28.10.2025 – Die EU-Energieministerinnen und -minister verständigten sich vergangene Woche in Luxemburg auf ein vollständiges Importverbot von russischem Gas – inklusive LNG – in die EU ab 2028.

Das Verbot für die Einfuhr von russischem Gas war langfristig geplant und ist Kernbestandteil des REPowerEU-Plans. Dies hat zum Ziel, die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu beenden. Das geplante Gesetz soll eine Notfallklausel enthalten, die es Ländern erlaubt, bei akuter Versorgungssicherheit das Importverbot für russisches Gas kurzfristig auszusetzen.

Gemeinsam mit dem EU-Parlament und der Kommission wird nun im sogenannten Trilogverfahren ein Gesetzesentwurf erarbeitet.

Russland, die EU, und das Erdgas

Eine große Mehrheit der EU-Staaten sprach sich beim Ministertreffen für ein Ende der russischen Gaslieferungen aus. Die Slowakei und Ungarn, die noch immer große Mengen russisches Gas beziehen, wurden überstimmt. Kurzfristige Verträge sollen bereits bis Mitte 2026 auslaufen. Ein vollständiges Ende aller Gasimporte – Pipelinegas und LNG – folgt bis Ende 2027. Deutschland bezieht bereits seit 2022 kein Pipelinegas mehr aus Russland.

Die EU-Staaten hatten in Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 und dem inzwischen seit Jahren währenden Krieg ihre Gasimporte aus Russland weitgehend reduziert. In den ersten Kriegsjahren drohte Russland Europa noch damit, ‚den Gashahn abzudrehen‘ und stürzte Europa in eine kostspielige Gaskrise. Inzwischen haben sich die meisten EU-Länder erfolgreich umorientiert und beziehen den Großteil ihres Gasbedarfs aus anderen Quellen. Die EU importierte im Jahr 2021 noch über 40 Prozent ihres Erdgases über Pipelines aus Russland, 2024 waren es nur noch etwa 11 Prozent. Mit über einem Drittel aller Gaseinfuhren war Norwegen 2024 der wichtigste Erdgaslieferant der EU.

Flüssiggas boomt

Viele EU-Staaten importieren vermehrt Flüssiggas (LNG), um die fehlenden Kapazitäten aus Russland auszugleichen. Deutschland baut seither etwa massiv LNG-Kapazitäten aus. Die Überkapazitäten des LNG-Ausbaus wurde von Umwelt- und Klimaschutzorganisationen scharf kritisiert. Die Verlagerung auf LNG bedeutet auch eine erneute Abhängigkeitsfalle, diesmal von den USA, die über die Hälfte des in die EU importierten LNGs liefern.

Tatsächlich erhöhten sich mit der Verlagerung auf LNG in den vergangenen Jahren auch die LNG-Importe aus Russland in die EU – teils direkt, teils verdeckt über Drittstaaten. Werden LNG-Importe miteingerechnet, bezog die EU 2024 noch knapp 19 Prozent ihrer Gasimporte aus Russland. An deutschen LNG-Terminals darf offiziell kein russisches Flüssiggas anlanden. Das deutsche Staatsunternehmen SEFE – ehemals Gazprom – ist allerdings rege an der Einfuhr russischen LNGs in die EU beteiligt. Deutsche und ukrainische zivilgesellschaftliche Organisationen forderten zu Beginn des Jahres einen Umschwung in der LNG-Politik der EU.

Putins Kriegskassen nicht weiter füllen

Russland erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit dem Export von Gas in die EU noch immer 15 Milliarden Euro, heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium. „Im für die Ukraine bevorstehenden vierten Kriegswinter muss klar sein: Russland darf seinen Krieg nicht weiter aus Energie- und Rohstofflieferungen an die Europäische Union finanzieren können“, sagt Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche zum Beschluss der Energieminister. „Wir werden Putins Kriegskassen nicht weiter füllen. Gleichzeitig gilt es, die Ukraine zu unterstützen, die Gasinfrastruktur wieder aufzubauen. Seit Oktober hat Russland gezielt fast 60 Prozent davon zerstört. Deutschland leistet hier aktive Aufbauhilfe, unter anderem mit 390 Millionen Euro für den Ukraine Energy Support Fund.“

Neben dem geplanten Importstopp für russisches Erdgas und LNG einigten sich die EU-Energieminister auch auf weitere Sanktionen gegen Russland. Mit dem einstimmig beschlossenen 19. Sanktionspaket steigt die Zahl der gelisteten Schiffe der russischen Schattenflotte, die u.a. europäische Häfen nicht anlaufen dürfen, auf 557. Importverbote für Steinkohle und Erdöl bleiben bestehen und der Finanz- und Dienstleistungssektor wird weiter eingeschränkt.

Von Sanktionen weiter unbeachtet bleibt der Handel mit russischem Uran. Der russische Staatskonzern Rosatom betreibt u.a. mehrere Projekte im niedersächsischen Lingen. Das Europäische Parlament hatte wiederholt gefordert, die Zusammenarbeit zu beenden. jb