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Sturmtief „Joshua“ wirbelt über Norddeutschland (2 Min)
Stand: 25.10.2025 00:28 Uhr
Das Sturmtief „Joshua“ ist am Freitag mit starken Windgeschwindigkeiten über Norddeutschland gefegt. An der Nordseeküste und in Hamburg liefen Sturmfluten auf. Im Laufe des Abends wurden alle Unwetterwarnungen für den Norden aufgehoben.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte zuvor eine Sturmflut-Warnung für die gesamte Nordseeküste und das Elbe-Gebiet ausgegeben. In Hamburg flutete das Wasser mit dem auflaufenden Hochwasser den Fischmarkt – laut BSH wurde ein Pegelstand von über 1,70 Meter erreicht. Im Stadtteil St. Pauli überspült das Wasser ab einem Pegelstand von etwa 1,50 Meter über dem mittleren Hochwasser die Uferpromenade.
In der Hansestadt blieb es ansonsten aber offenbar vergleichsweise ruhig. Der Hamburger Polizeileitstelle waren am Abend keine Einsätze in der Stadt bekannt, wie ein Sprecher mitteilte. Auch über mögliche Sturm-Schäden an der Nordseeküste war zu diesem Zeitpunkt nichts bekannt.
Unwetterwarnungen galten bis in den Abend
Bereits am Freitagmorgen und am Vormittag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) entlang der Nordseeküste in Schleswig-Holstein Windgeschwindigkeiten zwischen 100 und fast 120 Stundenkilometern gemessen. Am späten Freitagabend war es in Norddeutschland zwar noch stürmisch, die Unwetterwarnungen vor Orkanböen hatte der DWD da jedoch bereits aufgehoben.
In der Nacht sollten die Windgeschwindigkeiten weiter abnehmen. Allerdings soll es am Wochenende vorerst ziemlich windig bleiben. Für heute gilt in großen Teilen Norddeutschlands eine Warnung vor Sturm- oder Windböen.

Orkanböen machen Dacharbeiten selbst für Profis zur Extremsituation – höchste Vorsicht ist geboten.
Hafen auf Föhr überschwemmt und Bäume entwurzelt
Während des Sturmtiefs wurde am Freitag auch der Hafen auf der nordfriesischen Insel Föhr überschwemmt. Die Fähre „Uthlande“ konnte am Nachmittag nicht ablegen, wie eine dpa-Reporterin berichtete, die sich auf der Fähre in Wyk auf Föhr befand. Bis in den Abend fielen dort Fahrten aus, für Samstag wurde der Fahrplan an die Wetterbedingungen angepasst.
Zwischen Wrist in Schleswig-Holstein und Hamburg-Altona blockierte am Freitag ein umgestürzter Baum vorübergehend die Gleise – eine Zugverbindung fiel aus. In Altona hing außerdem ein rund zehn Quadratmeter großes Werbeplakat lose an einer Fassade und drohte auf eine Bushaltestelle zu stürzen. Es wurde von der Feuerwehr entfernt.
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Sturmtief: Schweizer müssen Reise nach Pellworm abbrechen (3 Min)
Mehr als 70 Sturmeinsätze in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein meldeten die beiden für die Westküste zuständigen Leitstellen mehr als 70 Einsätze infolge des starken Sturms. In einigen Fällen handelte es sich den Angaben zufolge um umgestürzte Bäume.
Das Kreuzfahrtschiff „AIDAperla“ verkürzte wegen des Sturms seine Reiseroute durch Norwegen. Es kehrte einen Tag früher als geplant nach Hamburg zurück.

