Verfallende Gebäude mitten im Ortskern, fehlende Räume für gemeinsame Aktivitäten: Vor diesem Dilemma stehen viele Gemeinden in Hessen. Ein Projekt in Wildeck ist nun mit dem Landespreis Baukultur gewürdigt worden – ebenso wie vier weitere Projekte, bei denen eine nachhaltige Umnutzung gelungen ist.

Zwei Fotos nebeneinander: links eine Menschenmenge im Herbst in einem Innenhof mit Lichterkette; rechts Fassade eines historischen Fachwerkhauses, es liegt Schnee.

Das Niemeyerhaus in Wildeck-Hönebach ist wieder ein beliebter Treffpunkt geworden.
Bild © Christina Wolf, Collage: hessenschau.de

Mitten in Wildeck-Hönebach (Hersfeld-Rotenburg) steht das Haus der Familie Niemeyer. Ein stattlicher Fachwerkbau, der im Leben der alteingesessenen Hönebacher eine wichtige Rolle spielte: Er beherbergte schon seit dem 19. Jahrhundert eine Gastwirtschaft mit Kegelbahn und großem Saal und später auch den Dorfladen.

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00:40 Min. |Marcel Ruge

Bild © Christina Wolf|
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Doch spätestens, als 2005 die letzte Bewohnerin starb, begann der Verfall des Niemeyerhauses. Der Sohn verzichtete auf das Erbe, der ehemalige Dorfmittelpunkt drohte zum Schandfleck zu werden. Das marode gewordene Haus mit allen Ländereien fiel dem Land Hessen zu, Schicksal ungewiss.

Vorläufiges Happy-End

Eine Geschichte, wie sie viele Gebäude in hessischen Dörfern erzählen könnten. Doch für das Niemeyerhaus gab es ein vorläufiges Happy End: Der Förderverein Fachwerk-Freunde Hönebach übernahm das Gebäude, sanierte es in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit und erweckte es zu neuem Leben.

Heute finden hier wieder Kneipenabende, Vorträge und Familienfeiern statt.

Menschen in einem festlich beleuchteten, herbstlichen Garten

Das Niemeyerhaus ist ein beliebter Treffpunkt in Wildeck-Hönebach, hier beim Adventsmarkt.
Bild © Christina Wolf

Transformation im Bestand als soziale Aufgabe

Das Projekt in Wildeck-Hönebach sei ein Beispiel, wie durch kluge Umbauten neue Formen des Miteinanders geschaffen werden, sagte Wohnungsbauminister Kaweh Mansoori (SPD) bei der Vergabe des Hessischen Landespreises Baukultur am Donnerstag in Kassel: „Die Transformation im Bestand ist auch eine soziale Aufgabe – sie verbindet Menschen und schafft Zukunft, die auf Zusammenhalt gründet.“

Insgesamt wurden fünf Projekte mit dem Preis ausgezeichnet, neben dem Wildecker Projekt sind das:

  • der Umbau eines ehemaligen Supermarkts in ein sozial-integratives Kommunikations- und Begegnungszentrum in Gudensberg (Schwalm-Eder)
  • die Sanierung der denkmalgeschützten Stadthalle in Hattersheim (Main-Taunus)
  • der Umbau des Hochbunkers Agathof zu einem Kulturzentrum in Kassel
  • und der Umbau des historischen Elf-Apostel-Hauses in Tann (Fulda) zu einem Kommunikationszentrum.

Ein Mann dirigiert ein Jugendorchester, alle in roten T-Shirts.

Das Begegnungszentrum G1 in Gudensberg bietet auch Probenräume für die örtlichen Musikvereine.
Bild © Christin Gerstner

Kriterien: Gestaltung, Aufenthaltsqualität und Ressourcen-Schonung

Der Landespreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, stand in diesem Jahr unter dem Motto „ZUSAMMEN UmGEBAUT – Gute Räume für sozialen Zusammenhalt“. Die Bewerbungen wurden hinsichtlich der Qualität der Gestaltung, der städtebaulichen Einbindung, der Aufenthaltsqualität für verschiedene Nutzergruppen sowie den ressourcenschonenden Umgang mit Materialien bewertet.

Innenraum mit rundem Deckenelement und Parkettboden

Die alte neue Stadthalle in Hattersheim erhielt 2023 bereits den Hessischen Denkmalschutzpreis.
Bild © Christine Krienke / Hessisches Landesamt für Denkmalpflege

Gerade in dicht bebauten Stadtvierteln sei die Umnutzung von Bestandsgebäuden entscheidend, um das Stadtbild wieder aufzuwerten, sagte Mansoori. Gleichzeitig würden wichtige Rohstoffe gespart.

Verliehen wurde der Preis im Rahmen einer Fachtagung in Kassel, bei der rund 100 Fachleute aus Architektur, Stadtplanung, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über die Zukunft des Bauens im Bestand diskutierten.

Weitere Informationen Der Hessische Landespreis Baukultur

Er wird von der Landesinitiative Baukultur in Hessen ausgelobt, deren Federführung im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum liegt. Weitere Mitglieder sind Finanzministerium, Wissenschaftsministerium, Hessischer Städtetag, Hessischer Städte- und Gemeindebund, Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen und Ingenieurkammer Hessen. Schirmherr ist der Hessische Ministerpräsident. 

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Redaktion:
Alexandra Müller-Schmieg

Sendung:
hr4,

23.10.25, 17:00 Uhr

Quelle: hessenschau.de