Nach einer beeindruckenden Siegesserie in Saudi-Arabien will sich Agit Kabayel am 10. Januar in Oberhausen endlich wieder den deutschen Fans präsentieren. Die Gegnersuche für das „Homecoming“ gestaltet sich schwierig, da wirft plötzlich Ex-Champion Daniel Dubois dem „Leberking“ den Fehdehandschuh hin und ein französischer Olympiasieger unterschreibt einen Kampfvertrag. Was steckt dahinter?

Agit Kabayel hat ein interessantes Wochenende hinter sich. Am Samstagabend weilte der deutsche Schwergewichts-Star in der O2 Arena von London und wurde Zeuge einer Sensation. 

Der britische Underdog Fabio Wardley schlug Joseph Parker aus Neuseeland in der elften Runde durch Technischen K.o. und ist dadurch der nächste Herausforderer von Schwergewichts-König Oleksandr Usyk. Eine Sensation. Für den klar favorisierten Parker ein unerwarteter Schock.

Einen ungleich netteren Schock hatte Kabayel da schon hinter sich. Der 33-Jährige stand im Vorfeld des Kampfes mit mehreren Top-Schwergewichtlern auf einer Bühne, unter anderem war Ex-Weltmeister Daniel Dubois da. 

Und der Brite eröffnete unerwartet das verbale „Feuer“ Richtung Kabayel. „Hört zu! Ich bin bereit loszulegen. Ich werde es mit Kabayel aufnehmen, ich bin bereit für ihn, bereit, wieder an die Spitze zu kommen“, tönte der 28-jährige Engländer.

Video: Exklusiv: Kabayel fordert Usyk heraus

Kabayel reagierte umgehend. „Lass uns den Kampf machen, Daniel. Es ist das Beste, was wir den Fans geben können“, sagte der Interims-Weltmeister des Verbandes WBC. 

Boxen: Dubois vs. Kabayel – alles nur Show oder wirklich was dahinter?

Die Körperhaken-Mühle aus dem Pott gegen den britischen Knockouter – es ist ohne Zweifel einer der besten Kämpfe, die zurzeit im Schwergewicht machbar sind. Aber wie viel Substanz steckt hinter Dubois‘ Ansage? Ist das Ganze Show, das handelsübliche Getöse, oder steckt wirklich etwas dahinter?

Nach Informationen von sport.de ist das Kabayel-Lager auf der Suche nach einem Gegner für den geplanten Deutschland-Kampf schon vor Wochen an das Management des ehemaligen IBF-Weltmeisters herangetreten. Denn: Der Deutsche will sich eigentlich nicht mit einem „Stay-Busy“-Kampf begnügen und seinen Status als WBC-Pflichtherausforderer von Weltmeister Usyk verwalten. Kabayel will die größtmögliche sportliche Herausforderung vor die Fäuste. Vor allem Dubois‘ neuer Trainer Tony Sims soll aber abgewunken haben. Umso überraschender kam jetzt dessen Auftritt in London.

In der Zwischenzeit hatte Team Kabayel andere Optionen ausgelotet, die Suche nach einem Gegner für den 10. Januar gestaltet sich dabei äußerst zäh. Lange galt der Albaner Nelson Hysa (Nummer 9 WBO, Nummer 7 WBA) als wahrscheinliche Gegnerwahl (sport.de berichtete). Nach einem dubiosen Sieg Hysas gegen den Kroaten Abel Pesut am 10. Oktober in Tirana hat Kabayel-Promoter Queensberry mit Chef-Strippenzieher Frank Warren die Option aber offenbar verworfen.

Kabayel: „Wichtiger, jetzt große Kämpfe zu machen“

Kabayel machte am Montag in einer Fragerunde mit Fans auf Instagram derweil deutlich, den Kampf mit Dubois anzustreben. „Schickt mir die Location“, schrieb der Bochumer unter anderem an die Adresse von Promoter-Veteran Warren, bei dem auch Dubois unter Vertrag steht. 

Ob dieser Kampf dann noch in Deutschland stattfinden würde, ist allerdings fraglich – was auch Kabayel bewusst ist. „Mein Traum ist es, das Boxen nach Deutschland zurückzubringen. Aber: Ich weiß, dass dieser Tag kommen wird und für mich ist es wichtiger, jetzt große Kämpfe zu machen“, antwortete der Bochumer auf eine entsprechende Frage eines Boxfans.

Er werde kämpfen „wo immer Daniel es will – ich werde da sein. England, Riad, Deutschland – schick mir einfach den Ort. Keine Ausreden.“

Video: Agit Kabayel zeigt RTL sein WBC-Gold

Olympiasieger unterschreibt Vertrag für Kampf gegen Kabayel

Wie sport.de erfuhr, hat Queensberry für Februar eine große Arena in England reserviert. Ein angemessener Schauplatz wäre also verfügbar. Genau wie Kabayel hat auch Dubois zurzeit keine wirklich attraktive Option für seinen ersten Kampf seit der schmerzvollen K.o.-Pleite gegen Usyk und dem Verlust der IBF-Krone am 19. Juli in Wembley.

Die IBF hat zwar einen WM-Ausscheidungskampf zwischen Dubois und dem Kubaner Frank Sanchez (ging 2024 gegen Kabayel k.o.) angeordnet. Allerdings dürfte dieses Duell in England kaum einen hinterm Ofen vorlocken und äußerst überschaubare Pay-per-View-Zahlen schreiben. Millionen-Börsen à la Saudi-Arabien sind indes für Duelle mit Gegnern aus der zweiten Reihe nicht drin – weder für Dubois in England noch für Kabayel in Deutschland. 

Dass Dubois vs. Kabayel schon im Winter stattfindet, scheint dennoch eher unwahrscheinlich. Aber: Im Sommer kommenden Jahres könnte es im Rahmen einer großen Boxshow zum deutsch-englischen Box-Blockbuster kommen – dann womöglich auch in einem deutschen Fußball-Stadion (sport.de berichtete) und um den WM-Titel, sofern Usyk den WBC-Gürtel nicht pflichtgemäß verteidigt.

Bleibt die Frage, gegen wen Kabayel boxt, wenn sich am Oberhausen-Plan für den 10. Januar nichts ändert. In einem Instagram-Video zeigte der Franzose Tony Yoka einen angeblichen Kampfvertrag für ein Duell mit Kabayel vor, den er unterschrieb. „Jetzt unterschreib du deinen Teil und wir sehen uns am 10. Januar im Ring“, forderte der Olympiasieger von Rio 2016. 

Yoka wurde schon vor Monaten als Gegner von Kabayel gehandelt. Der 2,01-Meter-Hüne steht ebenfalls bei Warren unter Vertrag. Aber: Im Boxgeschäft ist es üblich, dass große Promoter-Agenturen Verträge an mehrere Boxer schicken, um Optionen zu haben respektive sich diese offen zu lassen.

Sicher ist nur, dass vorerst nichts sicher ist.