An Rhein und Ruhr. Wer nicht hören und streamen will, darf lesen. Das ist ein großes Glück. Denn Bücher und Texte sind immer noch das wirksamste Mittel gegen Vorurteile.

Dieser Text ist ein einziger Compliance-Hinweis: Mein Broterwerb wie auch der meiner beiden buchhandelnden Schwestern hängt vom gedruckten Wort ab. Erst der Welttag des Buches, dann folgt Anfang Mai der Tag der Pressefreiheit. Tja, das sind unsere Festwochen. Und das mit Überzeugung: Das veröffentlichte (meist) gedruckte Wort, es bleibt das Vehikel der Aufklärung, des Lernens, des Verstehens und zum Glück der Unterhaltung, Zerstreuung und des Vergnügens.

Doch auch, wenn die Buchmesse in Leipzig mal wieder aus allen Nähten platzte, und zwar nicht die Stückzahlen, aber immerhin der Umsatz der Buchbranche stabil blieb, so mehren sich doch die Sorgenfalten. Weil die Zeit fürs Lesen immer weniger wird, sie ist um fünf auf 27 Minuten am Tag gesunken zwischen 2012 und 2022.

Weil die Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen weiter abnimmt und zudem vor allem junge Männer kaum mehr fürs Buch zu interessieren sind. Und weil Podcasts beliebter werden und das Hörbuch vielleicht nicht die gleiche Wirkmächtigkeit entfaltet wie ein gedrucktes Buch.

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Bücher, so heißt es, seien nicht vielseitig genug, böten zu wenig für die Lebenswirklichkeit der Männer. Ob nun gerade die Flut der vorwiegend von (jungen) Frauen geschätzten so genannten Young-Adult-Literatur die Weltsicht weitet, lassen wir mal dahingestellt. Und dass dafür Landser-Romane wieder trenden, wäre wohl nicht wünschenswert.

Die Frage, ob die AfD (auch) eine Partei der Nicht-Leser ist, ist offen. Selbst wenn: Die Einführung eines Lektüre-Pflichtjahrs für junge Männer wird es nicht geben. Und man kann sich gewiss auch dumm und einfältig lesen. Wenn auch nicht so einfach wie mit sogenannten Sozialen Medien und ihren Filterblasen.

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Der wachsende Einfluss von KI zur Ermittlung dessen, was Leser*innen vermeintlich interessiert, könnte jedoch auch im Buchmarkt zu einer Monokultur der Wahrnehmung führen. Deswegen gilt für geistige Nahrung wie für physische: je vielseitiger desto besser.