Stand: 26.10.2025 09:08 Uhr
Der Wind weht in Norddeutschland weiter kräftig bis stürmisch. Experten rechnen für heute mit weiteren Sturmfluten. Die Schäden durch Tief „Joshua“ halten sich bislang in Grenzen.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat eine Sturmflutwarnung herausgegeben: Heute werden das Nachmittag-Hochwasser und das Abend-Hochwasser an der deutschen Nordseeküste und im Elbgebiet etwa 1,5 Meter höher und im Wesergebiet 1 bis 1,5 Meter höher als das mittlere Hochwasser eintreten. Diese Sturmflutwarnung gilt voraussichtlich bis heute Abend.
Für das Hamburger Elbgebiet rechnet das Lagezentrum der Polizei Hamburg heute mit einer Sturmflut: Der Hochwasserscheitel wird demnach gegen 19.04 Uhr am Pegel St. Pauli mit einer Höhe von 3,4 bis 3,9 Metern über Normalhöhennull erwartet. Das entspricht 1,25 Meter bis 1,75 Meter über dem mittleren Hochwasser.

In dem Urlaubsort kam das Wasser bis an den Deich – 2,50 Meter höher als sonst. Wer geht bei dem Wetter raus?
Weiterhin Warnung vor Sturmböen
Heute gilt zudem in ganz Norddeutschland bis in den Abend eine Warnung vor Sturm- oder Windböen. Auf dem Brocken sind laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zudem Orkanböen möglich.
Fährausfälle auf die Nordseeinseln
Am Samstag war es im Norden zwar windig bis stürmisch – im Vergleich zu den Vortagen blieb es jedoch ruhiger. Schon am Freitag waren die Fahrpläne für die Fähren auf verschiedene Inseln für Samstag und Sonntag an die Wetterbedingungen angepasst. Das Kreuzfahrtschiff „AIDAperla“ verkürzte wegen des Sturms seine Reiseroute durch Norwegen. Es kehrte einen Tag früher als geplant nach Hamburg zurück.
Parks und weitere Grünanlagen geschlossen
Wegen des Sturms wurden außerdem in mehreren Städten Friedhöfe, Parks und Tiergärten geschlossen – darunter in Hildesheim und Hannover. Auch der Campener Leuchtturm im ostfriesischen Krummhörn blieb geschlossen, wie die Betreiber auf Facebook mitteilten. Mehrere Wochenmärkte wurden abgesagt. Die niedersächsischen Landesforsten warnten, dass die Sturmböen vielerorts auf Bäume treffen, die nach mehreren Dürrejahren geschwächt sind. Abgestorbene Äste erhöhten die Gefahr herabfallender Zweige zusätzlich, sagte Vizepräsident Klaus Jänich.
„Nichts Besonderes“: Bürgermeister bleibt gelassen
Für die Bewohnerinnen und Bewohner auf den Halligen sei die Situation „nichts Besonderes“, sagte der Bürgermeister von Hallig Hooge, Michael Klisch (SPD), dem NDR Schleswig-Holstein. Solch eine Wetterlage komme etwa drei bis fünf Mal im Jahr vor. Hooge ist durch einen Sommerdeich geschützt. Andere Halligen wie Oland hätten 20 bis 30 Mal im Jahr „Land unter“, so Klisch. Auf Hooge wurde laut Klisch das Vieh seit Donnerstag auf die Warften getrieben.
Der Herbststurm hatte in Norddeutschland bereits seit Donnerstag für zahlreiche Zwischenfälle gesorgt.
Diese Punkte sollten Sie beachten
Der DWD rät, sich während der Wetterwarnung in den betroffenen Gebieten nicht im Freien aufzuhalten. „Die Bäume haben noch viel Laub“, sagte Schmidt. Das biete dem Wind eine gute Angriffsfläche. Auch die Niedersächsischen Landesforsten warnen vor dem Betreten der Wälder. Der starke Wind träfe vielerorts auf Bäume, die nach mehreren Dürrejahren nicht mehr so stabil seien. Außerdem gebe es mehr abgestorbene Äste in den Baumkronen, was das Risiko fallender Äste weiter erhöhe.
