Mehrzweck-Orbitalmodul Airbus LOOP

Stand: 23.10.2025 14:14 Uhr

Die Konzerne Airbus, Leonardo und Thales wollen ihre Raumfahrtsparten in einem Unternehmen bündeln. Das soll die Autonomie Europas bei der Infrastruktur stärken – mit Blick auf die Konkurrenz aus China und den USA.

Mit einem großen europäischen Satellitenkonzern wollen sich die drei Hersteller Airbus, Thales und Leonardo von dem US-Konkurrenten Starlink von Elon Musk nicht mehr abhängen lassen. Nach fast zwei Jahre andauernden Verhandlungen haben sich die drei Partner aus Frankreich und Italien auf eine Grundsatzvereinbarung (Memorandum of Understanding) geeinigt, ihre verlustreichen Satellitensparten und Tochtergesellschaften bis 2027 zusammenzulegen.

Die Bündelung der Geschäfte mit Satelliten und Raumfahrtsystemen solle die Autonomie Europas rund um wichtige Infrastruktur wie Telekommunikation, Navigation, Erdbeobachtung, Wissenschaft und nationale Sicherheit stärken. Die einstigen Pioniere der Branche haben ihre Vorherrschaft längst eingebüßt, weil Musks SpaceX, aber auch chinesische Anbieter Satelliten, inzwischen günstiger in die Erdumlaufbahn schießen.

Europa „stärker und wettbewerbsfähiger“ machen

Die drei Vorstandschefs von Airbus, Thales und Leonardo, Guillaume Faury, Patrice Caine und Roberto Cingolani, sprachen von einem „wichtigen Meilenstein für die europäische Raumfahrtindustrie“. Es gehe darum, Europa „auf dem zunehmend dynamischen globalen Raumfahrtmarkt stärker und wettbewerbsfähiger zu machen“.

Das fusionierte noch namenlose Unternehmen, das 2027 den Betrieb aufnehmen soll, kommt mit 25.000 Mitarbeitenden auf einen Umsatz von rund 6,5 Milliarden Euro. In den Verhandlungen war es als „Project Bromo“ bezeichnet worden. Konkret werden Thales Alenia Space und Telespazio – zwei Joint Ventures der Rüstungskonzerne Thales und Leonardo – mit zwei Airbus-Töchtern und dem Rest der Satellitengeschäfte von Leonardo und Thales unter einer gemeinsamen Holding gebündelt.

Airbus wird den Angaben zufolge zunächst 35 Prozent der Anteile halten, die beiden Partner je 32,5 Prozent. Mit Ausgleichszahlungen sollen es am Ende 33,3 Prozent sein. Die Führung des Satellitenkonzerns sollen sich die drei Partner „ausgewogen“ teilen. Eine regelmäßige Rotation an der Spitze, um alle drei zu berücksichtigen, sei nicht geplant, sagte ein Airbus-Manager. Sitz soll Toulouse sein, die Produktionsstandorte verteilen sich auf Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien.

Gespräche mit Regierungen, Gewerkschaften und der EU-Kommission

Die vorliegenden Aufträge reichten aus, um das neue Unternehmen drei Jahre auszulasten, hieß es in der Mitteilung. Bis 2027 soll der Umsatz auf rund acht Milliarden Euro wachsen. Innerhalb von fünf Jahren lasse sich der operative Gewinn durch Synergieeffekte um einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag verbessern, teilten die Partner mit. Das Unternehmen werde vom ersten Tag an profitabel sein – auch dank des Stellenabbaus im Satellitengeschäft.

Ziel sei, „einen einheitlichen, integrierten und resilienten europäischen Akteur im Raumfahrtsektor zu schaffen, der über die erforderliche kritische Masse verfügt, um im globalen Wettbewerb zu bestehen und auf Exportmärkten zu wachsen“, erklärten sie weiter. Auch Frankreichs Finanzminister Roland Lescure sagte, der Zusammenschluss stärke die europäische Souveränität in einem intensiven globalen Wettbewerb.

Vorbild für die Struktur ist das 2001 gegründete Raketen-Joint-Venture MBDA, an dem Airbus, Leonardo und die britische BAE Systems beteiligt sind. Die aktuellen Verhandlungen hatten sich hingezogen, weil sich die Unternehmen über die Bewertung und die Führungsebene lange nicht einig geworden waren. Vor der offiziellen Gründung des Gemeinschaftsunternehmens stehen ihnen nun langwierige Gespräche mit Regierungen, Gewerkschaften und der EU-Kommission bevor, die vergleichbare Initiativen in der Vergangenheit mit Blick auf den Wettbewerb unterbunden hatte.