Ein junger Mann, der keinen Sport macht, ist für die jungen Frauen immer noch eine „7 von 10“ – also noch ziemlich okay. Auch ein Raucher kriegt noch gute Noten. Aber einer, der ein Messer dabei hat? Das ist für eine junge Frau nicht nur eine „0 von 10“, sondern sogar eine „0 von 100“. Die Umfrage macht ein Präventionsbeamter der Stuttgarter Polizei. Das Interview ist zu sehen auf Tik-Tok und Instagram, unter dem Titel „safe together“.
Die Kampagne ist in einem interdisziplinären Arbeitskreis unter der Leitung der Kommunalen Kriminalprävention von Polizei und Stadt entstanden. Dabei waren das Jugendamt, die Polizei, das Amt für öffentliche Ordnung, das Social-Media-Team der Stadt, die Oberstaatsanwaltschaft, das Klinikum Stuttgart und das Sportamt. Entstanden sind dabei unter anderem die Tik-Toks und Instagram-Reels.
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Es geht darum, gezielt die Gruppe zu erreichen, in der es inzwischen weit verbreitet ist, im Nachtleben mit Messer in der Hosentasche unterwegs zu sein. Technisch ist es möglich, die Videos so auszusteuern, dass Tik-Tok und Instagram sie dieser Zielgruppe anzeigen. Und nicht nur die Personen kann man direkt erreichen. Auch die geografische Verbreitung sei eingestellt worden, erläutert Sebastian Bürkle von der Kommunalen Kriminalprävention. „Wir spielen es nicht nur in Stuttgart aus, sondern auch in einem Umkreis von rund 50 Kilometern – denn von dort kommen junge Leute auch am Wochenende in die Stadt“, sagt er.
Die Kampagne orientiert sich an aktuellen Tik-Tok-Trends
Die Zahl der Messerdelikte hat in den vergangenen Jahren zugenommen. (Symbolbild) Foto: imago/Sven Simon
Man habe sich an aktuellen Tik-Tok-Trends orientiert. Eine der Moden dort ist aktuell das Bewerten auf einer Skala bis zehn. Eine „10 von 10“ ist die Bestnote. „Da kommt dann raus, dass ein Mann, der ein Messer dabei hat, als unattraktiv eingestuft wird“, sagt der Polizeibeamte Bürkle. Neben dem Gespräch mit den jungen Frauen ist auch ein Video mit dem Leiter einer Kampfschule dabei. Seine Message: „Pack den Stolz auf die Seite“. Er kläre auch darüber auf, dass ein Angreifer das Messer gegen denjenigen verwenden kann, der meint, es diene ihm zur Selbstverteidigung.
Besonders eindrücklich in der Reihe: Es ist dem Team von Sebastian Bürkle und Ellena Krämer gelungen, einen jungen Straftäter zu sprechen, der jemand mit einem Messer angegriffen hatte und seine Strafe verbüßt hat.
Mit der Reichweite ist der Arbeitskreis zufrieden: Die kurzen Filmchen erreichen 500.000 bis 750.000 Aufrufe, sagt Bürkle. Und nun ziehen sie weitere Kreise: Derzeit tagt im italienischen Turin das European Forum of Urban Security. Turin selbst habe Interesse an der Kampagne, um die Messergewalt einzudämmen. Auch aus anderen deutschen Großstädten kämen Anfragen, aus Freiburg, Köln und Düsseldorf etwa. In dem Forum ist Stuttgart Mitglied. Großstädte tauschen sich dort aus, um gemeinsam Lösungen zur Verbesserung der Sicherheitslage zu finden.
Prävention vor Repression: Junge Männer sollen kein Messer mitnehmen
In Stuttgart wurde die Kampagne entwickelt, weil die Zahl der Messerdelikte in den zurückliegenden Jahren zugenommen hat. Deswegen wurde auch eine Messerverbotszone in der City eingerichtet. Mit der Präventionskampagne soll die Zielgruppe davon abgebracht werden, überhaupt erst mit Messern in der Tasche in die Stadt zu gehen.