Die türkische Regierung hat Aufrufe der Opposition zu einem Kaufstreik als
Protest gegen die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu als Sabotageversuch kritisiert. Derartige Schritte bedrohten die
wirtschaftliche Stabilität, sagte Handelsminister Ömer Bolat dem staatlichen Rundfunksender TRT.
Mehrere Kabinettsminister, aber auch
regierungsnahe Prominente wie der ehemalige deutsche
Fußball-Nationalspieler Mesut Özil nutzten den Hashtag
#BoykotDegilMilliZarar („Kein Boykott, sondern nationaler
Schaden“). Zudem leitete die
Istanbuler Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Befürworter der
Boykottaufrufe in sozialen und traditionellen Medien ein.
Leere Cafés und Geschäfte
Nach der Verhaftung von İmamoğlu vor zwei Wochen hatte die größte
Oppositionspartei CHP zum Boykott von Waren und Dienstleistungen
von Unternehmen aufgerufen, denen Verbindungen zur Regierung von
Präsident Recep Tayyip Erdoğan nachgesagt werden. Dieser Aufruf
wurde auf einen eintägigen Einkaufsstopp
ausgeweitet. In Istanbul und Ankara blieben Cafés leer. Etliche Geschäfte meldeten einen
erheblichen Rückgang der Kundenzahl.
Die CHP will İmamoğlu als Kandidat
bei der nächsten Präsidentschaftswahl ins Rennen schicken. Er gilt als größter Herausforderer Erdoğans. İmamoğlu wurde Mitte März wegen
Korruptionsvorwürfen festgenommen. İmamoğlu weist die Vorwürfe zurück. Die
CHP, andere Oppositionsparteien, Bürgerrechtsgruppen und
westliche Länder bezeichnen das Verfahren gegen İmamoğlu als
politisch motiviert.
Seine Verhaftung löste die größte Protestwelle in der jüngsten Geschichte des Landes aus. Etwa 2.000 Menschen wurden seit dem Beginn der Proteste festgenommen, darunter mehrere Journalisten. Menschenrechtsorganisationen prangerten Polizeigewalt gegen die Demonstrierenden an. Außerdem verhängte die türkische Regierung ein zehntätgiges Sendeverbot für den oppositionellen Sender Sözcü TV.
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Die türkische Wirtschaft leidet seit Jahren unter stark
steigenden Lebenshaltungskosten und der starken Abwertung der
Landeswährung Lira. Im Februar lag die Inflationsrate immer noch
bei 39 Prozent.
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