Sehr gründlich und lange hat der Austauschverein Allef die Familie geprüft und getestet. Es gab Vorbereitungstreffen und ein gegenseitiges Kennenlernen der Familien. „Der Verein wollte nichts dem Zufall überlassen. Es ist ja auch eine Riesenverantwortung“, sagt auch Sascha Hildebrandt, Emmas Vater. Allef hat sich auf Austausche für Kinder zwischen acht und zehn Jahren spezialisiert.
Aber warum so früh? „Zuallererst, weil schon viele Grundschüler so neugierig auf fremde Kulturen und andere Lebensweisen sind, dass sie aus eigener Initiative heraus an einem Austausch teilnehmen wollen“, heißt es auf der Website. „Dazu kommt, dass Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe Sprachen spielerisch lernen und sich leicht in eine neue Umgebung integrieren.“ Und da ist viel Wahres dran, wie Emma berichtet. Ohne auch nur ein Wort Französisch zu sprechen, ist sie in den Flieger gestiegen und in die Bretagne geflogen.
Ankommen in einer neuen Welt
„Der Ort, in dem ich dann gelebt habe, war gar nicht so viel anders als Klettbach. Es war auch eher ein Dorf und wir mussten mit dem Bus in die Schule“, erinnert sich Emma. Das war der erste Blick auf ihr neues Leben. Allerdings war da noch die Sprache. In den ersten Tagen hat Emma kein Wort verstanden – auch nicht im Unterricht. „In der Schule bin ich am Anfang nicht mitgekommen. Ich habe dann immer die Mathe-Arbeitsblätter gekriegt. Rechnen ist ja überall gleich.“ Aber Emma hat sich durchgeboxt. „Wir haben uns dann anders verständigt. Das ging total gut mit Körpersprache. Ich hab viel gezeigt. Das ging ganz gut.“
Heimweh, Telefonate und Durchhaltevermögen
Heimweh hat sie nur selten bekommen. „Einmal habe ich geweint. Da war ich mit meiner Gastfamilie zelten. Und das hat mich so sehr an Mama und Papa erinnert. Da hatte ich Sehnsucht.“ Strenge Regeln des Vereins haben der Familie geholfen, das Heimweh im Zaum zu halten. „Wir durften einmal in der Woche telefonieren. Jeden Samstag, 20 Minuten und ohne Video. Das lief wirklich gut und es hat das Heimweh wirklich in Grenzen gehalten – auf beiden Seiten“, berichtet Mama Franziska.
„Wir haben uns in der Zeit von Emmas Abwesenheit in die Arbeit gestürzt. Wir haben ein Hotel samt Restaurant übernommen und das hat uns abgelenkt. Aber ab und an bin ich schon in Emmas Zimmer gegangen und hab mich dort umgeschaut.“ Papa Sascha hatte Sehnsucht. „Schlimm war auch mein runder Geburtstag ohne das eigene Kind.“ Ein Tag, an dem Mama Franziska ein wenig schlucken musste.