Bisher gab es keine größeren Schäden im Land. Reporter Frank Goldenstein berichtet vom Fähranleger in Schlüttsiel.
St. Peter-Ording: Parkplätze wegen Überflutung gesperrt
In St. Peter-Ording waren die Strandparkplätze Ording und Böhl am Freitag wegen Überflutung vorübergehend gesperrt. Auch die Seebrücke konnte von Fußgängerinnen und Fußgängern nicht genutzt werden. Aus Sicherheitsgründen blieb der Heider Herbst-Jahrmarkt bis zum frühen Abend geschlossen, hieß es vom örtlichen Ordnungsamt.
Parks und weitere Grünanlagen geschlossen
Wegen des Sturms wurden am Freitag außerdem in mehreren Städten Friedhöfe, Parks und Tiergärten geschlossen – darunter in Hildesheim und Hannover. Auch der Campener Leuchtturm blieb zu, wie die Betreiber auf Facebook mitteilten. Mehrere Wochenmärkte wurden abgesagt.
Die niedersächsischen Landesforsten warnten, dass die Sturmböen vielerorts auf Bäume treffen, die nach mehreren Dürrejahren geschwächt sind. Abgestorbene Äste erhöhten die Gefahr herabfallender Zweige zusätzlich, sagte Vizepräsident Klaus Jänich. „Wer trotz des stürmischen Wetters nicht auf den Herbstspaziergang verzichten möchte, sollte Waldgebiete und die Nähe zu Bäumen meiden.“ Auch nach dem Abflauen des Windes bestehe bis Sonntag erhöhte Gefahr.
Sturmtief „Joshua“ zieht langsam über Dänemark nach Schweden
In der Nacht zu Samstag soll der Wind laut DWD weiter abnehmen. Im Laufe des Wochenendes bewegt sich das Sturmtief demnach in Richtung Dänemark. Erst am Sonntag soll „Joshua“ Schweden erreichen. Kräftiger Wind werde Deutschland noch bis zum Wochenanfang begleiten, hieß es von den Meteorologen. Zudem solle es ziemlich viel regnen.
Sturm entwurzelt Bäume, 28-Jähriger verunglückt im Ammerland

