Stand: 23.10.2025 22:01 Uhr

Das Sturmtief „Joshua“ zieht über den gesamten Norden. Das hat Auswirkungen auf den Fährverkehr – und verursacht erste Feuerwehreinsätze. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor Orkanböen.

Ein umgestürzter Baum hängt an einem Wohnhaus.

Im Landkreis Cloppenburg stürzte durch den Sturm ein Baum auf ein Haus.

Im Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen haben am Donnerstag erste Sturmböen einen Baum entwurzelt. Dieser stürzte auf ein Haus in Löningen. Ein Sprecher der Feuerwehr Löningen sagte, man habe sich entschieden, den Baum zunächst auf dem Hausdach liegen zu lassen. Wenn man ihn jetzt zerlege, könnte er sich drehen und der Schaden würde sich eventuell vergrößern. Ein Kran werde den Baum später vom Haus heben, sagte der Sprecher.

Amtliche Unwetterwarnung für den Norden

Der DWD hat für Freitag eine amtliche Unwetterwarnung für die Nordseeküste, die Ostfriesischen und die Nordfriesischen Inseln herausgegeben. „Joshua“ bringt laut Wetterdienst starken Wind, Schauer und Gewitter. Sturmböen werden in der ersten Nachthälfte im Südwesten Niedersachsens und dann weiter in Richtung Oldenburger Land und Münsterland erwartet, wie DWD-Meteorologe Karsten Kürbis dem NDR Niedersachsen sagte. Im Harz werde es ebenfalls stürmisch. In der ersten Nachthälfte nimmt der Wind den Angaben zufolge deutlich zu. Im Westteil des Harzes werden auch schwere Sturmböen erwartet. Auf dem Brocken wird es laut dem DWD-Wetterexperten Orkanböen geben.

Sturm erreicht den gesamten Norden am Freitagvormittag

Ab der zweiten Nachthälfte sei dann der gesamte Bereich Niedersachsens betroffen, so der Meteorologe – auch die Ostfriesischen Inseln und die Küsten. Dabei könne der Sturm Windstärke 11 erreichen. Auch Orkanböen mit Windstärke 12 – mit rund 120 Kilometern pro Stunde – seien möglich, sagte Kürbis. Am Freitagmorgen seien dann auch im Binnenland schwere Sturmböen mit Windstärke 10 nicht ausgeschlossen. Das Sturmtief „Joshua“ erreicht am Vormittag weitere Teile des Nordens. Große Teile Schleswig-Holsteins, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommerns müssten dann ebenfalls mit schweren Sturmböen rechnen. An der Nordsee seien auch Orkanböen möglich, so der Wetterexperte.

Sturm an der Ostsee

Die Stärke des Windes wird in Beaufort gemessen. Die Sturm-Skala reicht von Windstille bis Orkan. Unsere Bildergalerie verrät, wie sich die einzelnen Stufen unterscheiden.

AIDA-Schiff muss Reise verkürzen

Das Kreuzfahrtschiff „AIDAperla“ hat am Donnerstag wegen des Herbststurms seine Reiseroute durch Norwegen verkürzt. Wie das Schifffahrtsunternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, kehrt das Schiff bereits am Freitag, also einen Tag früher als geplant, in den Hamburger Hafen zurück. Damit wolle man einer möglichen Sperrung der Elbe entgehen. Laut dem „Hamburger Abendblatt“ können die Gäste von Freitag auf Samstag im Hafen übernachten.

Sturmflut an der Nordsee und in Hamburg erwartet

An der Nordsee und auf den Inseln wird eine Sturmflut erwartet. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnt für die Zeit von Freitag bis Sonntag vor möglicherweise deutlich erhöhten Wasserständen an der deutschen Nordseeküste sowie im Weser- und Elbegebiet. In Hamburg ist nach Angaben des DWD in der Nacht von Donnerstag auf Freitag eine Sturmflut von bis zu zwei Metern über dem mittleren Hochwasser wahrscheinlich. Autos sollten daher nicht in der Nähe des Fischmarkts parken. An der Ostsee hingegen erwarten Meteorologen Niedrigwasser, weil der Wind das Wasser in Richtung Osten wegdrückt. Am Samstag soll der Wind dann drehen – von Südwest auf Nordwest.

