Vor allem zwischen Oktober und März sorgte das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) in den letzten Jahren für überfüllte Wartezimmer. Besonders schwere Fälle dieser Atemwegserkrankung landeten im Krankenhaus. Bis letztes Jahr gab es nur für Kinder mit Vorerkrankungen eine passive Immunisierung. Seitdem empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Impfung aller Neugeborenen mit dem Antikörperpräparat Nirsevimab.

Passive Immunisierung durch Nirsevimab

Seit Oktober 2022 ist der monoklonale RSV-Antikörper Nirsevimab (Beyfortus®) für Neugeborene und Säuglinge in ihrer ersten RSV-Saison in der EU zugelassen. Mögliche Vorerkrankungen spielen dabei keine Rolle. Die Antikörper verhindern, dass die Zellmembran infizierter Zellen mit benachbarten Zellen verschmilzt und blockieren so das Eindringen des RSV in weitere Zellen und somit dessen Ausbreitung. Die einmalige intramuskuläre Verabreichung wirkt eine gesamte RSV-Saison.

Seit 2024 empfiehlt die STIKO eine Impfung mit Nirsevimab als Prophylaxe für Neugeborene oder in der 1. RSV-Saison unabhängig von Risikofaktoren. Vor allem schwere Verläufe bei Neugeborenen und Säuglingen sollen damit verhindert werden. Für Erwachsene über 75 Jahren wird ebenfalls eine einmalige Impfung empfohlen, bei Erwachsenen mit Vorerkrankung bereits ab 60 Jahren. Ziel dieser Empfehlung ist, schwere RSV-assoziierte Atemwegserkrankungen sowie die daraus resultierenden Folgen wie Hospitalisierung und Tod zu reduzieren.

Der RSV-Erreger

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein weltweit verbreitetes RNA-Virus, welches über Tröpfcheninfektion übertragen wird. Es kann vor allem bei Säuglingen, Kleinkindern und älteren Erwachsenen schwere Atemwegsinfektionen verursachen. Die Erkrankungen treten gehäuft in den Wintermonaten auf. Jährlich erkranken weltweit zahlreiche Kinder im ersten Lebensjahr, viele davon so schwer, dass sie ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen.

In Deutschland betrifft das rund 25,000 Säuglinge pro Jahr. Bei dieser Erkrankung besteht keine langfristige Immunität. Nahezu jedes Kind hat bis zum Ende des zweiten Lebensjahres mindestens einmal eine RSV-Infektion durchlebt. Besonders gefährdet sind Frühgeborene und Neugeborene sowie Säuglinge mit einer schweren Grunderkrankung. Erwachsene mit kardialen oder pulmonalen Vorerkrankungen sowie welche mit Immundefiziten zählen ebenfalls zur Risikogruppe.

Vor der Impfung gab es keine spezifische Therapie, die Behandlung beschränkte sich auf die Linderung der Symptome durch ausreichend Flüssigkeitszufuhr und das Freihalten der Atemwege. Es ist nicht möglich, eine Infektion vollständig zu vermeiden. Durch ausreichende Hygienemaßnahmen sowie rechtzeitige Diagnose können jedoch schwere Verläufe vermieden werden.

Beträchtlicher Zusatznutzen

Laut Deutschem Ärzteblatt hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Antikörper nun einen beträchtlichen Zusatznutzen in der RSV-Prophylaxe bei Neugeborenen und Säuglingen unter einem Jahr ausgesprochen. In einer Studie, in welcher die Wirksamkeit und Sicherheit von Nirsevimab mit einem Placebo und keiner Therapie verglichen wurde, zeigte sich, dass durch die Impfung die Zahl der RSV-Infektionen der unteren Atemwege deutlich sank, vor allem auch bei den schweren Verläufen.

Verglichen mit der Saison 2023/24 sanken die Fälle infizierter Neugeborener und Säuglinge in der Saison 2024/25 um 54 Prozent. In Zahlen war dies eine Senkung von 2291 auf 1045 Erkrankungen pro 100000 Säuglinge. Die Hospitalisierung sank um 55 Prozent, was den Nutzen der RSV-Prophylaxe unterstreicht.

Heike Lachnit

Quellen