Stand: 24.10.2025 19:40 Uhr

Deutschland hat das Halbfinal-Hinspiel der Fußball-Nations-League gegen Frankreich gewonnen und sich damit eine gute Ausgangslage für das Rückspiel erarbeitet. Die DFB-Frauen gewannen am Freitagabend in Düsseldorf knapp, aber nach einer couragierten Leistung verdient mit 1:0 (0:0).

von Tobias Knaack

Klara Bühl sorgte mit einem strammen Schuss in der 79. Minute für großen Jubel bei Bundestrainer Christian Wück und den knapp 40.000 Fans in der Düsseldorfer Arena. Der Treffer war der verdiente Lohn für eine läuferisch sowie kämpferisch – und in Phasen auch spielerisch – starke Leistung der deutschen Fußballerinnen. „Ich bin happy über den Sieg. Das tut unglaublich gut“, sagte Torschützin Bühl nach Abpfiff im Sportschau-Interview. Insbesondere, weil „wir gezeigt haben, was für einen Fußball wir spielen wollen“.

97 Tage nach dem denkwürdigen Viertelfinale bei der Fußball-EM in der Schweiz, in dem Deutschland sich in Unterzahl zunächst ins Elfmeterschießen gekämpft und dort dramatisch gewonnen hatte, trafen beide Mannschaften wieder aufeinander. Und wie im Sommer in Basel begegneten sich die DFB-Frauen und „Les Bleues“ auf Augenhöhe.

Die bessere Mannschaft mit den klareren Gelegenheiten aber war das Wück-Team, das – wie schon bei der Europameisterschaft – allerdings lange die Effizienz vermissen ließ. Dank Bühls Tor des Tages hat Deutschland nun vor dem Rückspiel am Dienstag in Caen (21.10 Uhr) einen leichten Vorteil, auch wenn Bühl noch „ein hartes Stück Arbeit“ vor sich und dem Team sieht. Klar aber sei: „Wir wollen ins Finale!“

Video:
Klara Bühl – „Haben heute gesehen, was wir drauf haben“ (1 Min)

Anyomi und Wamser mit ersten Gelegenheiten

Bundestrainer Wück hatte Nicole Anyomi, die er für die EM im Sommer nicht berücksichtigt hatte, direkt wieder ins Sturmzentrum gestellt – und die Frankfurterin hatte schnell eine erste gute Gelegenheit: Elisa Senß setzte sich im Mittelfeld robust durch und passte nach rechts auf Carlotta Wamser, deren Hereingabe Anyomi auf das Tor spitzelte. Pauline Peyraud-Magnin parierte stark (2.). Und auch eine Minute später war Frankreichs Torhüterin zur Stelle, dieses Mal gegen Wamser.

Pech hatten die deutschen Fußballerinnen in der 6. Minute, dass weder Schiedsrichterin Ivana Projkovska (Nordmazedonien) noch der VAR das Einsteigen von Maelle Lakrar gegen Franziska Kett für strafstoßwürdig hielten, obwohl die französische der deutschen Verteidigerin im Strafraum auf dem Fuß stand.

Deutschlands Jule Brand (l.) im Zweikampf mit Frankreichs Kadidiatou Diani

Ein enges Spiel: Deutschlands Jule Brand (l.) im Zweikampf mit Frankreichs Kadidiatou Diani.

Doch auch so spielten die DFB-Frauen eine starke Anfangsphase, waren enorm lauffreudig, zweikampfstark und hatten daraus resultierend immer wieder Ballgewinne im Mittelfeld. Sie probierten immer wieder, mit schnellem Umschaltspiel vor das Tor der Gäste zu kommen. Die zeigten sich zunächst beeindruckt und kamen erst allmählich in der Begegnung an. Delphine Cascarino hatte einen ersten Abschluss (13.).

Katoto-Treffer zählt nicht

Gefährlicher aber blieb zunächst das Wück-Team: Bühl zog von der linken Seite nach innen und schloss ab – ihr Schuss strich knapp am rechten Pfosten vorbei (20.). Je länger das Spiel dauerte, desto ausgeglichener gestalteten die Französinnen allerdings die Partie. Stina Johannes, die als Ersatz für Ann-Katrin Berger, die verletzte Elfmeter-Heldin des Viertelfinals, zwischen Pfosten stand, kratzte einen Cascarino-Kracher stark aus dem rechten Eck. Verteidigerin Kathrin Hendrich klärte die Situation endgültig (22.).

Die Mannschaft von Trainer Laurent Bonadei war nun am Drücker und ging in der 34. Minute scheinbar in Führung. Marie-Antoinette Katoto nahm eine Flanke von Kapitänin Onema Geyoro gekonnt mit der Brust an und traf mit rechts ins linke Eck. Vorlagengeberin Geyoro stand in der Entstehung aber im Abseits. Glück für die DFB-Frauen, dass es torlos in die Pause ging.

Nüsken, immer wieder Nüsken

Die zweite Hälfte startete zunächst weit weniger spektakulär als Durchgang eins. Beide Mannschaften neutralisierten sich knapp zehn Minuten lang im Mittelfeld, bis Deutschland urplötzlich die riesengroße Chance zur Führung hatte: Kapitänin Giulia Gwinn schlug von der rechten Seite eine perfekte Flanke auf die kurz zuvor mit einem Schnitt an der Augenbraue verletzte Sjoeke Nüsken. Der Kopfball der Mittelfeldspielerin flog aber knapp am rechten Pfosten vorbei (55.). Und nur zwei Minuten später verpasste Anyomi zum zweiten Mal die Führung, als sie eine weitere Bühl-Hereingabe über das Tor jagte.

Die Hauptprotagonistin in diesen Minuten aber blieb Nüsken. Die Spielerin des FC Chelsea, die insgesamt eine starke Partie lieferte, ließ allerdings auch ihre Chancen zwei und drei aus. Erst ging ihr Abschluss mit dem Rücken zum Tor knapp vorbei (66.), dann brachte sie den Ball freistehend aus sieben Metern nur auf Peyraud-Magnin (69.).

Bühl trifft wuchtig zum umjubelten 1:0

Es war mittlerweile ein heftiger Chancenwucher, der sich wenig später beinahe rächte: Die eingewechselte Melvine Malard zielte aber erst – Sekunden nach ihrer Einwechslung – knapp vorbei (71.) und scheiterte dann aus wenigen Metern an der glänzend parierenden Johannes im DFB-Tor (73.).

Die insgesamt bessere Mannschaft aber blieben die Deutschen, die sich elf Minuten vor dem Spielende dann auch endlich belohnten: Bühl bekam nach einer Seitenverlagerung den Ball auf links, zog in die Mitte und jagte den Ball aus rund 18 Metern neben den linken Pfosten. Riesiger Jubel auf den Rängen und an der deutschen Bank. Ein tolles Tor als Lohn für die harte Arbeit Bühls – und der DFB-Frauen insgesamt.

Video:
Das Siegtor von Klara Bühl (1 Min)