München hat sich mit klarer Mehrheit für eine Olympia-Bewerbung entschieden. In Hamburg ist der Weg noch weit: Der Bürgerentscheid folgt erst im Frühjahr 2026 – und in der Debatte gibt es neben Euphorie auch Skepsis und Sorgen über mögliche Kosten.

München hat entschieden: Rund 66 Prozent der Teilnehmer an der Olympia-Befragung stimmten am Sonntag für eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2036, 2040 und 2044. Damit startet die bayerische Hauptstadt nach eigener Ansicht mit Rückenwind in die Bewerbungsphase. Hamburg hingegen muss sich noch gedulden. Das Referendum, bei dem die Hamburger über eine Bewerbung abstimmen, ist erst für den 31. Mai 2026 angesetzt.

Das klare Votum aus München sei „ein starkes Zeichen“, meint Hamburgs CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Die Menschen wollten Olympia und sie wollten es in ihrer Stadt. Dieses Signal solle Hamburg wachrütteln. Doch die Stimmung an der Elbe ist verhalten. Laut einer NDR-Umfrage fehlt vielen die Begeisterung. Thering fordert den Senat auf, Emotionen zu wecken, Fakten zu liefern und Perspektiven aufzuzeigen. Olympia sei mehr als Sport: „Es ist ein Impuls für Wirtschaft, Infrastruktur und gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann warnt vor „großen Zweifeln“, ob Hamburg unter Rot-Grün der „Herkulesaufgabe Olympia“ gewachsen sei. Zu viele infrastrukturelle Fragen seien offen, zu viele finanzielle Risiken stünden im Raum. Vor dem Hintergrund milliardenschwerer Großprojekte und des gescheiterten Klimaentscheids sieht er erhebliche Risiken.

Auch die Linke mahnt zur Vorsicht. Für die Münchner Abstimmung habe es „noch keinerlei belastbare Aussagen zu den Kosten“ gegeben, sagt Martin Wolter. In Hamburg sei die Lage anders: Angesichts geplanter Milliarden für Oper, Naturkundemuseum und U5-Bau werde die Stadtgesellschaft Klarheit über zusätzliche Belastungen verlangen. Anfang Februar plant der Senat, Zahlen vorzulegen. Wolter glaubt: „Hamburg wird ganz sicher keinen Blankoscheck wie in München ausstellen.“

Die Olympia-Planer in Hamburg setzen dennoch auf Rückenwind. „Das ist ein großartiges Zeichen des Aufbruchs und der Zuversicht“, sagt Steffen Rülke, Leiter der Bewerbung. Jetzt gehe es darum, „gemeinsam unsere eigene Olympia-Geschichte weiterzuschreiben und das Konzept auszuarbeiten“. Ziel sei eine Bewerbung, „die zu Hamburg passt und hinter der die Stadtgesellschaft steht“.

Parallel zur Debatte beginnt Hamburg mit der digitalen Bürgerbeteiligung. Neben Veranstaltungen in den Bezirken können Interessierte ab sofort online mitmachen und Vorschläge einreichen. Die Umfrage umfasst Themen wie Mobilität, Nachhaltigkeit und Sport. Dort können Teilnehmer auch mitentscheiden, welche fünf zusätzlichen Sportarten – etwa HYROX, Stand Up Paddling, Padel oder Beach-Hockey – Hamburg dem DOSB vorschlagen soll.

Die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), welcher deutsche Bewerber ins internationale Rennen geht, fällt im Herbst 2026. Hamburg tritt neben München auch gegen Berlin und die Rhein-Ruhr-Region an.

juve mit dpa