In Wilhelmshaven wurden Teile der Uferpromenade und ein Parkplatz überflutet.
Der Herbststurm sorgte in Norddeutschland bereits seit Donnerstag für zahlreiche Zwischenfälle. In Wilhelmshaven überflutete die aufgepeitschte Nordsee Teile der Promenade und eines Parkplatzes. Auf der A28 bei Bad Zwischenahn sowie auf der A23 bei Schenefeld stürzte jeweils ein Baum auf die Fahrbahn, die Autobahnen waren zeitweise gesperrt.
Ein 28-Jähriger wurde bei einem Unfall im Landkreis Ammerland schwer verletzt. Er kam laut Polizei offenbar aufgrund von starkem Seitenwind mit seinem Auto von der Straße ab, kollidierte mit zwei Bäumen und überschlug sich. Im Landkreis Cloppenburg fiel ein Baum auf ein Hausdach.
„Nichts Besonderes“: Bürgermeister bleibt gelassen
Für die Bewohnerinnen und Bewohner auf den Halligen sei die Situation „nichts Besonderes“, sagte der Bürgermeister von Hallig Hooge, Michael Klisch (SPD), dem NDR Schleswig-Holstein. Solch eine Wetterlage komme etwa drei bis fünf Mal im Jahr vor. Hooge ist durch einen Sommerdeich geschützt. Andere Halligen wie Oland hätten 20 bis 30 Mal im Jahr „Land unter“, so Klisch.
Auf Hooge wurde laut Klisch das Vieh seit Donnerstag auf die Warften getrieben. Das Auto seines Nachbarn, der gerade auf dem Festland ist, habe er in Sicherheit bringen müssen, sagte Klisch. Aber auch das sei für Halligbewohner Routine.
Diese Punkte sollten Sie beachten
Der DWD rät, sich während der Wetterwarnung in den betroffenen Gebieten nicht im Freien aufzuhalten. „Die Bäume haben noch viel Laub“, sagte Schmidt. Das biete dem Wind eine gute Angriffsfläche. Auch die Niedersächsischen Landesforsten warnen vor dem Betreten der Wälder. Der starke Wind träfe vielerorts auf Bäume, die nach mehreren Dürrejahren nicht mehr so stabil seien. Außerdem gebe es mehr abgestorbene Äste in den Baumkronen, was das Risiko fallender Äste weiter erhöhe.
Fahrten des Ausflugsschiffes von Büsum nach Helgoland (Kreis Pinneberg) wurden wegen der erwarteten Wetterlage von Freitag bis Sonntag abgesagt. Auch die Fahrten mit dem Halunder Jet von Hamburg nach Helgoland fallen derzeit aus. Die Föhr-Amrum-Linie verkehrte tagsüber nur eingeschränkt. Weil die Wasserpegel inzwischen wieder zurückgehen, wurde der Fährverkehr zwischen Föhr, Amrum und Dagebüll nach Angaben der Wyker Dampfschiff-Reederei am Freitagabend wieder aufgenommen, es gibt aber Fahrplanänderungen. Fähren nach Pellworm sowie zwischen Sylt und der dänischen Insel Römö fielen am Freitag aus. Auch bei den Fähren auf die Ostfriesischen Inseln kam es zu Fahrplanänderungen und Ausfällen: Nach Langeoog und Spiekeroog fuhren am Freitag keine Fähren. Norddeich, Juist und Wangerooge sollten ab dem Nachmittag wieder zu erreichen sein. Für Norderney gab es einen Hinweis von der Reederei Frisia, dass es zu Verzögerungen und Ausfällen wegen der Wettervorhersagen kommen konnte. Mittlerweile seien die Fahrten wieder planmäßig, hieß es.
An der Ostsee wurde kein „ausgewachsener Sturm“ erwartet, sagte NDR Wetterexperte Stefan Kreibohm. Dennoch fielen einige Fährverbindungen aus. Scandlines hatte ab Freitagvormittag alle Fahrten zwischen Gedser (Dänemark) und Rostock abgesagt. Die „Weiße Flotte“ hatte auf Rügen ihren Fahrplan ausgedünnt. Dort entfielen die Touren mit dem Fahrgastschiff „Sellin“, das zwischen Sellin, Baabe und Gager pendelt. Die Reederei Hiddensee fuhr dagegen planmäßig. In Rostock kam es auf der Fährverbindung zwischen Warnemünde und Markgrafenheide zu Verspätungen. Zudem hatte die Schlepp – und Fährgesellschaft Kiel den Fährbetrieb zwischen Kiel Hauptbahnhof und Laboe eingestellt. Auch die Schleifähre Missunde in der Gemeinde Kosel verkehrte am Freitag nicht.
Auch auf den Straßen und Schienen kann es laut DWD durch den starken Wind zu Behinderungen kommen. Besonders viel Angriffsfläche für den Wind böten Bäume, weil an diesen zurzeit noch viele Blätter hingen. Auch der ADAC rät Verkehrsteilnehmenden, Strecken in Waldgebieten zu meiden und bei starkem Wind mit niedrigerem Tempo unterwegs zu sein. Auf Brücken, in Waldschneisen und beim Überholen im Windschatten sei die Gefahr, von heftigen Böen erfasst zu werden, am größten. Autofahrer sollten daher „noch aufmerksamer sein“. Da mit dem Ende der Ferien auch mit erhöhtem Rückreiseverkehr auf den Straßen zu rechnen ist, empfiehlt der ADAC, die Stoßzeiten zu meiden und Autofahrten vorausschauend zu planen. „Besonders auf der A7 und A1 wird es am Wochenende voll werden“, teilte eine Sprecherin dem NDR Niedersachsen mit.
Bei der Deutschen Bahn kam es aufgrund des Unwetters seit Donnerstagabend im Fernverkehr zu Beeinträchtigungen. Betroffen war unter anderem die Strecke Hannover-Kassel-Frankfurt. Die Deutsche Bahn empfiehlt Fahrgästen, sich vor Reiseantritt in der Fahrplanauskunft der App „DB Navigator“ oder auf bahn.de/aktuell zu informieren. In Schleswig-Holstein rechnete die Nordbahn aufgrund des Unwetters mit Beeinträchtigungen im Zugverkehr, wie es auf der Webseite hieß. Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) stellten den Zugverkehr auf den Gipfel nach eigenen Angaben am Freitag ein.
BSH: „Sturmflut ist im Herbst normales Ereignis“
„Eine Sturmflut in dieser Höhe ist im Herbst ein normales Ereignis“, sagte Kerstin Jochumsen, Leiterin der Abteilung Meereskunde beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, auf NDR Anfrage. Die Küstenländer seien gut vorbereitet. Allerdings stelle der Klimawandel den Küstenschutz vor neue Herausforderungen: Durch den steigenden Meeresspiegel erhöhe sich auch der Wasserstand bei Sturmfluten. Zudem sei damit zu rechnen, dass bei anhaltend hohen Emissionen sturmflutfördernde Wetterlagen bis zum Ende des Jahrhunderts häufiger auftreten werden, so Jochumsen. Auch darauf bereiten sich die Länder laut BSH bereits vor.

Das Wetter in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen: Vorhersage, Regenradar und PLZ-Suche.

Für welche Regionen in Deutschland gilt eine Wetterwarnung? Die aktuelle Wetterkarte zeigt die derzeitige Lage.

Am Donnerstag soll der bislang schwerste Herbststurm des Jahres aufziehen. Er könnte Reisepläne durcheinanderwirbeln.

Die Stärke des Windes wird in Beaufort gemessen. Die Sturm-Skala reicht von Windstille bis Orkan. Unsere Bildergalerie verrät, wie sich die einzelnen Stufen unterscheiden.