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Die USA setzen Rosneft und Lukoil auf die schwarze Liste. Indien und China müssen ihre Ölimporte drastisch kürzen.
Die Vereinigten Staaten haben Russlands größte Ölkonzerne Rosneft und Lukoil auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Der Ölpreis der Sorte Brent reagierte am Donnerstag mit einem Sprung um mehr als fünf Prozent auf knapp 66 US-Dollar pro Barrel, wie Bloomberg berichtet.
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Es war der stärkste Tagesanstieg seit Beginn des Konflikts zwischen Israel und dem Iran am 13. Juni.
Das US-Finanzministerium gab Unternehmen demnach eine Frist bis zum 21. November, um ihre Geschäfte mit den sanktionierten russischen Ölproduzenten abzuwickeln. Finanzminister Scott Bessent erklärte laut Reuters:
Angesichts der Weigerung von Präsident Putin, diesen sinnlosen Krieg zu beenden, verhängt das Finanzministerium Sanktionen gegen die beiden größten russischen Ölkonzerne, die die Kriegsmaschinerie des Kremls finanzieren. Wir ermutigen unsere Verbündeten, sich uns anzuschließen und diese Sanktionen einzuhalten.
EU und Großbritannien verschärfen Druck
Die Europäische Union zog mit einem eigenen Sanktionspaket nach. Brüssel verhängte ein vollständiges Transaktionsverbot für Rosneft und Gazprom Neft. Bereits in der Vorwoche hatte das Vereinigte Königreich Rosneft und Lukoil sowie die chinesische Shandong Yulong Petrochemical auf die Schwarze Liste gesetzt.
Rosneft und Lukoil sind laut Bloomberg die beiden größten russischen Ölproduzenten. Zusammen machen sie fast die Hälfte der gesamten Exporte des Landes aus und fördern mehr als fünf Prozent der weltweiten Ölproduktion, wie Reuters berichtet.
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Indien kündigt drastische Kürzung an
Für Indien, das zum größten Abnehmer von russischem Öl geworden ist, haben die Sanktionen weitreichende Folgen. Mehr als ein Drittel der indischen Ölimporte stammt aus Russland.
Quellen aus der indischen Ölindustrie teilten Reuters mit, dass indische Raffinerien bereit seien, die Importe stark zu reduzieren, um die US-Sanktionen einzuhalten. US-Präsident Donald Trump sagte laut Bloomberg, Indiens Premierminister Narendra Modi habe ihm versichert, dass das Land seine Käufe zurückfahren werde.
Chinesische Staatskonzerne stoppen Käufe
China steht ebenfalls unter erheblichem Druck. Bis zu 20 Prozent der chinesischen Rohölimporte – etwa zwei Millionen Barrel pro Tag – stammen aus Russland, berichtet Bloomberg.
Die chinesischen staatlichen Ölkonzerne PetroChina, Sinopec, CNOOC und Zhenhua Oil haben den Kauf von russischem Öl aus dem Seeverkehr vorerst ausgesetzt, wie mehrere Handelsquellen Reuters mitteilten.
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China importiert außerdem täglich etwa 900.000 Barrel russisches Öl über Pipelines, das vollständig an PetroChina geht. Dies werde wahrscheinlich kaum von den Sanktionen betroffen sein, sagten mehrere Händler laut Bericht.
Handelsströme verschieben sich
Indien und China werden sich voraussichtlich anderen Lieferanten zuwenden, was die Preise für nicht sanktioniertes Öl aus dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika in die Höhe treiben wird, sagten Händler.
Vor der Ankündigung der Sanktionen fiel der Preis für ESPO-Rohöl mit Lieferung im November auf einen Aufschlag von einem Dollar pro Barrel gegenüber ICE Brent, während er Anfang Oktober noch bei 1,70 Dollar lag.
Trotz des kurzfristigen Preisanstiegs zeigt der Ölmarkt Anzeichen eines Überschusses. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass das weltweite Angebot im nächsten Jahr die Nachfrage um fast vier Millionen Barrel pro Tag übersteigen wird.
Giovanni Staunovo, Rohstoffanalyst bei der UBS Group, sagte laut Bloomberg: „Ich gehe weiterhin davon aus, dass Brent in einer Spanne von 60 bis 70 USD/Barrel gehandelt wird.“
Russlands Öleinnahmen unter Druck
Die russischen Öl- und Gaseinnahmen, die derzeit um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen sind, machen etwa ein Viertel des Haushalts aus, so Reuters. Die russische Ölindustrie steht auch unter dem Druck ukrainischer Angriffe auf Raffinerien und Exportterminals.
China wehrte sich gegen die Maßnahme. Guo Jiakun, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, sagte: „China lehnt einseitige Sanktionen, die keine Grundlage im Völkerrecht haben, konsequent ab.“