Krapfen, Kölsch & Ja, ich will!: Am Dienstag, den 11. November, öffnet die Christuskirche am Stadtgarten, Dorothee-Sölle-Platz 1, ihre Türen für alle, die ihre Liebe kirchlich feiern möchten – spontan oder mit Anmeldung. Zwischen 10 und 16 Uhr können Paare sich dort segnen lassen oder kirchlich heiraten – unabhängig von ihrer sexuellen Identität oder einem vorherigen Standesamtstermin. Mit viel Herz und rheinischer Lebensfreude beginnt das kirchliche Hochzeitsfest von „Hätzjeföhl – Segensbüro Köln und Region“ pünktlich zum Sessionsauftakt: Inmitten von Krapfen, Kölsch und kölscher Musik feiern Pfarrerinnen und Prädikantinnen der Evangelischen Kirche Köln und Region bunte und zugleich feierliche Trauungen. Ob im Karnevalskostüm, im Brautkleid oder im Alltagsschick – erlaubt ist, was gefällt. Eine Anmeldung ist möglich unter kontakt@haetzjefoehl.de, aber auch spontane Besuche sind willkommen.

Im Interview erzählt Pfarrer Sebastian Baer-Henney, warum der 11.11. als jeckes Hochzeitsdatum zugleich tief ernsthaft ist – und wie Paare, ob klassisch oder ungewöhnlich, inmitten von Karnevalstrubel einen besonderen, inklusiven Segen erleben.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, am 11.11., dem Beginn des Fastelovend, Hochzeiten zu feiern und Paare zu segnen?

Sebastian Baer-Henney: Der 11.11. ist in Köln ja ein klassisches Hochzeitsdatum – so klassisch, dass die Standesämter überlaufen und schnell ausgebucht sind. Wir sind oft segnend aktiv, wo Menschen nicht klassisch heiraten können – sei es, weil es rechtlich nicht geht, weil sie noch nicht geoutet sind oder weil, schlicht und einfach, das Standesamt voll ist. Viele verbinden den 11.11. mit Kölsch, Krapfen und Karneval – wie schafft ihr es, gleichzeitig jeck und doch respektvoll sowie ernsthaft eine Segensfeier zu gestalten? Das haben wir uns auch gefragt und sind dann aber schnell zu der Antwort gekommen: Bei aller Jeckheit ist Karneval ja etwas sehr ernstes. Die Liebe, die die Menschen reinstecken, um Kostüme zu basteln, sich zu schminken, die vielen Blicke fürs Detail. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie ihr Feiern, teilweise generalstabsmäßig vorbereiten. Überhaupt: Wie wichtig es ihnen ist, Karneval zu feiern. Als Brauchtum und Teil ihrer Identität. All das zeigt: Karneval hat beides. Die lustige und ausgelassene und die ernste und lebensrelevante Seite. Wir bringen das zusammen – nicht als Event sondern als heiliger Moment im Trubel.

Ihr sagt, dass auch Paare kommen können, die nicht standesamtlich heiraten können oder wollen – was bedeutet euch dieser inklusive Gedanke?

Sebastian Baer-Henney: Gott ist kein Staatsbeamter. Will sagen: Gott ist es mit ziemlicher Sicherheit nicht wichtig, welches Formular man vorlegen kann. Den Menschen ist es aber wichtig, entscheidende Schritte in ihrem Leben mit Gottes Begleitung zu gehen. Ob das nun der Schritt vor den Tisch auf dem Standesamt ist oder der Schritt des gegenseitigen Treueschwurs an ganz anderen Orten, das ist nicht so wichtig. Die Absicht ist doch dieselbe: Zwei Menschen sagen „ja“ zueinander, bitten Gott um Begleitung für die Zeit, die kommt. Das ist der Kern – und das tun wir mit ihnen.

Wie haben die Paare und Gäste im letzten Jahr auf das besondere Hochzeitsformat reagiert – gab es eine Stimmung oder ein Erlebnis, das euch besonders in Erinnerung geblieben ist?

Sebastian Baer-Henney: Die Paare, die letztes Jahr da waren, waren tief berührt. Weil sie dieser Segen mitten in ihrem Leben abholt. Und weil wir vorurteilsfrei herangehen. Wo sonst hätten die Teletubbies mit Hunden auf dem Arm Segen bekommen – in einer ernsthaften Form, ohne Klamauk? Das war schon besonders. Und das hat Kreise gezogen. Das Fernsehen hat drüber berichtet, und ruckzuck kamen Anfragen fürs nächste Mal. Die Menschen spüren das Besondere, und für uns ist es toll, das mitzumachen.

Was wünscht ihr euch für dieses Jahr – für die Paare, die ihr segnet?

Sebastian Baer-Henney: Dass der Segen für sie trägt. Dass sie es schön haben. Dass es guttut. Und dass sie davon erzählen. Denn das bedeutet, dass wir einen guten Job gemacht haben.

Weitere Informationen gibt es unter http://www.haetzjefoehl.de.www.haetzjefoehl.de

Print Friendly, PDF & EmailDrucken

Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): Haetzjeföhl