Eigentlich sind sich Wissenschaftler relativ einig darin, was einen auch im hohen Alter gesund hält: eine ausgewogene Ernährung, genug Schlaf und Bewegung sowie die Vermeidung von Stress. Doch laut einer neuen Studie könnte ausgerechnet Stress gesünder altern lassen – zumindest Fadenwürmer. Doch die Untersuchungsergebnisse des Forschungsteams von der Uni Basel könnten auch für Menschen eine Rolle spielen.
Demnach würden bestimmte Nährstoffe in der Nahrung bei den Fadenwürmern (Caenorhabditis elegans) milden Stress auslösen, der ihre Gesundheitsspanne verlängert. Als Gesundheitsspanne wird die Zeit bezeichnet, die bei guter Gesundheit verbracht wird.
Laut dem Forschungsteam rund um Prof. Dr. Anne Spang vom Biozentrum der Uni Basel würden RNA-Moleküle die Fitness verbessern: „Diese Moleküle verhindern, dass sich schädliche Proteinablagerungen bilden, die typischerweise mit dem Altern oder Krankheiten zusammenhängen“, so Spang. Die Studie wurde Anfang Oktober in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Stress schützt Würmer vor Alterungsprozessen
Proteine verklumpen mit zunehmenden Alter immer häufiger und sammeln sich als Proteinablagerungen in den Zellen an. „Solche Proteinaggregate gelten als Treiber von Alterungsprozessen und als Ursache für verschiedene muskuläre und neurodegenerative Erkrankungen wie etwa Alzheimer oder Parkinson“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Uni Basel.
Im Fadenwurm, der sich vor allem von Bakterien ernährt, würden RNA-Moleküle in den Nährstoffen die Gesundheitsspanne verlängern, indem sie die Zellen auf die Alterung vorbereiten. „Diese Nahrungs-RNAs werden im Darm aufgenommen und aktivieren Qualitätskontrollmechanismen, die vor zellulärem Stress schützen“, erklärt Emmanouil Kyriakakis, Erstautor der Studie, den Prozess. „Der Stress auf niedrigem Level bereitet den Körper besser darauf vor, mit Proteinschäden umzugehen.“
Dabei wird ein als Autophagie bekannter zellulärer Prozess aktiviert, der beschädigte Proteine abbaut und recycelt. Dieser Mechanismus verringert laut der Studie die Bildung schädlicher Proteinaggregate und verzögert dadurch die Zellalterung. „Uns hat überrascht, dass der Darm dabei offenbar mit anderen Organen kommuniziert“, sagte Kyriakakis. „Die schützenden Effekte sehen wir nicht nur lokal, sondern im gesamten Organismus, etwa in den Muskeln.“

So gesund kann Stress für Menschen sein
Besonders entscheidend für eine verlängerte Gesundheitsspanne war bei den Fadenwürmern eine ausgewogene Ernährung, glauben die Forscher. Laut Spang würden die Forschungsergebnisse die Bedeutung der Ernährung für die Gesundheit im Alter unterstreichen: „Einzelne Nahrungsbestandteile können den Körper dazu bringen, seine Schutzmechanismen zu aktivieren. Ein wenig Stress ist also gut.“
Ob einzelne Nährstoffe auch beim Menschen ähnliche Schutzreaktionen auslösen, müsse erst noch untersucht werden, sei aber „durchaus denkbar“. Mehrere Studien bescheinigen, dass Stress für den Menschen nicht grundsätzlich schlecht ist. Entscheidend ist vor allem, wie hoch er ist und wie lange er anhält. Vor allem kurzweiliger Stress könne laut Studien ein guter Motivator sein und körperliche wie auch geistige Leistung verbessern.
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Laut der Stiftung Gesundheitswissen beschleunigt sich bei Stress der Herzschlag, die Aufmerksamkeit steigt, und der Körper schüttet Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus. Diese Reaktion hilft, Leistung zu bringen und Probleme zu lösen. Wichtig ist jedoch, dass sich der Körper danach wieder erholen kann. Wenn Stress dauerhaft anhält, ohne dass es Pausen gibt, wird er schädlich. Chronischer Stress kann zu Schlafproblemen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen oder einem geschwächten Immunsystem führen.