Die Zukunft vorherzusagen, ist trotz KI noch immer unmöglich. Wir können uns nur so gut es geht auf die Anforderungen einstellen, die sich durch die neuen Entwicklungen abzeichnen. Und wir können Position beziehen, wenn es um die christlich-franziskanischen Werte geht, die uns wichtig sind und nach denen wir auch zukünftig unser Leben und Wirken ausrichten wollen: Die Menschen eben nicht zu reduzieren auf ihr Denken und ihre Leistung, sondern jede und jeden als einzigartiges und wertvolles Geschöpf Gottes zu begreifen – ganzheitlich, mit Körper, Seele und Geist.
Seit der Gründung unserer Gemeinschaft 1844 prägt dieses ganzheitliche Denken unseren Einsatz für die Menschen in Krankheit, Alter und Not. Er prägt aber auch die Art und den Inhalt der Ausbildung, mit denen wir die jungen Mitglieder unseres internationalen Ordens auf ihre Zukunft vorbereiten.
Was die Franziskanerinnen schulen
Natürlich erhalten die jungen Frauen in Polen, Japan und Indien fundierte Berufsausbildungen, um zum Beispiel als Gesundheits- und Krankenpflegerin, Ärztin, Lehrerin, Sozialarbeiterin, Pastoralreferentin, Wirtschaftsprüferin, Juristin oder Theologin und beizeiten in der Leitung unserer Gemeinschaft tätig werden zu können. Auf dem Lehrplan aller jungen Schwestern steht auch Englisch als gemeinsame Sprache unserer Kongregation sowie die besonderen Traditionen und Bräuche der jeweiligen Kultur, seien es besondere Tänze oder die Teezeremonie.
Doch parallel schulen und fördern wir die intensive Glaubens- und Herzensbildung unserer Schwestern, die sie dazu befähigt, Zeugnis abzulegen durch ihren Dienst an Gott und den Menschen und ein Leben in unserer Gemeinschaft zu führen: Ein menschliches Leben in all seinen Facetten, in dem zukünftig sicher auch die KI einen Platz haben wird – auf dem Lehrplan und hoffentlich durch medizinischen Fortschritt, den unsere Schwestern zum Wohle ihrer Patienten einsetzen können.
Ein Wettbewerb für uns Christen
Zurück zu Ray Kurzweil. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er manches für zwingend hält, wenn er sagt: „Die Weiterentwicklung der KI ist ein weltweiter Wettbewerb, wenn wir da nicht mitmachen, machen es andere Länder.“
Vielleicht sollten wir Christen uns mit Blick auf die Zukunft die Freiheit nehmen, einen parallelen Wettbewerb starten: einen Wettbewerb der Menschlichkeit. Denn wenn wir das nicht vormachen, wer dann?