische Vorführung seiner Kunst in englischer Sprache (25.10.), sei jedoch Abonnenten des „Strings and Things“-Newsletters vorbehalten. Wenn einen Tag später eine große Kuckucksuhr auf der Bühne steht, schlägt in „La Valse des Hommelettes“ die 13. Stunde, in der sich alten Erzählungen zufolge Elfen in das Leben von Menschen einmischen können. Die französische Figurentheatergruppe Les Antliaclastes kombiniert in dieser fantasievollen Inszenierung unter der Regie ihres amerikanischen Gründers Patrick Sims Puppenspieltechniken und -stile mit Masken und Maschinen. Steampunk-Ästhetik trifft auf Grimmsche Erzählungen, so fasst es die Ankündigung zusammen. Die Brüder sammelten, wenig bekannt, auch Elfenmärchen (So 26.10., 18 Uhr, für Erwachsene und Jugendliche, wenig französischer Text). Zwei weitere von den Sprachwissenschaftlern und Märchensammlern inspirierte Geschichten erzählt das Berliner Theater Zitadelle: Im „ Grand Hotel Grimm“ eröffnen Tiere einen Beherbergungsbetrieb, um etwas Besseres als den Tod zu finden (Sa 1.11., 20 Uhr, für Erwachsene und Jugendliche).

Die einzige Familienvorstellung spielt Zitadelle-Mitglied Daniel Wagner: Seine Version vom „Gestiefelten Kater“, empfohlen für Kinder ab vier Jahren, verspricht auch ein Spaß für Erwachsene zu werden (So 2.11., 11 Uhr).

Doch das ist noch nicht alles. Unter anderem kommt die alte Zirkusdisziplin „Hair Hanging“, bei der die Haare einer Artistin ihr Gewicht tragen, in einer modernen Performance zu neuen Ehren: In „A Body and other Objects“ ziehen Ana Jordão und Vincent Kollar mit ihrer Kunst das Publikum in ihren Bann – auf dem Festival in Mainz zu erleben am Donnerstag, 30. Oktober (20 Uhr, wenig französischer Text).

No Strings Attached – Figurentheater und mehr: 24.10.-2.11., Mainz, Mainzer Kammerspiele, Malakoff Passage, Rheinstraße 4; einzige Vorstellung in Mainz-Bretzenheim (ZMO, Haupthaus, Karl-Zörgiebel-Straße 2): »Was man von hier aus sehen kann«, Romanadaption des Marotte-Theaters (29.10., 19 Uhr), Infos zum kompletten Programm: no-strings-attached.de

Begegnungen im „Grandhotel Grimm“: Gastspiel des Theaters Zitadelle aus Berlin in Mainz. Begegnungen im »Grandhotel Grimm«: Gastspiel des Theaters Zitadelle aus Berlin in Mainz.| | Foto: Mechthild Nienaber