Berlin – Die Münchner haben entschieden: Mit einer deutlichen Mehrheit von mehr als 60 Prozent der abgegebenen Stimmen votierten sie am Sonntag dafür, dass sich ihre Stadt als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewirbt.
Es kam, wie es kommen musste: Die bayerische Staatsregierung hat mit viel Elan und guter Laune lange und vorausschauend unter der eigenen Bevölkerung für Olympia geworben. Die Präsentation, die man online einsehen kann, ist sympathisch, freundlich und voller Energie. So wurde eine positive Grundstimmung erzeugt.
Abstimmungstermin in Berlin noch offen
München ist seinen drei Konkurrenten in Deutschland jetzt weit voraus: Nordrhein-Westfalen lässt erst im April 2026 abstimmen. In allen Städten dort, die für die Olympischen Spiele infrage kommen, ist ein „Ratsbürgerentscheid“ geplant. In Hamburg folgt eine Volksabstimmung im Mai 2026. In Berlin ist der Termin noch offen.
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Nach der Berliner Gesetzgebung darf eine Volksabstimmung nicht von der Landesregierung in Auftrag gegeben werden. Hier müssen Bürger Unterschriften sammeln, damit eine Abstimmung organisiert wird. Mit dieser Unterschriftensammlung ist derzeit der Landessportbund befasst, der sich mit vielen Mitarbeitern alle Mühe gibt. Trotz aller Mühe geht es aber nur langsam voran.
Durch diese Verzögerung ist Berlin weit abgeschlagen, denn die Weichen werden jetzt zügig gestellt: Am 6. Dezember berät der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die nächsten Schritte hin zum September 2026.
Dann, in elf Monaten, entscheidet eine außerordentliche Mitgliederversammlung des DOSB, welcher der vier deutschen Bewerber dem International Olympic Committee (IOC) vorgeschlagen wird.
Bis dahin wird das Volk in Berlin noch nicht entschieden haben. Ohne Volksabstimmung aber ist die Olympia-Bewerbung wenig wert. Sehr wahrscheinlich also, dass Berlin jetzt schon aus dem Rennen ist.
Das wäre bedauerlich, aber käme nicht unerwartet. In keiner Stadt ist der politische Widerstand gegen die Olympischen Spiele so groß wie hier. Im rot-grün-roten Senat unter den Regierenden Bürgermeistern Müller und Giffey traten Grüne und Linke, die Olympia konsequent ablehnen, sechs Jahre lang auf die Bremse. Erst mit dem Wahlsieg der CDU und Kai Wegner im Roten Rathaus wendete sich das Blatt, aber da war es fast schon zu spät.
Grüne und Linke gegen Olympia-Bewerbung
Grüne und Linke mobilisieren unterdessen weiter gegen Berlins Olympia-Bewerbung. Ihre Argumente überzeugen nicht. Olympia sei zu teuer, sagen sie. Aber Olympia kann auch ein finanzieller Vorteil sein, weil die Welt zu Gast ist und Geld in die Kassen spült.
Olympia sei eine Veranstaltung nur für die Elite, behaupten sie. Aber das stimmt nicht, denn Olympia feuert alle Sportler an, die Sehnsucht nach Gold führt zu Höchstleistungen.
Schade, dass die destruktive Stimmung in der Stadt so ausgeprägt ist. Aber vielleicht kommt alles anders und Berlin gewinnt doch noch. Zu wünschen wäre es unserer Stadt.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de