Die 33-Jährige ist bei den #feiernwir-Gottesdiensten persönlich in der Kirche. Nicht so Brigitte Schaefer. Sie ist auch Teil des Teams, sitzt aber während der Messe an ihrem Computer im mehr als 300 Kilometer entfernten Luxemburg und moderiert den Chat im Livestream.
„Mich hat das Konzept überzeugt“, antwortet Schaefer auf die Frage, was sie zu diesem Engagement motiviert. Die Gemeinschaft in Münster mache ihr Freude. Der Altersdurchschnitt sei niedrig, die Gottesdienste inspirierten sie und regten zum Nachdenken an. „Man geht gestärkt in die neue Woche. Es würde mir jetzt sehr schwerfallen, in einen langweiligen Null-Acht-Fünfzehn-Gottesdienst zurückzukehren, mit einer Predigt, die mich nicht anspricht, mit dünnem Gesang“, so Schaefer.
Musik kommt von effata-Band
Grundlage für die geistlichen Impulse können aktuelle Songs, Filme oder auch Werbeclips sein, erklärt Niebler. Die Feiernden suchten mit den Zelebranten Pfarrer Karsten Weidisch oder Bruder Konrad Schneermann einen Anknüpfungspunkt an das Evangelium des Tages.
Musikalisch begleitet die effata-Band die Gottesdienste. Über das Computerprogramm „Mentimeter“ können Teilnehmende in Echtzeit Fürbitten einsenden oder Fragen beantworten, die im Gottesdienst gestellt werden. So können sie sich aktiv beteiligen, obwohl sie viele Kilometer weit entfernt in ihrem Wohnzimmer sitzen.
Keine Hostie per Stream
Das Streamingformat hat jedoch auch Grenzen. Bei der Eucharistie können die Teilnehmenden an ihren Bildschirmen lediglich zuschauen, während die Gäste in der Kirche die Kommunion empfangen.
„Ich gebe zu, dass es mir manchmal fehlt, die Hostie in die Hand gelegt zu bekommen und am Mahl teilzuhaben“, so Schaefer. Auch die Gespräche im Anschluss an den Gottesdienst vor der Kirchentür vermisse sie. Fürs Erste sei sie jedoch bei #feiernwir sehr glücklich. Einmal im Jahr schafften sie und ihre Familie es, zum Gottesdienst nach Münster zu kommen.
#feiernwir: Erster Gottesdienst 2019
Der erste #feiernwir-Gottesdienst war die Christmette 2019. Die Idee, die Gottesdienste auch live zu streamen, entstand im darauffolgenden Jahr durch die Corona-Pandemie. Niebler erinnert sich an die Entscheidung vor fünf Jahren: „Wir dürfen niemanden in die Kirche lassen, darum streamen wir auf Youtube“.
Irgendwann sei ihr Angebot in Auflistungen von Gottesdienst-Streamings vorgekommen. So habe sich eine große Online-Gemeinde entwickelt. Teilweise seien viel mehr zu Hause am Laptop oder Fernseher gewesen als im Kirchraum in Münster. Die Organisierenden waren sich einig: „Wir müssen das aufrechterhalten.“
Bekannte Gesichter aus dem Livestream
In diesem Jahr feierte die Gemeinde ihr fünfjähriges Bestehen. Einige reisten dafür extra nach Münster. Über den Chat im Livestream sandten Mitglieder Grüße aus Tübingen, Geldern, Eschede in der Lüneburger Heide und aus der Westpfalz.
Der Ton wirkt vertraut, als würden sich alle Beteiligten schon lange kennen. Dabei haben sich viele von ihnen noch nie persönlich getroffen. Niebler erzählt von einer Begegnung auf einem Katholikentag. Plötzlich habe sie jemand angesprochen: „Wir feiern jeden Sonntag mit euch“. Sie habe die Leute noch nie zuvor gesehen, „aber sie kennen uns natürlich aus dem Stream“.
Die effata-Band begleitet an diesem Sonntag, 26. Oktober, auch den ZDF-Fernsehgottesdienst der Queergemeinde Münster musikalisch. Die Eucharistiefeier beginnt um 9.30 Uhr in der St.-Anna-Kirche in Münster-Mecklenbeck und wird live im Fernsehen übertragen.