«Totales Chaos»: Deshalb hält Donald Trump an seinem Skandal-Minister fest
Er leistet sich einen Fehler nach dem anderen. Zuletzt teilte Pentagon-Chef Pete Hegseth geheime Angriffspläne mit seiner Gattin. Dennoch ist der US-Präsident überzeugt von ihm. Wie lange noch?
Pete Hegseth greift auf eine bewährte Verteidigungsstrategie zurück, um seinen eigenen Hals zu retten. Die Vorwürfe, mit denen er sich als Verteidigungsminister konfrontiert sehe, seien vollständig erfunden. Sie hätten nichts mit der Realität zu tun. Und: Ziel der «Saboteure» sei es, Donald Trump das Leben schwer zu machen. Das werde er aber nicht zulassen, sagte Hegseth am Dienstag dem Nachrichtensender Fox News Channel, seinem ehemaligen Arbeitgeber.
Pete Hegseth sieht sich umgeben von Kritikern und Saboteuren. Der amerikanische Verteidigungsminister am Montag während eines Anlasses im Weissen Haus in Washington.
Bild: Alex Brandon / AP
Tatsache aber ist: Auch das Weisse Haus scheint langsam die Geduld mit dem Polit-Neuling zu verlieren, der seit knapp drei Monaten an der Spitze der Behörde steht. Zwar sprach ihm Trump diese Woche erneut das Vertrauen aus. Der Präsident sagte im Weissen Haus: «Pete macht eine tolle Arbeit.»
Hegseth teilte Angriffspläne mit seiner Frau
Den Beratern des Präsidenten ist es aber nicht entgangen, dass Hegseth sich eine lange Liste von Schnitzern erlaubt hat. Im Pentagon herrsche «totales Chaos» und die oberste Führungsriege sei «fast vollständig kollabiert», schrieb etwa sein ehemaliger Pressesprecher in einem Gastbeitrag für die Publikation «Politico».
. @SecDef set the record straight on the LEAKERS:
„Those Folks who were leaking and who were pushed out the building are now attempting to LEAK and SABOTAGE the president’s agenda and what we’re doing…“ pic.twitter.com/FokhW7jCdt
— DOD Rapid Response (@DODResponse) April 22, 2025
Dazu passt, dass sich der Verteidigungsminister nicht an die Regeln halten will, die für jeden gemeinen Soldaten, für jede gemeine Soldatin gelten. So machte die «New York Times» über das Osterwochenende publik, dass Hegseth geheime Angriffspläne gegen die Huthi-Rebellen in Jemen mit seiner Frau, seinem Bruder und seinem persönlichen Anwalt geteilt habe.
Jennifer Hegseth ist eine ehemalige TV-Produzentin, die der damals bereits verheiratete Fernsehmoderator während seines Gastspiels auf Fox News kennenlernte. Sie ist keine Angestellte des Verteidigungsministeriums. Sein Bruder Phil und sein Anwalt Tim Parlatore arbeiten für das Ministerium. Warum sie über anstehende Luftangriffe in Jemen informiert werden mussten, ist unbekannt.
Der amerikanische Verteidigungsminister Pete Hegseth (rechts) während einer Kabinettssitzung mit Präsident Donald Trump.
Bild: AP
Schon letzten Monat war Hegseth Teil eines Gruppenchats auf dem Kommunikationsdienst Signal gewesen, an dem sich achtzehn Beraterinnen und Berater des Präsidenten beteiligt hatten. Der Chat war später von einem Journalisten veröffentlicht worden, der aufgrund eines Versehens von Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz eingeladen worden war.
Alkoholprobleme und Kündigungen
Sorgen bereitet dem Weissen Haus auch das personelle Chaos im Pentagon. Zuletzt wechselte Hegseth fast die gesamte Beraterriege aus, die ihn seit Ende Januar im Verteidigungsministerium umgeben hatte. Unter anderem feuerte der Verteidigungsminister seinen Stabschef Joe Kasper aus. Der Vorwurf an Kasper: Dem Stabschef sei es nicht gelungen, den Informationsfluss im Büro des Pentagon-Chefs besser zu organisieren. Stattdessen habe Kasper die Gäste von Hegseth mit wilden Geschichten über Besuche in einem Stripteaselokal unterhalten.
Hegseth ist aber nicht erst seit seines Amtsantritts umstritten. Während des Bestätigungsverfahren sorgten mehrere Skandale des 44-Jährigen für Schlagzeilen. So soll er einer Frau 50’000 Dollar bezahlt haben, nachdem sie ihn des sexuellen Missbrauchs beschuldigt hatte. Obendrauf wurde ihm vorgeworfen, bei öffentlichen Auftritten öfter zum Glas Wein gegriffen zu haben. Sollte er als Verteidigungsminister bestätigt werden – versprach er damals – werde er nicht mehr trinken.
Ob er sein Wort gehalten hat, bezweifelte der demokratische Abgeordnete Jimmy Gomez nach dem ersten Signal-Chat-Skandal. Bei einer Anhörung des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses fragte er Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard: «Wissen Sie, ob Pete Hegseth getrunken hat, bevor er geheime Informationen weitergegeben hat?»