Fahrten des Ausflugsschiffes von Büsum nach Helgoland (Kreis Pinneberg) wurden wegen der erwarteten Wetterlage von Freitag bis Sonntag abgesagt. Auch die Fahrten mit dem Halunder Jet von Hamburg nach Helgoland fallen derzeit aus. Die Föhr-Amrum-Linie verkehrte tagsüber nur eingeschränkt. Weil die Wasserpegel inzwischen wieder zurückgehen, wurde der Fährverkehr zwischen Föhr, Amrum und Dagebüll nach Angaben der Wyker Dampfschiff-Reederei am Freitagabend wieder aufgenommen, es gibt aber Fahrplanänderungen. Fähren nach Pellworm sowie zwischen Sylt und der dänischen Insel Römö fielen am Freitag aus. Auch bei den Fähren auf die Ostfriesischen Inseln kam es zu Fahrplanänderungen und Ausfällen: Nach Langeoog und Spiekeroog fuhren am Freitag keine Fähren. Norddeich, Juist und Wangerooge sollten ab dem Nachmittag wieder zu erreichen sein. Für Norderney gab es einen Hinweis von der Reederei Frisia, dass es zu Verzögerungen und Ausfällen wegen der Wettervorhersagen kommen konnte. Mittlerweile seien die Fahrten wieder planmäßig, hieß es.
An der Ostsee wurde kein „ausgewachsener Sturm“ erwartet, sagte NDR Wetterexperte Stefan Kreibohm. Dennoch fielen einige Fährverbindungen aus. Scandlines hatte ab Freitagvormittag alle Fahrten zwischen Gedser (Dänemark) und Rostock abgesagt. Die „Weiße Flotte“ hatte auf Rügen ihren Fahrplan ausgedünnt. Dort entfielen die Touren mit dem Fahrgastschiff „Sellin“, das zwischen Sellin, Baabe und Gager pendelt. Die Reederei Hiddensee fuhr dagegen planmäßig. In Rostock kam es auf der Fährverbindung zwischen Warnemünde und Markgrafenheide zu Verspätungen. Zudem hatte die Schlepp – und Fährgesellschaft Kiel den Fährbetrieb zwischen Kiel Hauptbahnhof und Laboe eingestellt. Auch die Schleifähre Missunde in der Gemeinde Kosel verkehrte am Freitag nicht.
Auch auf den Straßen und Schienen kann es laut DWD durch den starken Wind zu Behinderungen kommen. Besonders viel Angriffsfläche für den Wind böten Bäume, weil an diesen zurzeit noch viele Blätter hingen. Auch der ADAC rät Verkehrsteilnehmenden, Strecken in Waldgebieten zu meiden und bei starkem Wind mit niedrigerem Tempo unterwegs zu sein. Auf Brücken, in Waldschneisen und beim Überholen im Windschatten sei die Gefahr, von heftigen Böen erfasst zu werden, am größten. Autofahrer sollten daher „noch aufmerksamer sein“. Da mit dem Ende der Ferien auch mit erhöhtem Rückreiseverkehr auf den Straßen zu rechnen ist, empfiehlt der ADAC, die Stoßzeiten zu meiden und Autofahrten vorausschauend zu planen. „Besonders auf der A7 und A1 wird es am Wochenende voll werden“, teilte eine Sprecherin dem NDR Niedersachsen mit.
BSH: „Sturmflut ist im Herbst normales Ereignis“
„Eine Sturmflut in dieser Höhe ist im Herbst ein normales Ereignis“, sagte Kerstin Jochumsen, Leiterin der Abteilung Meereskunde beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, auf NDR Anfrage. Die Küstenländer seien gut vorbereitet. Allerdings stelle der Klimawandel den Küstenschutz vor neue Herausforderungen: Durch den steigenden Meeresspiegel erhöhe sich auch der Wasserstand bei Sturmfluten. Zudem sei damit zu rechnen, dass bei anhaltend hohen Emissionen sturmflutfördernde Wetterlagen bis zum Ende des Jahrhunderts häufiger auftreten werden, so Jochumsen. Auch darauf bereiten sich die Länder laut BSH bereits vor.

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