Giulia Gwinn (Mitte) bei der Nationalmannschaft

Stand: 23.10.2025 17:40 Uhr

Das DFB-Team der Frauen trifft am Freitag im Halbfinal-Hinspiel der Nations League auf Frankreich. In Düsseldorf wollen die deutschen Fußballerinnen angeführt von Kapitänin Giulia Gwinn den Grundstein für den Finaleinzug legen.

Von Inka Blumensaat, Düsseldorf

Vor dem Abschlusstraining kommt Giulia Gwinn die Treppen zum Rasen des Düsseldorfer Stadions hinauf. Sofort beginnen ihre Augen zu glänzen – natürlich nicht wegen der bunten Sitzschalen oder weil das geschlossene Dach Sturm und Regen fern hält. Es ist die Vorfreude auf ihr erstes Länderspiel seit der bitteren Verletzung im ersten Gruppenspiel gegen Polen bei der Europameisterschaft im Sommer.

„Ich freue mich riesig. Es war sehr hart, die EM von außen verfolgen zu müssen. Besonders das Spiel gegen Frankreich, weil ich in dieser umkämpften Partie nicht aktiv helfen konnte“, sagt die Kapitänin vor der Partie am Freitag (17.45 Uhr, live im Ersten und im Livestream auf sportschau.de) . Nach ihrem Innenbandriss hielt Gwinn vor dem Viertelfinale in Basel die Ansprache im Kreis der Spielerinnen, sie feuerte von der Bank aus an. Erlebte, wie sich das Team nach der Roten Karte für Kathrin Hendrich in der 13. Minute in Unterzahl bis ins Elfmeterschießen kämpfte, am Ende stand ein epischer Sieg.

„Diesmal wollen wir fußballerisch mehr auf den Platz bringen. Die individuelle Qualität, die wir haben, zeigen, unsere Stärken aufblitzen lassen“, erklärt Gwinn.

„Wir denken, dass uns Räume geboten werden in der Offensive und die wollen wir bespielen.“

Bundestrainer Christian Wück

Bundestrainer Christian Wück ergänzt: „Wir denken, dass uns Räume geboten werden in der Offensive und die wollen wir bespielen. Wir hoffen auch, dass wir wieder unsere Effizienz zeigen können, die uns bei vielen Spielen bei der EM gefehlt hat.“

Allerdings, sagt Gwinn: „Die Mentalität wird aber genauso aussehen wie bei der Euro und es ist das Ziel, dass wir auch hier die Zuschauer mitreißen und begeistern.“

Johannes ersetzt Berger

Mehr als 36.000 Tickets sind verkauft für die Partie in Düsseldorf, Gwinn wird das Team in ihrem 65. Länderspiel wieder als Kapitänin auf den Platz führen. Ihre Stellvertreterin Janina Minge, die das Amt bei der EM übernommen hatte, fehlt gelbgesperrt.

Dazu kommen etliche verletzungsbedingte Ausfälle wie der von Torhüterin Ann-Katrin Berger, für die Stina Johannes als deutsche Nummer eins in das Nations-League-Halbfinale gehen wird. „Sie zeigt gute Leistungen und hat es als Nummer zwei bei der EM verdient“, erklärte Wück.

Gwinn fühlt mit erneut schwer verletzter Oberdorf

Noch mehr war zuletzt aber der abermalige Ausfall von Lena Oberdorf Thema, die sich kurz nach ihrem Comeback beim FC Bayern erneut das Kreuzband gerissen hat. „Unfassbar bitter“, sagt Vereinskollegin Gwinn: „Ich musste es ja leider auch zweimal durchmachen. Wir wollen für Obi spielen, Zeichen senden, ihr zeigen, dass sie nicht alleine ist.“

Und doch sei es „natürlich ein sehr, sehr schwerer Gang für sie. Sie hat viele Monate in der Reha verbracht und jetzt wieder so einen herben Schlag bekommen. Aber wir wollen als Mannschaft für sie da sein.“

Frankreich „hat eine Rechnung offen“

Das Halbfinale der Nations League wird in Hin- und Rückspiel ausgetragen, somit geht es am kommenden Dienstag in Caen erneut gegen Frankreich. Auch bei „Les Bleues“ fallen verletzte Spielerinnen aus, dazu sind Kapitänin Sandie Toletti und Amel Majri zurückgetreten. Aber es wird ein Wiedersehen mit vielen der Kontrahentinnen des Viertelfinals vom 19. Juli in Basel geben.

„Die Französinnen werden hochmotiviert sein, die haben eine Rechnung mit uns offen. Aber wir sind genauso motiviert. Man hat im Viertelfinale gesehen, was wir zu leisten im Stande sind. Diesmal hoffentlich zu elft. Das ist ein Halbfinale und das werden wir genauso angehen“, kündigt Giulia Gwinn an – mit glänzenden Augen.

Norddeutscher Rundfunk