Waffen liegen auf einem Haufen in einer Wohnung

Stand: 27.10.2025 17:23 Uhr

Unter anderem in Remscheid ist der Polizei am Sonntag ein Schlag gegen eine Gruppe mutmaßlicher illegaler Waffenhändler geglückt. Insgesamt vier Menschen wurden bei einer großen Polizeiaktion festgenommen.

In Wuppertal haben Montagnachmittag Polizei und Staatsanwaltschaft neue Details zu der Waffenrazzia am Sonntagabend bekannt gegeben. Demnach wurden die mutmaßlichen Waffenhändler, ein Deutscher und zwei Türken, schon seit Monaten unter anderem von verdeckten Ermittlern überwacht.

Diese Ermittler kauften auch Waffen wie Revolver und sogar eine Maschinenpistole im Wert von mehreren tausend Euro von den mutmaßlichen Waffenhändlern, um diese zu überführen.

Monatelange Ermittlungen

Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert und Leiter der Ermittlungskommission Michael Vagnsoe

Der Fall beginnt im Mai 2024. Damals erhielten Polizei und Staatsanwaltschaft Hinweise auf einen Kiosk in Remscheid, in dem neben Drogen auch Waffen zum Kauf angeboten wurden. Der vierte Festgenommene wurde im Zusammenhang mit Drogenhandel verhaftet. Auf die mutmaßlichen Waffenhändler wurden verdeckten Ermittler angesetzt. Als ihnen im Juli 2025 eine Maschinenpistole zum Kauf angeboten wurde, schrillten bei den Sicherheitsbehörden wohl die Alarmglocken, der Zugriff wurde vorbereitet.

Waffentransport überwacht

„Sollten das alles scharfe Waffen sein, ist daraus einer der größten Fälle von Kriegswaffen-Handel in NRW geworden“, so der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. Die Verdächtigen sind 34, 37 und 59 Jahre alt. Am Wochenende gab es anscheinend den Hinweis, dass es einen Transport durch die EU mit Kriegswaffen geben würde mit dem Ziel Remscheid. Daraufhin wurden die schon längst ausgestellten Haft- und Durchsuchungsbefehle vollstreckt, an fast einem Dutzend Wohnungen und anderen Räumen in Remscheid, Hamm und in Borxleben in Thüringen. In Hamm soll ein mutmaßlicher „Kunde“ eine Maschinenpistole gekauft haben. Die drei Verdächtigen sitzen jetzt wegen mutmaßlichen Handels mit Kriegswaffen in Untersuchungshaft.


Bilderstrecke
Ermittler zeigen Fotos von Kriegswaffenfunden

„Museum“ mit Kriegs-Devotionalien in Remscheid

Spektakulär war bei der Aktion der Fund in Remscheid: In einem Keller soll der 59 Jahre alte Verdächtige ein ganzes „Museum“ mit Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben. Die Funde dort: mindestens zwei scharfe Schusswaffen, elf weitere Waffen wie Messer und Bajonette, 12.000 Euro Bargeld, 100 Gramm Kokain, 330 Gramm Marihuana und Haschisch, dazu eine bisher ungezählte Menge an Kriegswaffen, darunter auch Handgranaten, Sprengstoff, Wehrmachtskarabiner und alte Maschinengewehre aus dem Zweiten Weltkrieg.

Schaufensterpuppen in Uniform

Einige der sichergestellten Waffen

Fotos der Polizei zeigten auch Schaufensterpuppen mit Kriegsuniformen. Deshalb wird auch wegen einer mutmaßlich extremistischen Gesinnung gegen einen der Verdächtigen ermittelt. Bislang liegen dafür laut Wuppertaler Staatsanwaltschaft jedoch keine Hinweise vor. Es gebe vielmehr sowohl Waffen aus NS-Beständen, als auch Weltkriegswaffen der Sowjetunion und moderne Waffen. Deswegen sei eher davon auszugehen, dass Geld das Hauptmotiv der Händler war.

Internationale Zusammenarbeit der Behörden

Laut Staatsanwaltschaft drohen den Verdächtigen jeweils bis zu zehn Jahre Haft. An den Ermittlungen waren auch andere Polizeibehörden beteiligt, wie Europol, das BKA, das LKA in NRW und die Bundespolizei.

NRW-Innenminister Reul zufrieden mit Festnahmen

Der NRW-Innenminister Herbert Reul bezeichnete die Festnahmen heute als „großen Schlag gegen die organisierte Kriminalität“. „Es ist gelungen, sowohl bandenmäßige organisierte Kriminalität im Drogenbereich, als auch gewerbsmäßige Verkäufe von Kriegswaffen offenzulegen. Es ist eine lange Arbeit gewesen, seit Mai letzten Jahres sind die unterwegs und haben auch mit internationaler Arbeit einen großen Erfolg erreicht.“ Und er zeigte sich erleichtert: „Ich bin sehr froh, dass es erstens zu Ende ist, aber vor allen Dingen, dass es gut gelaufen ist. Denn das erfordert auch professionelles Arbeiten. Da waren ja Waffen, da war Munition unterwegs, das heißt, da kann auch was passieren.“

Mehrfamilienhaus geräumt

Am Montag liefen die Durchsuchungen noch.

Am Montagmittag gingen die Durchsuchungen immer noch weiter. Da eine akute Gefahr durch die aufgefunden Gegenstände nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde das Mehrfamilienhaus in Remscheid, in dem sich der Keller befand, vollständig geräumt und Experten des Kampfmittelräumdienstes hinzugezogen.

Nachbarn haben Angst

Unterdessen haben sich auch Anwohner aus der Elberfelder Straße in Remscheid zu Wort gemeldet. Eine Nachbarin sagte: „Es macht einem Angst. Früher hat man gedacht, es passiert in Amerika, jetzt haben wir Amerika hier, direkt in meiner Nachbarschaft. Also, das finde ich jetzt nicht gerade so toll. Die Kriminalität ist hier so groß geworden, es macht einem nur Angst. … es ist einfach nicht mehr schön.“

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Staatsanwaltschaft Wuppertal
  • Polizei Wuppertal

Westdeutscher Rundfunk