Hotel und Gastronomie in Ostfildern: Tea-Time und Barbetrieb: Das plant die neue Führung im „Hirsch“ Die Leitung des Hotels Hirsch in Ruit hat gewechselt – das Geschäftsführerteam ist Mitarbeitenden und Gästen aber nicht unbekannt. Foto: Markus Brändli

Spätabends ein Glas Wein trinken? Dazu sollen die Menschen in Ostfildern-Ruit den „Hirsch“ ansteuern, wenn es nach der neuen Leitung des Traditionsbetriebs geht. Diese hat viele Pläne.

Wer den „Hirsch“ in Ruit in diesen Tagen betritt, findet als Restaurantstammgast das vor, was er bei vorangegangenen Besuchen zu schätzen gelernt hat: feine, regionale Speisen in gemütlicher Atmosphäre. Doch in den kommenden Monaten stehen Veränderungen im Haus an. Die nächste Generation hat das Ruder in dem Hotel– und Restaurantbetrieb übernommen. Das neue Geschäftsführerduo will den Betrieb für ein breiteres Publikum attraktiver machen, von der Oma, die ihre Enkel zum Gansessen ausführt, bis zum Nachtschwärmer, der um 22 Uhr noch ein Glas Wein trinken will.

Viele Ruiter kennen den Hirsch von Familienfeiern, weiß Ira Kauderer, die neue Co-Chefin und Tochter der bisherigen Geschäftsführerin Heike Gehrung-Kauderer. Zur Stammkundschaft zählen vor allem Menschen im mittleren und höheren Alter. Sie verbinden das Lokal mit Qualität in gut-bürgerlichem Ambiente mit viel Holzvertäfelung und -sitzmobiliar mit klassisch gemusterter Stoffpolsterung. Das soll auch so bleiben. Aber: „Wir wollen auch gezielt Jüngere ansprechen, um noch mehr Menschen ins Hotelrestaurant zu bringen“, sagt Ira Kauderer. „Wir wollen unsere Stammgäste behalten und auch Angebote für andere Zielgruppen machen“, ergänzt Hans-Ulrich Kauderer, der nun den Betrieb mit seiner 26-jährigen Tochter führt.

„Hirsch“ in Ostfildern: Schwäbische Klassiker, Tea-Time und Barbetrieb Ira und Hans-Ulrich Kauderer sind das neue Führungsduo im „Hirsch“. Foto: Markus Brändli

Tradition wahren, aber zugleich mit Veränderungen den Betrieb für die Zukunft fit machen – so schildert das Tochter-Vater-Gespann die Pläne für die nächsten Jahre. So soll die Restaurantkarte weiterhin schwäbische Klassiker bieten, aber noch etwas moderner präsentiert, auf neuem Porzellan. Ira Kauderer kann sich auch eine Tea-Time am Nachmittag vorstellen mit entsprechenden Snacks auf der Karte. Wie bislang soll das Haus durchgehend geöffnet sein, vom Frühstück bis spät am Abend mit dem Barbetrieb. „Wir möchten einen Ort schaffen, an den man auch abends um 22 Uhr noch kommen kann, um ein Gläschen Wein zu genießen“, sagt Hans-Ulrich Kauderer. Weitere Ideen sind Aktionen wie ein Gansessen, bei dem der Koch den Braten am Tisch tranchiert. Oder die Online-Vorabbuchung von Speisen, die vor allem für Geschäftsleute mittags interessant sein soll.

Geplant ist in diesem Zuge auch eine bauliche Veränderung. Begonnen wird mit der Modernisierung der Hotelzimmer, insgesamt sind es rund 60. Im kommenden Jahr soll sich dann das Erscheinungsbild des Erdgeschosses ändern – zumindest in Teilen. „Die Hirschstube bleibt, wie sie ist“, sagt Ira Kauderer. Die Möblierung der Räumlichkeiten im denkmalgeschützten Teil des Gebäudes wird seit Jahrzehnten erhalten mit ihren holzvertäfelten Wänden und Decken. „Der Restaurantteil soll aber moderner werden.“ Und der Eingangsbereich soll zum „Wohnzimmer der Stadt“ werden. Darüber hinaus will der Betrieb CO2-neutral werden, sagt Hans-Ulrich Kauderer, der sich um Themen wie Renovierungsprojekte, Finanzierungen oder Zertifizierungen kümmert, während seine Tochter den täglichen Betrieb managt.

Konstant bleiben soll dagegen die 40-köpfige Hirsch-Mannschaft, zu der viele langjährige Mitarbeitende zählen und auch frühere Auszubildende in Führungspositionen, die viele eigene Ideen einbrächten. „Das macht uns stark“, sagt die gelernte Hotelfachfrau und Betriebswirtin Ira Kauderer.

Nächste Generation in Ostfilderner Hotelier-Familie Gehrung-Kauderer

Reibereien zwischen Tochter und Vater im täglichen Geschäft gibt es laut Ira und Hans-Urlich Kauderer nicht. „Es ist eine tolle Aufgabe, den Betrieb an die nächste Generation zu übergeben“, sagt der 59-jährige Hans-Ulrich Kauderer, der aus der Bankenbranche kommt und als Quereinsteiger seit vielen Jahren in den Hotelbetrieben der Familie Gehrung-Kauderer tätig ist. Auch die zweite Tochter wird an die Geschäftsführung herangeführt. Die im Kreis Esslingen unter anderem als frühere IHK-Präsidentin bekannte Heike Gehrung-Kauderer leitet gemeinsam mit der 23-jährigen Anja Kauderer das Bad Hotel Stauferland in Bad Boll. Darüber hinaus ist Gehrung-Kauderer weiterhin alleine Chefin im „Lamm“ in Scharnhausen.