Zwei Frauen lächeln sich an, während sie gemeinsam ein Buch durchblättern.

AUDIO: Märchen für Kinder: „Ava und der Duftgarten in Grasse“ (3 Min)

Stand: 25.10.2025 07:30 Uhr

Viele Märchen kennen wir noch aus unserer Kindheit. Ein neues ist nun in Lübeck entstanden – geschrieben von der Autorin Kathrin Goldfeld und der Illustratorin Julia Wagner. Es handelt von Düften und Erinnerungen.

von Linda Ebener

Wonach riecht eigentlich unsere Kindheit? An welchen Duft erinnern wir uns gerne zurück? Diese Frage haben sich Kathrin Goldfeld und Julia Wagner gestellt, als sie angefangen haben, über ihr Märchen „Ava und der Duftgarten in Grasse“ nachzudenken: „Ich habe gerne Stallgeruch gehabt. Ich bin lange geritten und ich mochte das, morgens in den Stall zu kommen. Ich fand, das hatte so etwas Erdiges, so etwas Verbundenes, irgendwie so etwas Ehrliches“, sagt Kathrin Goldfeld und lächelt. Bei Julia Wagner waren es unter anderem die frisch bezogene Bettwäsche, der frisch gemähte Rasen oder der Grillgeruch aus der Nachbarschaft während der Sommerferien: „Das war schon für mich fast so eine Seligkeit, totale Geborgenheit.“

Rosenduft weckt Kindheitserinnerungen

Bei Ava, der Protagonistin im Märchen, ist es Rosenduft, der ihre Erinnerungen weckt. Sie hat früh ihre Mutter verloren und lebt mit ihrem Vater in Paris. Eines Tages bekommt sie einen Brief von ihrer Großmutter: „Meine liebe Ava, viele Sommer sind vergangen im Duftgarten von Grasse. So lange habe ich dein Lachen nicht mehr gehört. Ich lade dich ein, deine Ferien bei mir zu verbringen. Vielleicht kannst du erwecken, was einst unsere Parfümerie erblühen ließ. Die Blumen und ich schicken dir luftige Küsse. Deine Großmama Liliane Bellerose“, heißt es da.

Collage der Buchcover: Selmas wundersame Abenteuer im Tapetenwald / Aali muss los / Herbstgeschichten aus dem Glockenhof

Severine Naeve stellt „Herbstgeschichten aus dem Glockenhof“, „Aali muss los“ und „Selmas wundersame Abenteuer im Tapetenwald“ vor.

Das Buch gibt es auch als Hörbuch, von Kathrin Goldfeld selbst eingesprochen. Die beiden Freundinnen haben darauf geachtet, alles, was mit dem Buch zu tun hat, selbst zu gestalten. Ihnen war wichtig, „auf der einen Seite diese gute deutsche Sprache in dem Buch wieder auftauchen zu lassen, die wir ein bisschen vermissen. Selbst in den Schulbüchern unserer Töchter haben wir entdeckt, dass Worte wie dumm und doof mittlerweile Usus geworden sind“, erzählt Wagner. „Da wollen wir einfach entgegentreten. Auf der anderen Seite aber auch diese wirklich händisch gemachten Malereien und Zeichnungen, wie wir sie früher in den Kinderbüchern hatten, die heute leider durch KI und durch viel Photoshop verlorengegangen sind.“

Welche schöne Erinnerung möchte man festhalten?

Aber es sind nicht nur die Texte und Bilder, sondern auch die Erinnerungen, die im Märchen „Ava und der Duftgarten in Grasse“ eine wichtige Rolle spielen: „Uns war es wichtig, dass Kinder schon lernen Erinnerungen festzuhalten. Ich habe auch ganz oft an meine Eltern gedacht, als ich das Buch geschrieben habe, wie zerbrechlich die leider werden, wie endlich alles ist“, sagt Kathrin Goldfeld und kämpft währenddessen mit den Tränen. „Dann habe ich mich gefragt, wie viele Erinnerungen habe ich denn eigentlich? Welche schönen Erinnerungen würde ich bei mir behalten, wenn die jetzt nicht mehr sind? Und deswegen haben wir gedacht, dass auch Kinder bereits jetzt schon schöne Erinnerungen bewahren sollten.“

Der Duft, den Ava im Buch riecht, ist der Rosenduft – der erinnert sie an ihre Mutter und lässt sie auch ein Stück weit wieder lebendig werden. Beim Schreiben hat Kathrin Goldfeld allerdings nicht den Rosenduft in der Nase gehabt, sondern den Duft ihrer eigenen Mutter. Schließlich riecht die Erinnerung an die Mutter bei jedem anders, findet sie. „Wenn man den Duft dann wieder riecht, erinnert man sich und sagt: ‚Ja, den kenne ich von damals, so ähnlich roch der und der.‘ Manchmal sind die tief in einem vergraben und dann kommt durch den Duft die Erinnerung und die Liebe der Mama wieder zurück“, so Goldfeld, denn Düfte bleiben, ob sie nun auf der Haut, in der Natur oder in der Erinnerung sind.

Cover: Deva Fagan: Game of Noctis - Spiel um dein Leben

Was, wenn das Leben ein von unsichtbaren Regeln gesteuertes Spiel wäre? Diese Frage stellt Deva Fagan in ihrem Debütroman.

Zwei Frauen lächeln sich an, während sie gemeinsam ein Buch durchblättern.

Ava und der Duftgarten in Grasse

Kathrin  Goldfeld

Genre:
Jugendbuch
Zusatzinfo:
Mit Illustrationen von Julia Wagner.