Von Samstag bis Montag finden in Leipzig mehrere Aufzüge und Kundgebungen statt, bei denen jeweils mehrere hundert Teilnehmer*innen erwartet werden. Es geht dabei um Antifaschismus, Rammstein-Sänger Till Lindemann beim Opernball und die jüngsten Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz.
Als Höhepunkt der sogenannten Antifa-Wochen, einer Reihe von Veranstaltungen, ruft die Gruppe „Rassismus tötet!“ für Samstag zu einer Demonstration unter dem Motto „Gedenken erkämpfen – autonom, antifaschistisch“ auf.
Einerseits handelt es sich dabei um die traditionelle Gedenkdemo für Kamal Kilade, der am 24. Oktober 2010 vor dem Hauptbahnhof von Neonazis getötet wurde. Andererseits soll die Demo aber auch ein Weckruf sein, sich stärker für linke Antifa-Politik zu engagieren. „Wir müssen aktiv gegen rechte Strukturen vorgehen, sie sichtbar machen und ihnen entgegenstehen“, heißt es im Aufruf.
In ihrem Aufruf beklagt die Gruppe auch, dass ostdeutsche Perspektiven in antifaschistischen Strategiedebatten häufig fehlen würden: „Bis auf die Gruselgeschichten, wie Anfang der Neunzigerjahre besetzte Häuser gegen Neonaziangriffe verteidigt werden mussten, mangelt es auch weiterhin am Interesse an einer ostspezifischen Bewegungsperspektive.“
Beginn der Demonstration ist um 14 Uhr an der Kreuzung Karl-Liebknecht-/Schletterstraße. Direkt im Anschluss können sich Interessierte dem Protest gegen die Teilnahme von Rammstein-Sänger Till Lindemann am Leipziger Opernball anschließen.
Protest gegen Machtmissbrauch
Von 17 bis 19 Uhr möchte das Bündnis „Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch“ am roten Teppich auf dem Augustusplatz einen stillen Protest veranstalten. Die Kundgebung sollte ursprünglich 18 Uhr starten, wurde aber vorverlegt.
In einem Offenen Brief zeigt sich das Bündnis „irritiert darüber, dass einer Person, gegen die schwerwiegende Vorwürfe sexualisierter Übergriffe und Machtmissbrauchs öffentlich erhoben wurden, eine Bühne auf dem Opernball geboten wird“. Gegenüber Betroffenen sei das ein „fatales Signal“.
Vor zwei Jahren gab es diesbezüglich zahlreiche Berichte in journalistischen und sozialen Medien. Strafrechtliche Ermittlungen wurden eingestellt, nachdem sich bei den Behörden keine potenziellen Opfer gemeldet hatten. Der Offene Brief wurde von mehreren Gruppen und Vereinen unterschrieben, darunter Leipzig nimmt Platz, Frauenkultur, Feministischer Streik Leipzig, Werk 2, Livekommbinat und Louise-Otto-Peters-Gesellschaft.
Die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD) stand auch auf der Gästeliste des Opernballs, hat ihre Teilnahme mittlerweile aber abgesagt. Sie wolle damit „zur Deeskalation beitragen“, teilte sie mit.
Merz und das Stadtbild
Wenig deeskalativ waren hingegen Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz, man möge mal die eigenen Töchter fragen, wie seine „Stadtbild“-Äußerungen interpretiert werden könnten. Nach mehreren Demonstrationen in anderen Städten soll es am Montag um 17.30 Uhr auf dem Marktplatz auch in Leipzig eine solche Veranstaltung geben. Die „Eltern gegen Rechts“ und die „Omas gegen Rechts“ rufen dazu auf.
Im Aufruf heißt es: „Wir brauchen keinen rassistischen Bundeskanzler und reagieren auf die Aussage von Friedrich Merz zum Stadtbild und setzen gemeinsam ein Zeichen: Leipzig bleibt bunt, vielfältig und solidarisch!“