Eröffnet wird das Festival mit dem Film „Writing Life: Annie Ernaux Through the Eyes of High School Students“ von Claire Simon. Darin beschäftigen sich französische Jugendliche im Schulunterricht mit dem Werk der renommierten Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Annie Ernaux.
Terhechte gibt Festivalleitung vorzeitig ab
73 Filme laufen in insgesamt vier Wettbewerben – dabei gebe es keinen besonderen inhaltlichen Fokus, sagte Festivalleiter Christoph Terhechte im Gespräch mit MDR KULTUR. Was jedoch auffalle: Nach der Corona-Pandemie seien viele Filme produziert worden, die sich inhaltlich „nach innen“ gerichtet, sich beispielsweise mit Familienstrukturen auseinandergesetzt hätten oder innerhalb der eigenen vier Wände gedreht worden wären. „Jetzt schauen die Filme wieder raus in die Welt.“
Das diesjährige DOK Leipzig ist zugleich das letzte Festival von und mit Festivalleiter Christoph Terhechte. Im Februar hatte er bekanntgegeben, dass er seinen Vertrag, der eigentlich 2028 enden sollte, aus persönlichen Gründen vorzeitig beenden werde.
Verdienste um das DOK Leipzig
Terhechte (*1961) war 2020 als Künstlerischer Leiter des DOK Leipzig auf Leena Pasanen gefolgt. In seiner Amtszeit stärkte er vor allem die Stellung des Animationsfilms innerhalb des Festivals. Außerdem setzte er sich dafür ein, die Zahl der aufgeführten Filme stärker zu begrenzen und dem Festival so mehr Profil zu geben.
Terhechtes Intendanz war von politischen und globalen Krisen überschattet. Seine Amtszeit begann inmitten der Corona-Pandemie, wenig später folgte 2022 der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine. Es sei schwierig gewesen, aufgrund der Kontaktbeschränkungen durch die Pandemie zunächst nicht das Festival machen zu können, das er im Kopf gehabt habe, so Terhechte. Doch das habe sich spätestens im vergangenen Jahr geändert, als die DOK mit insgesamt 55.000 Besucherinnen und Besuchern ein Rekord an Zuschauerzahlen habe verzeichnen können. „Wir sind ein wesentlicher Teil der Dokumentarfilm-DNA weltweit“, so Terhechte.
Wir sind ein wesentlicher Teil der Dokumentarfilm-DNA weltweit.
Christoph Terhechte, Leiter DOK Leipzig
DOK Leipzig vor finanziellen Herausforderungen
Der Festivalleiter hofft, dass es so weitergeht – „trotz der Kürzungen von finanziellen Mitteln.“ Zuvor war die bisherige Förderung des Freistaates Sachsen für die Finanzierung von barrierefreien Filmfassungen für 2025 vollständig gestrichen worden. DOK Leipzig hatte daraufhin mehr als 12.000 Euro mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne gesammelt, um auch Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen zu ermöglichen, das Festival zu besuchen. „Da bin ich baff und verständnislos“, sagte Terhechte MDR KULTUR. „Ich verstehe nicht, warum man den Zugang zu Kultur ausgerechnet für diejenigen noch erschwert, die es eh schon am schwersten haben.“
Die finanziellen Kürzungen träfen auch weitere Bereiche des Festivals. Durch die Einsparungen sei das DOK aktuell nicht mehr in der Lage, Filmschaffenden beispielsweise eine Anreise nach Leipzig vollständig zu finanzieren, wenn ihr Film auf der DOK gezeigt wird. „Das ist für ein Festival, welches sich als eines der wichtigsten Dokumentarfilmfestivals der Welt versteht, eine Schmach“, kritisiert Terhechte die aktuelle Lage. Aktuell sei man auf die Mithilfe der Filmschaffenden angewiesen. „Ich hoffe, dass wir aus dieser Situation wieder herauskommen.“
Ola Staszel ab 2026 neue Leiterin
Als Nachfolgerin von Terhechte steht die bisherige Leiterin des Neiße Filmfestivals Ola Staszel bereits in den Startlöchern. Sie soll den Festivalleiter zum 1. Januar 2026 ablösen. Staszel stammt aus Polen, ist Literatur- und Filmwissenschaftlerin und gilt insbesondere als Kennerin des osteuropäischen Films. Die Entscheidung traf eine Auswahlkommission unter der Leitung von Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke. Die Personalie muss noch vom Stadtrat bestätigt werden.
Quelle: MDR KULTUR (Stefan Petraschewsky), DOK Leipzig; redaktionelle Bearbeitung: ngh