Mit dem Schnitt, der zwischen den zitierten Passagen keine Pausen lässt, erweckt die kanadische Regierung den Eindruck, dass Reagan die Äußerungen in dieser Reihenfolge getätigt hat. Die Kernaussage, dass Reagan sich für freien Handel ausspricht und vor negativen Auswirkungen von Zöllen warnt, bleibt erhalten.

Die US-Organisation The Ronald Reagan Presidential Foundation & Institute reagierte bereits auf den Werbespot und beklagt, dass die Macher des Videos die „selektiv genutzten“ Aussagen irreführend im Video eingebettet hätten. Zudem seien die Aufnahmen ohne Genehmigung für den Werbeclip verwendet worden. Man prüfe rechtliche Schritte, hieß es in einer Mitteilung der Organisation auf X.

Auf diese Mitteilung wurde offenbar auch US-Präsident Trump aufmerksam. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb er: „Die Ronald Reagan Foundation hat gerade bekannt gegeben, dass Kanada in betrügerischer Absicht eine FALSCHE Anzeige geschaltet hat, in der Ronald Reagan sich negativ über Zölle äußert.“ Dies sei einzig und allein geschehen, um die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten und anderer Gerichte zu beeinflussen, mutmaßt der US-Präsident.

Dann schreibt er in Großbuchstaben weiter: „ZÖLLE SIND FÜR DIE NATIONALE SICHERHEIT UND DIE WIRTSCHAFT DER USA SEHR WICHTIG. Aufgrund ihres ungeheuerlichen Verhaltens werden hiermit ALLE HANDELSVERHANDLUNGEN MIT KANADA BEENDET.“

Die traditionell freundschaftlichen Beziehungen zwischen Kanada und den USA hatten sich mit dem Amtsantritt von Trump im Januar bereits deutlich verschlechtert. Der US-Präsident verfolgt eine aggressive Zollpolitik gegenüber dem nördlichen Nachbarn. Unter anderem hatte Trump in diesem Jahr Zölle in Höhe von 25 Prozent auf kanadischen Stahl, Aluminium und Autos verhängt. Die Regierung in Ottawa reagierte mit Gegenzöllen. Im August erhöhte Trump die Zölle auf kanadische Produkte dann auf 35 Prozent.

Eigentlich schien die Stimmung sich zuletzt wieder aufzuhellen: Wochenlang verhandelten beide Seiten über eine mögliche Einigung für die Stahl- und Aluminiumbranche. Erst vor rund zwei Wochen war der kanadische Premierminister Mark Carney nach Washington gereist, um eine Lockerung der US-Zölle zu erreichen.