Leipzig – Für die Einen ist er ein Idol. Für die Anderen, die am Samstag vor der Oper in Leipzig standen, ein Frauenfeind. Letztere wollten Rammstein-Sänger Till Lindemann (62) in seiner Geburtsstadt einen wenig herzlichen Empfang bereiten. Doch der ließ sich ordentlich Zeit und kam so spät zum 30. Leipziger Opernball – da waren die Demonstranten schon weg.
Proteste vor dem Opernball: Leipziger demonstrieren gegen Till Lindemann
Quelle: BILD25.10.2025
Die Demonstranten mussten hinter Gittern stehen
Foto: Alexander Schumann
400 Demonstranten protestierten gegen Lindemann
Till Lindemann war einer von etwa 40 geladenen Promi-Gästen beim Opernball. Lindemanns Ladung hatte zuvor das Bündnis „Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch“ auf den Plan gerufen. 30 Initiativen, darunter der DGB, hatten vor einem „fatalen Signal“ an Opfer sexualisierter Gewalt gemahnt, das mit Lindemanns Erscheinen einhergeht.
Arm in Arm gehen die Musiker durch das Opernhaus
Foto: EHL Media
Till Lindemann bei einem Auftritt
Foto: Malte Krudewig/dpa
Auf dem Roten Teppich vor der Oper waren „Schämt euch“-Rufe von etwa 400 Lindemann-Gegnern zu hören. Dazu wurde ein Banner gezeigt: „Sage mir, mit wem du feierst, und ich sage dir, wer du bist“. Eine Hundertschaft der Polizei unterband Versuche, die Absperrungen einzudrücken.
Mit riesigen Lettern machten Lindemann-Gegner vor der Oper auf ihren Protest aufmerksam
Foto: Sebastian Willnow/dpa
Die lokale oder TV-Prominenz nahm daran wenig Anstoß, schlenderte durch Kälte und Blitzlichtgewitter in die warme Oper. Eine fehlte: Sachsens Vize-Ministerpräsidentin und Sozialministerin, Petra Köpping (67, SPD) hatte ihre Teilnahme als Ehrengast am Donnerstag abgesagt, „um zur Deeskalation beizutragen“.
Die VIPs auf dem roten Teppich ließen sich von den Demonstranten nicht stören. Einige, wie Geiger David Garrett, verzichteten aber auf das Schaulaufen. Auch Till Lindemann ließ sich vor seinen Gegnern nicht blicken
Foto: Alexander Schumann
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (47, CDU) erschien derweil freudestrahlend auf dem Roten Teppich, freute sich auf einen „wundervollen Abend“ und nannte die Proteste gegen den Rammstein-Frontmann „völlig in Ordnung“, jeder könne seine Meinung frei äußern.
Lindemann inkognito schon 2021 dabei
Zu Gesicht bekamen die Demonstranten Lindemann übrigens nicht. Der huschte, als alle schon weg waren, mit Star-Geiger David Garrett über den Roten Teppich.
Mit deutlicher Verspätung kam Lindemann zu seinem Tisch am auf dem Leipziger Opernball
Foto: Alexander Schumann
2021 war der Rammstein-Sänger inkognito beim Leipziger Opernball – trug falsche Nase, Schnurrbart und Perücke
Foto: Anika Dollmeyer
Vorwürfe gegen Lindemann fallengleassen
Till Lindemann war 2023 von mehreren Frauen vorgeworfen worden, sie aus der sogenannten „Row zero“ auf Aftershow-Partys eingeladen zu haben, mit Alkohol und Drogen betäubt und Sex mit ihnen gehabt zu haben. Der Sänger hatte alle Vorwürfe bestritten. Lindemann wurde von allen strafrechtlich relevanten Vorwürfen freigesprochen. Juristische Unbedenklichkeit könne keine moralische Entlastung bieten, hieß es in dem offenen Brief, der der Demo vor der Leipziger Oper vorausging.
Mehr zum Thema
Till Lindemann soll in der Oper keine Bühne gegeben werden, meinen diese Demonstranten
Foto: Sebastian Willnow/dpa
Auch wenn er sich beim Opernball rar machte, zeigt sich Lindemann bald auf großer Bühne in der Leipziger Arena. Dort startet Lindemann am kommenden Mittwoch seine Solo-Welttournee „Meine Welt“. Das Konzert ist restlos ausverkauft.
