Demenzkranke Krankenhaus

Berlin. Die Zahl der Krankenhausfälle mit einer Demenzdiagnose wird bis 2040 um mehr als ein Drittel von knapp einer Million auf 1,36 Millionen steigen. Darauf weist die BARMER Krankenkasse in ihrem Krankenhausreport 2025 hin. Demnach machen Menschen mit Demenz bereits jetzt rund sieben Prozent aller Krankenhausfälle aus. Damit ist Demenz längst zu einem zentralen Thema der stationären Versorgung geworden. Für die Kliniken besteht die Notwendigkeit, Strukturen anzupassen, Personal zu schulen und bauliche Veränderungen vorzunehmen.

Mehr als die Hälfte der Einweisungen aufgrund von akuten Ereignissen

Nach Angaben der BARMER werden Patienten mit Demenz vor allem wegen akuter Notfälle stationär behandelt. Im Jahr 2023 erfolgten mehr als die Hälfte der Einweisungen (52,5 Prozent) aufgrund eines akuten Ereignisses – etwa eines Sturzes, einer Infektion oder eines plötzlichen gesundheitlichen Einbruchs. Zum Vergleich: Bei allen Krankenhauspatienten ab 65 Jahren lag dieser Anteil nur bei 35,5 Prozent. Besonders häufige Hauptdiagnosen bei demenzkranken Menschen sind demnach Herzinsuffizienz, Frakturen des Oberschenkels und Volumenmangelzustände. Das Zahlenverhältnis verdeutliche, dass viele gesundheitliche Krisen bei dieser Patientengruppe ambulant nicht früh genug erkannt würden. Präventionsmaßnahmen wie telemedizinische Überwachung von Herzpatienten oder Programme zur Sturzprophylaxe könnten nach Angaben der BARMER -Experten helfen, unnötige Klinikaufenthalte zu vermeiden.

Herzinsuffizienz und Femurfrakturen als häufigste Ursachen von Einweisungen

Herzinsuffizienz ist laut Report mit rund sechs Prozent aller Fälle die häufigste Hauptdiagnose bei Krankenhausaufenthalten von Menschen mit Demenz. An zweiter Stelle stehen Frakturen des Femurs mit einem Anteil von knapp fünf Prozent. Auffällig ist, dass Demenzpatienten im Vergleich zu anderen älteren Patienten doppelt so häufig an Femurfrakturen leiden. Die erhöhte Anfälligkeit für Stürze lässt sich nach Einschätzung der BARMER durch die kognitiven Einschränkungen von Demenzkranken erklären.  

Die stationäre Versorgung von Menschen mit Demenz unterscheide sich deutlich von der anderer Patientengruppen. Laut Krankenhausreport benötigen sie im Schnitt längere Aufenthalte: Während ältere Patienten ohne Demenz durchschnittlich nach fünf Tagen entlassen werden, bleiben Demenzkranke meist rund sieben Tage im Krankenhaus.

Elf Prozent der Demenzpatienten entwickeln im Krankenhaus ein Delir

Zudem zeigen die Daten, dass Komplikationen während des Klinikaufenthalts deutlich häufiger auftreten. Besonders gravierend ist das Risiko eines Delirs – einer akuten Funktionsstörung des Gehirns, die mit Verwirrtheit und Wahrnehmungsstörungen einhergeht. Etwa elf Prozent der Demenzpatienten entwickeln im Krankenhaus ein Delir, während dieser Anteil bei allen anderen Patienten nur drei Prozent beträgt. Bei Patienten mit Femurfraktur liegt die Rate sogar bei fast 19 Prozent.

Spezialisierte Versorgung von Demenzkranken bleibt die Ausnahme

Trotz der bekannten Risiken werden laut BARMER-Report bislang nur fünf Prozent der demenzkranken Patienten in Kliniken mit einem speziellen Demenzkonzept behandelt. Dabei umfassen solche Konzepte einfache, aber wirksame Maßnahmen: gut strukturierte Tagesabläufe, eine klare Raumgestaltung, sichtbare Uhren und Kalender sowie flexible Besuchszeiten für Angehörige.

Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie listet derzeit nur rund 44 spezialisierte Einrichtungen in Deutschland. Diese Häuser verfolgen Ansätze einer demenzsensiblen Versorgung mit geschultem Personal und angepasster Umgebung. Dennoch bleibt ihr Anteil an der Gesamtzahl der Krankenhäuser gering.

Krankenhausaufenthalt wirkt sich häufig auch auf den Pflegebedarf aus

Rund elf Prozent der demenzkranken Patienten versterben während oder kurz nach der stationären Behandlung. Weitere sechs Prozent erhalten im Anschluss einen höheren Pflegegrad. Vier von fünf behalten ihren bisherigen Pflegegrad, was dennoch ein hohes Maß an Belastung für Angehörige bedeutet.

Etwa ein Fünftel der zuvor ambulant betreuten Menschen mit Demenz muss nach der Entlassung dauerhaft in eine stationäre Pflegeeinrichtung wechseln. Nur wenige kehren nach einer Zwischenphase in der Kurzzeitpflege wieder in ihr gewohntes häusliches Umfeld zurück.