Mit einer Flasche Mineralwasser musste sich Michael Wimmer an diesem Nachmittag begnügen. Ein Magen-Darm-Infekt setzte dem Trainer des SSV Jahn Regensburg so stark zu, dass er sogar aufs Coachen seiner Mannschaft verzichten und sich das Drittligaspiel gegen den VfB Stuttgart II von der Tribüne aus ansehen musste. Zumindest dürfte der Übungsleiter trotz allen körperlichen Beschwerden nach dem Schlusspfiff in Sekt- und nicht in Selters-Laune gewesen sein. Denn seine Männer drehten wie schon vor einer Woche beim 2:1 in Havelse auch diese Partie, gewannen nach 0:2-Pausenrückstand mit 3:2 und schafften erstmals seit anderthalb Jahren einen zweiten Sieg in Serie.

Seit der Entlassung von Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer am 3. Oktober hat der Jahn kein Punktspiel mehr verloren – womöglich hat diese Trennung alle ein bisschen enger zusammengeschweißt, das jedenfalls suggerierte Regensburgs Co-Trainer Munier Raychouni, der Wimmer gegen Stuttgart an der Seitenlinie vertrat: „Die Moral zwischen Mannschaft und Trainerteam ist absolut positiv, wir sind eine Einheit“, sagte der Assistent, er räumte aber auch ein, das Ergebnis sei „etwas glücklich“ zustande gekommen.

Was schon daran ablesbar ist, dass der Siegtreffer erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit fiel. Dass ausgerechnet Eric Hottmann zum Matchwinner der Oberpfälzer avancierte, gab wiederum VfB-Coach Nico Willig zu denken: „Das ist schwer zu verkraften, wenn man ihn jahrelang selbst trainiert hat.“ Hottmann wurde in Stuttgart ausgebildet und spielte in der Jugend zeitweise unter Willig.

Beim entscheidenden 3:2 hatte der 25-Jährige eine gute Portion Dusel, eine Flanke von Leo Mätzler traf er im Fallen nicht richtig, der Ball kullerte mit „gefühlt vier Stundenkilometern“ (Hottmann) neben dem Pfosten über die Linie. Zuvor war der frühere Stuttgarter auch der Initiator der Regensburger Aufholjagd gewesen. Nachdem ausgerechnet Ex-Jahn-Spieler Mansour Ouro-Tagba per Kopf (31.) und Noah Darvich mit einem Elfmeter (44.) für die VfB-Halbzeitführung gesorgt hatten, traf Hottmann nach Vorarbeit von Noel Eichinger zum 1:2 (51.). Acht Minuten später besorgte Nicolas Oliveira mit einem Kopfball den 2:2-Ausgleich. Und dann zeigte der Jahn viel Geduld bis zum Siegtor, das VfB-Coach Willig als „Lucky Punch“ bezeichnete. Für den Doppel-Torschützen Hottmann war es eher eine logische Folge: „Das war eine Mentalitätsleistung. Wir haben einfach nicht den Kopf hängen lassen.“