„Liebe kann alles, aber nicht in 20 Minuten 100.000 Euro herzaubern“. Äh Moment, waren das nicht Mark statt Euro? Da klingelt doch was. Lola rennt. Das war es. Und sie rennt wieder. Im Das Da Theater. Regisseurin Maren Dupont entscheidet sich, den Filmklassiker erstmals auf die Theaterbühne zu bringen. Und weil wir 2025 haben, müssen es natürlich Euro sein, und nicht Mark. Wer den kultigen Film von Tom Tykwer aus dem Jahr 1998 kennt, erinnert sich bestimmt gut an die Telefongespräche zwischen Lola und ihrem Freund Manni, und den durch das Telefonkabel zurückschnellenden Hörer, wenn Lola auflegt und losrennt. Das ist in Duponts Bühnenadaption natürlich auch kein Kabeltelefon mehr, sondern ein Handy.
Für alle, die die Geschichte noch nicht kennen: Manni ist ein Geldkurier für einen Autoschieber. Er soll seinem Boss 100.000 Euro überbringen, gangstermäßig in einer Plastiktüte. Da Lola ihn nicht wie versprochen abholen kommt, fährt er U-Bahn – und lässt die Plastiktüte versehentlich beim Aussteigen zurück. In seiner Panik ruft er Lola an und schildert ihr, dass sein Boss das Geld in 20 Minuten abholen will. In 20 Minuten muss er das Geld haben, sonst ist er geliefert. Panisch denkt Lola nach, wie sie ihren Freund retten kann. Sie beschwört ihn, keine Dummheiten anzustellen, und auf sie zu warten. Sie lasse sich etwas einfallen.
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Von da an erlebt der Zuschauer die 20 Minuten in drei verschiedenen Versionen. Dieselbe Ausgangssituation, nur verläuft die Geschichte – beeinflusst durch teils winzige Details – dreimal unterschiedlich. Aber wie einen Actionthriller, dessen Szenen hauptsächlich aus einer rennenden Lola bestehen, auf die platzmäßig begrenzte Bühne bringen? Dafür hat sich das Das Da Theater etwas Besonderes ausgedacht. „Da war zuerst die Idee mit einer Uhr“, sagt Dupont. Ihr sei eingefallen, dass sich unter den Theater-Requisiten eine Drehscheibe befindet. Für die Produktion von „Lola rennt“ wird die Drehscheibe in eine überdimensionale Uhr verwandelt, „deren Zeiger sich drehen und mit einer aufwändigen Programmierung genau 20 Minuten lang tickt“.
Ein spektakuläres Bild: Lola, gespielt vom Ensemblemitglied Nelly Bucholdt, läuft buchstäblich gegen die Zeit. Unterwegs begegnet sie unterschiedlichen Personen, mal einer Frau, deren Handy bei einem Zusammenprall zu Bruch geht, mal einem Bankkunden, der ein Millionengeschäft abwickeln will. Das Geschehen spielt sich auf dem schmalen Ziffernblatt ab. Während Lola rennt und das Geschehen sich je nach Begegnung unterschiedlich formt, steht Manni (gespielt von Dennis Pabst) in der Mitte der Uhr und wartet auf Lola. Neben dem Schauspiel werden verschiedene Songs performt: „Under Pressure“ von David Bowie und Queen passt gut zu dem enormen Zeitdruck, den Lola und Manni haben, der Song „Alkohol“ von Herbert Grönemeyer ist einer Figur gewidmet, der Lola unterwegs begegnet, und die durch die zufällige Begegnung in den Alkoholismus abzurutschen droht.
In Tykwers Verfilmung wird das Leben von Lolas Zufallsbegegnungen mit Schnappschüssen im Zeitraffer gezeigt. Jedes Leben geht nach der Begegnung mit Lola etwas anders weiter. Statt mit Fotos arbeitet Dupont mit szenischen Einschüben, die den weiteren Werdegang der jeweiligen Figur kurz beleuchten – auch da natürlich: Je nach Version passiert etwas anderes. Einmal prallt Lola mit der Frau zusammen, sie lässt ihr Handy fallen, es geht kaputt und sie verliert die Nummer ihres neuen Schwarms. In der zweiten Version verpassen Lola und die Frau sich knapp, das Handy geht nicht kaputt, die Nummer des Schwarms bleibt erhalten …
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„Das perfekte Timing zu ertüfteln war eine der größten Herausforderungen“, sagt Dupont. Das Ensemble, mit acht Mitgliedern nicht gerade gering besetzt, muss zur richtigen (Uhr-)Zeit am richtigen Ort sein. Dazu singt der Chor „Songs, die den Inhalt passend transportieren“, sagt Dramaturg Tom Hirtz. Neben Abba und Queen sind auch zeitgenössische Songs dabei. Einmal Querbeet. Auf die ikonische Technomusik wurde bewusst verzichtet.
Auf ein wenig moderner umgekrempelt verliere die Geschichte aber nicht ihre Themen, betont Dupont. Die Regisseurin kündigt an, bei der ursprünglichen Geschichte bleiben zu wollen. Deshalb geht es bei „Lola rennt“ nach wie folgt um die Frage: Wie viel Einfluss haben wir wirklich auf die Geschehnisse im Leben? Was ist Zufall, was Schicksal – und was Selbstbestimmung?
Die ausverkaufte Premiere von „Lola rennt“ ist am 30. Oktober im Das Da Theater. Mögliche Restkarten gibt es auf Nachfrage an der Abendkasse.