– Die bayerische Polizei kam einem Kunstfälscherring auf die Schliche. Die Verdächtigen wollten Gemälde von Rubens, Picasso und Rembrandt verkaufen – zum Preis von teils dreistelligen Millionenbeträgen.
Eine mehrköpfige Ermittlungsgruppe (EG) unter dem Namen „Dora Maar“, benannt nach den weltberühmten Gemälden der Dora Maar von Pablo Picasso, ermittelt seit Anfang diesen Jahres unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Amberg gegen einen 77-jährigen deutschen Staatsangehörigen aus dem Raum Schwandorf (Oberpfalz) und zehn weitere Mittäter wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs mit Kunstfälschungen. Ein Bild wollte man offenbar für 120 Millionen Franken (rund 130 Millionen Euro) verkaufen.
Durchsuchungen in Bayern und der Schweiz
Nach umfangreichen Ermittlungen kam es in den frühen Morgenstunden des 15. Oktober 2025 in Schwandorf, Erlangen, Wissen, Dresden, München, Bad Harzburg, Stuttgart, Berlin, Teisendorf, Cham und Potsdam zu Durchsuchungsmaßnahmen. Darüber hinaus wurden weitere Wohn- und Geschäftsräume in fünf Schweizer Kantonen (Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Schwyz, St. Gallen, Graubünden) und dem Fürstentum Liechtenstein durchsucht.
Im Zuge der Durchsuchungsmaßnahmen wurden laut Polizei umfangreich Dokumente, Unterlagen, Mobiltelefone, Speichermedien, Cloud-Daten sowie eine Vielzahl an vermeintlichen Kunstfälschungen aufgefunden und sichergestellt.
Rembrandt für Summe von 120 Millionen feilgeboten
Die Ermittler wurden auf den Fall aufmerksam, als durch den 77-jährigen Hauptbeschuldigten zunächst zwei vermeintlich originale Gemälde von Pablo Picasso, darunter auch eines der „Dora Maar“, auf dem Kunstmarkt zum Kauf angeboten wurde. Weitere Ermittlungen ergaben, dass dieser ebenfalls das weltberühmte Gemälde „Staalmeesters“ (Dt. Die Vorsteher der Tuchmacherzunft) von Rembrandt van Rijn für die Summe von 120 Millionen Franken verkaufen wollte. Das Bizarre an diesem Fall – das Originalgemälde „Staalmeesters“ befindet sich aktuell eigentlich in der Sammlung des Amsterdamer Rijksmuseums.
Bei dem zum Kauf angebotenen Gemälde handelt es sich dagegen nicht um das Original aus dem 17. Jahrhundert, sondern um eine Kopie, vermutlich aus dem 20. Jahrhundert. Das Bild befand sich im Besitz einer 84-jährigen Schweizerin – gegen sie richten sich nun ebenfalls die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Amberg und des BLKA sowie der Schweizer Behörden. Das Gemälde wurde in der Schweiz beschlagnahmt.
19 weitere vermeintlich gefälschte Werke
Die Beschuldigten hatten versucht, potenzielle Käufer davon zu überzeugen, dass ihr Gemälde das wahre, ältere Original sei. Sogar das weltberühmte Rijksmuseum in Amsterdam, das seit Jahrzehnten die „Staalmeesters“ ausstellt, sei laut ihrer Behauptung lediglich im Besitz einer jüngeren Kopie. Am Einsatztag begutachtete ein Kunstsachverständiger gemeinsam mit der örtlichen Kantonspolizei und Angehörigen des BLKA das angebotene Werk in der Schweiz. Das Gutachten war eindeutig: Es handelt sich, wie vermutet, um eine Fälschung – und nicht um ein verschollenes Meisterwerk von Rembrandt van Rijn.
Der Hauptbeschuldigte versuchte zudem, 19 weitere vermeintlich gefälschte Werke zu veräußern und gab dazu an, dass sie von weltberühmten Künstlern seien. Hierunter befanden sich unter anderem folgende Gemälde:
- Stadthalter/Ratsherr von Rembrandt van Rijn
- Heiliger Sebastian von Peter Paul Rubens
- Maria mit Kind von Anthonis van Dyck
- Dora Maar von Pablo Picasso
- Francois Gilot von Pablo Picasso
- 2 Keramikvasen von Pablo Picasso
- Komposition 1945 von Juan Miro
- Study of a Head von Amadeo Modigliani
- Nostalgie 1935 von Frida Kahlo
Die einzelnen Kunstwerke wurden für Kaufpreise zwischen 400.000 Euro und 14 Millionen Euro zum Kauf angeboten.
Expertisen angefertigt, die die Echtheit der Kunstwerke bestätigen sollten
Der Hauptbeschuldigte wurde bei seinen Betrugsversuchen von insgesamt zehn weiteren Personen unterstützt. Ein 74-jähriger aus Rheinland-Pfalz fertigte dazu eigens Expertisen an, die die Echtheit der Kunstwerke bestätigen sollten. Ihm und dem Haupttatverdächtigen wurden am Einsatztag jeweils ein Haftbefehl eröffnet, welche jedoch unter Auflagen außer Vollzug gesetzt wurden.
Die Ermittler des BLKA wurden bei ihren Maßnahmen von den Kunstfahndungsdienststellen der LKÄ Berlin und Baden-Württemberg sowie von weiteren Polizeidienststellen in Rheinland-Pfalz, Sachsen, Niedersachsen und Brandenburg tatkräftig unterstützt. Die Einsatzdurchführung in der Schweiz erfolgte durch die jeweils zuständigen Justiz- und Polizeibehörden sowie der Landespolizei des Fürstentums Liechtenstein. An den Einsatzmaßnahmen waren insgesamt rund 100 Polizeibeamte und drei Staatsanwälte beteiligt.
Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Unter anderem werden alle beschlagnahmten Gemälde in den nächsten Wochen intensiv durch Experten und Gutachter in Augenschein genommen.
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