Verletzte und Toter

Deutsches Journalisten-Team in der Ukraine angegriffen

Aktualisiert am 27.10.2025 – 14:02 UhrLesedauer: 2 Min.

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Anti-Drohnen-Käfig: Ukrainische Einheiten im Frontgebiet sind ständig der Gefahr russischer Drohnen ausgesetzt. (Quelle: IMAGO/Titov Yevhen/ABACA/imago-images-bilder)

Aus dem Nichts ertönt ein Surren – dann folgt eine tödliche Explosion. Ein Reporter-Team hat in der Ukraine einen Drohnenangriff hautnah miterlebt.

Ein Reporter-Team der „Welt“ ist in der Ukraine bei einem russischen Drohnenangriff verletzt worden. Der Angriff ereignete sich in der Nacht zum 13. Oktober in der Region Dnipro, rund 20 Kilometer von der Frontlinie entfernt. Während der Begleitung einer mobilen Drohnenabwehreinheit der ukrainischen Armee schlug eine russische Lancet-Drohne in den Militärlaster der Einheit ein. Mehrere Menschen wurden verletzt, ein ukrainischer Soldat kam ums Leben.

Die „Welt“ hat den Vorfall nun selbst öffentlich gemacht und ein Video publiziert, das den Einschlag zeigt. Chefreporter Ibrahim Naber blieb unverletzt, Kameramann Viktor Lysenko und Producer Ivan Z. erlitten Splitterverletzungen. Der getötete Soldat, der 48-jährige Konstantin, war Mitglied der begleiteten Einheit.

Das Team befand sich in einer sogenannten „Todeszone“ – einem rund 20 Kilometer von der Frontlinie entfernten Gebiet, das von russischen Kamikaze-Drohnen überflogen wird. Diese günstigen und massenhaft eingesetzten Fluggeräte sind am charakteristischen „Surren“ zu erkennen, das für die ukrainischen Soldaten zum Inbegriff der ständigen Bedrohung geworden ist.

Chefreporter Naber beschreibt den Vorfall in einem emotionalen, aus der Ich-Perspektive geschriebenen Text. Er schildert die Sekunden nach dem Einschlag: die Druckwelle, die Schreie seiner Kollegen und den Versuch, den verletzten Ivan Z. in Sicherheit zu bringen. „Ist das gerade wirklich passiert? Lebe ich?“, gibt er seine Gedanken nach dem Angriff wieder. Gemeinsam mit Lysenko habe er den schwer verletzten Kollegen in eine Baumreihe gezogen und mit einer Abbindeschlinge notversorgt.

Ivan sei an beiden Beinen getroffen worden und habe stark geblutet. Sie hätten ihn notdürftig behandelt und dann auf Hilfe der Armee gewartet. Soldaten der Brigade hätten sie abgeholt und in ein Lazarett gebracht. Aus Ivans Bein wurde ein Schrapnell entfernt, dann kam die Entwarnung: Das Bein müsse nicht amputiert werden; in ein paar Wochen könne er wahrscheinlich wieder laufen.

Naber schreibt, der getötete Soldat habe kurz vor dem Angriff noch ein Interview gegeben. Konstantin habe dabei erklärt, wie seine Einheit russische Drohnen mithilfe von Wärmebildtechnik bekämpft – und noch gelacht, als er die vermeintlich ukrainische Drohne am Himmel sah. Minuten später starb er bei dem Einschlag der russischen Lancet-Drohne.

Laut „Welt“ kümmert sich das Medienhaus nach dem Angriff nicht nur um seinen Reporter, sondern auch um den frei beauftragten Kameramann Viktor Lysenko und den Producer Ivan Z., um ihnen die entsprechende Versorgung zukommen zu lassen.