BSH: „Sturmflut ist im Herbst normales Ereignis“

Laut dem BSH sind starker Wind kurz vor oder während des Gezeitenhochwassers sowie eine auflandige Windrichtung Voraussetzungen für eine Sturmflut. „Eine Sturmflut in dieser Höhe ist im Herbst ein normales Ereignis“, teilte das BSH auf NDR Anfrage mit. Die Küstenländer seien gut auf solche Sturmfluten vorbereitet. Allerdings stellt der Klimawandel den Küstenschutz vor eine Herausforderung: „Der mittlere Wasserstand an den deutschen Küsten erhöht sich durch den Meeresspiegelanstieg, daher erhöht sich auch der Wasserstand bei Sturmfluten“, heißt es vom BSH. Bei fortschreitenden Emissionen, schätzt das BSH, werden zudem Wetterlagen, die Sturmfluten begünstigen, zum Ende des Jahrhunderts hin häufiger auftreten. Auch darauf bereiten sich die Länder laut BSH aber bereits vor.

Diese Punkte sollten Sie beachten

Das Ausflugsschiff von Büsum nach Helgoland (Kreis Pinneberg) wurde wegen der erwarteten Wetterlage am Freitag abgesagt, ebenso wie die Fahrten mit dem Halunder Jet von Hamburg nach Helgoland. Auch bei den Fähren auf die Nordfriesischen Inseln kommt es zu Fahrplanänderungen und Ausfällen: Am Freitag fahren etwa keine Fähren zwischen Bensersiel und Langeoog. Für Norderney gibt es einen Hinweis von der Reederei Frisia, dass es ab Freitag zu Verzögerungen und Ausfällen wegen der Wettervorhersagen kommen kann. Alle Fähren ab und nach Norderney und Juist fallen zudem bis Freitagnachmittag aus. Bei den Fährverbindungen nach Spiekeroog kommt es aufgrund der Wetterlage seit Donnerstag an zu Fahrplanänderungen. Es entfällt unter anderem der WattnExpress.

Auch auf den Straßen und Schienen kann es durch den Sturm zu Behinderungen kommen, wie der DWD prognostizierte. Besonders viel Angriffsfläche böten dem Wind Bäume, weil an diesen zurzeit noch viele Blätter hingen. Auch der ADAC rät Verkehrsteilnehmenden, Strecken in Waldgebieten zu meiden und bei starkem Wind mit niedrigerem Tempo unterwegs zu sein. Auf Brücken, in Waldschneisen und beim Überholen im Windschatten sei die Gefahr, von heftigen Böen erfasst zu werden, am größten. Autofahrer sollten daher „noch aufmerksamer sein“.

Bei der Deutschen Bahn kommt es aufgrund des Unwetters seit Donnerstagabend im Fernverkehr zu Beeinträchtigungen. Betroffen ist unter anderem die Strecke Hannover – Kassel – Frankfurt. Die Deutsche Bahn empfiehlt Fahrgästen, sich vor Reiseantritt in der Fahrplanauskunft der App „DB Navigator“ oder auf bahn.de/aktuell zu informieren. In Schleswig-Holstein rechnet nordbahn aufgrund des Unwetters mit Beeinträchtigungen im Zugverkehr, wie es auf der Webseite heißt. Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) haben den Zugverkehr auf den Gipfel nach eigenen Angaben für Freitag eingestellt. Da mit dem Ende der Ferien auch mit erhöhtem Rückreiseverkehr auf den Straßen zu rechnen ist, empfiehlt der ADAC, die Stoßzeiten zu meiden und Autofahrten vorausschauend zu planen. „Besonders auf der A7 und A1 wird es am Wochenende voll werden“, teilte eine Sprecherin dem NDR Niedersachsen mit.

Stürmisches Wetter bleibt auch nach dem Wochenende

Am Freitag erwartet der DWD im Norden Temperaturen mit Höchstwerten um die 12 bis 14 Grad. Auch am Wochenende bleibt das Wetter laut DWD-Wetterexperten Kürbis windig bis stürmisch. Die Temperaturen nehmen dann etwas ab. An der Küste erwartet der Meteorologe schwere Sturmböen zumindest bis Sonntag. Danach beruhige sich das Wetter, aber es bleibe bei kräftigem Wind. Kürbis rechnet mit wechselhaftem Wetter im Norden bis zum Anfang nächster Woche – mit Niederschlägen, Schauern und vereinzelten Gewittern.

Segelboote auf der Kieler Förde, darüber Wolken.

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Dunkle Wolken aber auch ein wenig Licht über dem niedersächsischen Wattenmeer.

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Große Wellen bei einer Sturmflut im Hafen von Dagebüll.

Am Donnerstag soll der bislang schwerste Herbststurm des Jahres aufziehen. Er könnte Reisepläne durcheinanderwirbeln.