Nach der Festnahme von zwei Verdächtigen im Fall des Louvre-Einbruchs sind nun Details zu den Ermittlungen bekannt geworden. Die Polizei konnte die Flucht eines Verdächtigen nach Algerien wohl im letzten Moment verhindern. Der Mann befand sich am Flughafen.

Eine Woche nach dem spektakulären Einbruch in den Pariser Louvre schlagen die Ermittler zurück: Zwei Verdächtige sitzen seit dem Wochenende in Untersuchungshaft. Von den gestohlenen Juwelen fehlt jedoch jede Spur – und zwei weitere mutmaßliche Komplizen sind flüchtig.

Die Festnahme der beiden Verdächtigen, die um die 30 Jahre alt sein sollen, war filmreif: DNA-Spuren am Tatort führten die Ermittler unter anderem zum Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle. Ein Verdächtiger war kurz davor, das Land zu verlassen. Der am Flughafen festgenommene Tatverdächtige wollte nach Algerien fliehen, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Justizkreisen erfuhr.

Der andere Verdächtige wurde in der Region Seine-Saint-Denis im Großraum Paris gefasst. Auch er hatte offenbar vor, das Land zu verlassen, sein Ziel sei Mali gewesen. Das zumindest berichtete „Le Figaro“.

Laut Medien waren beide Männer den Polizeibehörden bereits wegen Diebstahls bekannt. Einer soll französischer, der andere französisch-algerischer Staatsbürger sein. Von den beiden flüchtigen mutmaßlichen Komplizen fehlt bisher jede Spur.

Die Ermittler hoffen, dass DNA-Spuren, Fingerabdrücke und Videoaufnahmen ihre Fährte enthüllen – so wie bei den beiden festgenommenen Verdächtigen. Videoaufnahmen erlaubten immerhin, die Fluchtroute der Einbrecher bis ins Pariser Umland nachzuvollziehen – dorthin, woher auch die Verdächtigen stammen sollen.

Schadeten Medienberichte die Ermittlungen?

Noch bevor die Festnahmen offiziell bestätigt wurden, hatten die Zeitung „Le Parisien“ und das Magazin „Paris Match“ darüber berichtet. Die zuständige Staatsanwältin Laure Beccuau beklagte, dass die Informationen über Festnahmen vorzeitig an die Medien weitergegeben worden seien. Dies könne „den Ermittlungsbemühungen der rund 100 Ermittler, die sowohl nach dem gestohlenen Schmuck als auch nach den Tätern suchen, nur schaden“, sagte Beccuau.

Staatsanwältin Beccuau gab weitere Informationen zum Verlauf der Ermittlungen bekannt. So seien die unter anderem auf die Verfolgung von Kunstdiebstählen spezialisierten BRB-Einheiten des Innenministeriums sowie die auf den Diebstahl und illegalen Handel mit Kulturgütern spezialisierte Einheit OCBC daran beteiligt. An den Tatorten seien mehr als 150 DNA-Spuren und Fingerabdrücke genommen worden.

Hatte ein Sicherheitsmitarbeiter des Louvre Kontakt zu den Tätern?

Könnten die beiden festgenommenen Verdächtigen nur Handlanger sein? Wer steckt wirklich hinter dem spektakulären Coup im Louvre – eine organisierte kriminelle Bande, wie Staatsanwaltschaft und Innenminister Laurent Nuñez vermuten? „Das sieht nach organisierter Kriminalität aus, wir werden sehen“, sagte Nuñez der Zeitung „La Tribune Dimanche“.

Gab es sogar Komplizenschaft innerhalb des Museums? Auch dieses Szenario schließen die Ermittler nicht aus. Hinweise der englischen Zeitung „The Telegraph“ legen nahe, dass ein Sicherheitsmitarbeiter vor dem Raub Kontakt zu den mutmaßlichen Tätern hatte und möglicherweise aktiv Informationen weitergegeben hat. Von den Festgenommenen erhoffen sich die Ermittler auch hierzu neue Erkenntnisse.

So lief der Diebstahl ab

Der Überfall war minutiös vorbereitet: Am 19. Oktober war das Einbrecher-Quartett mithilfe eines Lastenaufzugs in die erste Etage des berühmten Museums gelangt und hatte mit einem Trennschleifer zwei Vitrinen geöffnet. Die Diebe erbeuteten acht mit Diamanten und Edelsteinen verzierte Schmuckstücke der französischen Kronjuwelen.

Der Einbruch erfolgte eine halbe Stunde nach Museumsöffnung und dauerte keine zehn Minuten. Die Täter entkamen auf Motorrollern. Staatsanwältin Beccuau schätzte den Schaden unter Berufung auf das Museum auf 88 Millionen Euro.

Doch den Kriminellen unterliefen Fehler: So verloren sie im Verlauf des Einbruchs eine Krone, die einst Eugénie de Montijo gehört hatte, der Ehefrau des letzten französischen Kaisers Napoleon III. Die Krone wurde beschädigt, kann aber laut Louvre-Direktorin Laurence des Cars restauriert werden.

Es sollte nicht der einzige Fehler bleiben: Einer der Männer zog seine gelbe Weste aus und hinterließ sie am Tatort. Außerdem fanden die Ermittler Helme, Handschuhe, ein Schweißgerät, ein Walkie-Talkie, eine gelbe Warnweste und Trennscheiben, teilweise mit Benzin übergossen – und damit rund 150 DNA-Spuren.

Von den übrigen gestohlenen Schmuckstücken fehlt eine Woche nach dem Diebstahl noch jede Spur. Experten befürchten, dass die Beute zerlegt und eingeschmolzen wird.

dpa/AFP/jho